Basel/ Mannheim. Die Marktforschungsinstitute ProgTrans und das ZEW haben am Freitag die Ergebnisse ihrer Expertenbefragung zur „Entwicklung der Transportmärkte und Transportpreise in Deutschland im kommenden halben Jahr“ vorgelegt. Befragt wurden – wie seit 1998 viermal jährlich – rund 300 Spitzenkräfte der Transport- und verladenden Wirtschaft nach ihren kurzfristigen Prognosen hinsichtlich des Transportaufkommens und der Transportpreise im nationalen sowie grenzüberschreitenden Transport nach Westeuropa und Osteuropa bzw. im Luft- und Seeverkehr nach Europa, Nordamerika und Richtung Asien/Pazifik. Die aktuellen Ergebnisse für das 4. Quartal und deren Veränderungen gegenüber den Vorquartalen zeugten im Hinblick auf die Transportmengenentwicklung von einer recht pessimistischen Einschätzung der Transportkonjunktur, so die Experten. Die Nachfrage nach KEP-Dienstleistungen werde hingegen als relativ stabil eingeschätzt. Im Hinblick auf die Preisentwicklung kamen die ProgTrans und ZEW zu sehr unterschiedliche Einschätzungen: Dem Anstieg der LKW-Maut zum Jahresbeginn 2009 stehen sinkende Treibstoffkosten und ein zunehmender Wettbewerb bei sinkender Nachfrage gegenüber. Trotz des stark gestiegenen Pessimismus hinsichtlich der weiteren Konjunktur- und Außenhandelsentwicklung als den wesentlichen Bestimmungsgrößen der Transportnachfrage sind die Einschätzungen zum Transportaufkommen für die einzelnen Transportzweige und für die verschiedenen Relationen unterschiedlich. Bei der Luft- und Seefracht sind die Erwartungen nach boomenden Entwicklungen sehr zurückhaltend. Während das See- und Luftfrachtaufkommen im ersten Halbjahr des Jahres noch um 3,5 bzw. 8,6 Prozent gestiegen sind, sagen die Experten für die kommenden sechs Monaten sinkende Mengen voraus. Besonders pessimistisch ist ihr Einschätzung zu den Nordamerikaverkehren. Sehr schwach werden die Perspektiven auch im klassischen Schienengüterverkehr und bei der Binnenschifffahrt, aber auch im Straßengüterverkehr eingeschätzt. Nachdem bereits in den ersten Monaten des Jahres 2008 die Transporte von Kohle, Eisen oder Stahl rückläufig gewesen sind, zeigt das Barometer für das nächste Halbjahr ebenfalls ein sinkendes Transportaufkommen an. Im kombinierten Verkehr und vor allem bei den KEP-Diensten sind die Erwartungen nicht ganz so pessimistisch. Hier gehen die Expertenmeinungen weit auseinander – meist geht man von stabilen bis leicht sinkenden Aufkommensmengen aus. Im Bezug auf die einzelnen Transport-Relationen schneiden bei den Landverkehren die Osteuropaverkehre etwas günstiger ab, bei der Luft- und Seeschifffahrt die Asien- und Pazifikverkehre. Die Einschätzungen zur Preisentwicklung wurden gegenüber dem Vorquartal durchgängig zurückgenommen, sind laut ProgTrans und ZEW aber für die einzelnen Verkehrsträger und Relationen sehr unterschiedlich. Selten seien die Einschätzungen für dieselben Transportmärkte so uneinheitlich gewesen, berichten die beiden Marktforschungsinstitute. Dies liege daran, dass sich wesentliche Kosteneinflussgrößen in verschiedene Richtungen entwickelten: Die LKW-Maut steigt in Deutschland zum 1. Januar 2009 deutlich; die Kraftstoffpreise befinden sich nach dem sommerlichen Höhenflug auf dem Abstieg, und die stagnierende oder rückläufige Nachfrage trifft auf sehr unterschiedliche Wettbewerbssituationen. Beim Binnenschiff und den KEP-Diensten werden überwiegend stabile, bei der Luft- und Seefracht in der Tendenz eher sinkende als steigende Raten erwartet – nahezu 40 Prozent rechnen mit sinkenden Preise und fallenden Kerosinzuschlägen aufgrund des intensiveren Wettbewerbs um rückläufiger Ladungsmengen. Bei den übrigen Verkehrszweigen sei die Preisentwicklung umgekehrt. Im Straßen- und Schienengüterverkehr sind die Erwartungen steigender Preise am höchsten. Im Bezug auf die einzelnen Transport-Relationen sind die Preissteigerungserwartungen bei Schiene und Straße beim Binnen- höher als beim grenzüberschreitenden Verkehr. Bei der Luft- und Seefracht werden fallende Frachtraten eher interkontinental als im Europaverkehr erwartet. (ag)
Transportmarkt-Barometer prognostiziert sinkende Transportmengenentwicklung
ProgTrans und ZEW blicken pessimistisch in das kommende Halbjahr