Immer mehr Betriebe des Verkehrsgewerbes geben auf Grund der gestiegenen Spritpreise auf. "Die Situation spitzt sich zu", sagte der Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Thüringen des Verkehrsgewerbes, Ulrich Hoffmann, in einem dpa-Gespräch. Im vergangenen Jahr sei jeder 10. der insgesamt rund 600 Mitgliedsbetriebe im Freistaat in Konkurs gegangen. "Für dieses Jahr ist nichts anderes zu erwarten", sagte er. "Viele Unternehmer erwägen, ihre Fahrzeuge 'auszuflaggen' und den Sitz nach Tschechien oder Polen zu verlegen", sagte Hoffmann. Dort sei der Lohn der Mitarbeiter geringer und müsse weniger für Diesel gezahlt werden. Auch die Steuern und Abgaben lägen deutlich unter denen in Deutschland. Allein durch gestiegene Kraftstoffkosten müsse ein Unternehmer mit sieben Fahrzeugen pro Jahr mit höheren Aufwendungen von rund 100.000 Mark rechnen. "Die Benzinkosten haben mittlerweile bei weitem die Lohn- und Personalkoten übertroffen", sagte er. Deutsche Spediteure müssen sich der Konkurrenz sowohl aus Ost als auch West erwehren, sagte er. So erhalten Betriebe in den Niederlanden, Frankreich und Belgien von ihren Regierungen, wenn auch zeitlich begrenzt, Beihilfen zur wirtschaftlichen Entlastung. Fuhrunternehmen aus osteuropäischen Ländern versuchen illegal Touren innerhalb Deutschlands zu übernehmen. "Viele unserer Unternehmen werden fast erpresst, damit sie unter den Selbstkosten Frachten transportieren", beklagt Hoffmann. "Und die Bundesregierung sattelt rücksichtslos weiter auf." Das deutsche Verkehrsgewerbe leide unter einem unverhältnismäßig hohen Mineralölsteueranteil am Kraftstoffpreis, an der über EU-Niveau liegenden Kfz-Steuer und der Ökosteuer. "Laster auf den Autobahnen stören offenbar nur", meint er. "Dabei würde die Wirtschaft ohne die Transporte auf den Straßen lahm gelegt." (vr/dpa)
Verkehrsbetriebe wollen ausflaggen
LTV-Chef Hoffmann: 600 Unternehmen gingen in Thüringen in Konkurs