Start der Kipper-Saison

Der Frühling sorgt traditionell für Anschub im Baugewerbe. Das hebt die Laune der Kipper-Hersteller weiter, die angesichts einer starken Konjunktur auf dem deutschen Baumarkt ohnehin gut ist. Auch wenn die Saison noch jung ist: Schwarzmüller stellt eine hohe Nachfrage nach Kippfahrzeugen fest, auch Meiller blickt aufgrund der hohen Auftragseingänge positiv auf das Jahr 2017. Genau wie Langendorf. Nur die schwer einschätzbaren Entwicklungen in Russland und den südlichen Ländern Europas sorgen bei Langendorf für eine verhaltene Prognose zum Anstieg des Umsatzwachstums. Konkurrent Kässbohrer plant drei Prozent mehr Umsatz. Und Patrick Spitznagel, Geschäftsführer des Zulieferers Hyva Germany, erwartet eine gute Auslastung der Bauindustrie und berichtet gar von Engpässen: "Wer kurzfristig einen Tiefbauer benötigt, wird feststellen, dass die Unternehmen über einen langen Zeitraum ausgebucht sind. Ebenso gibt es lange Lieferzeiten auf Fertighäuser und schlüsselfertige Baulösungen." Fliegl Trailer folgt der optimistischen Einschätzung und sieht ein erfolgreiches Jahr vor sich. Besonders hohe Erwartungen hat Schmitz Cargobull, wo man eine starke Nachfrage aus fast allen europäischen Märkten registriert. Die klare Ansage von Produktmanager Frank Reinartz: "Wir werden in diesem Geschäftsjahr erstmals ein Produktionsvolumen erreichen, welches höher liegt als vor der allgemeinen Wirtschaftskrise 2007/2008." Am Gewicht gespart Um am Boom zu partizipieren, haben sich die Anbieter mit Neuheiten gerüstet. Effizienz, Nutzlast und Digitalisierung lauten die großen Trends. "Nach wie vor ist die optimale Kombination von Leichtbau mit Leistungsfähigkeit eine der wichtigsten Eigenschaften im Nutzfahrzeugsegment", stellt etwa Antje Rübertus, Geschäftsfeldleiterin Vertriebssteuerung und Kommunikation bei Schwarzmüller, fest. Der Segmentmulden-Kippsattel mit Stahlfahrgestell und Aluminium-Mulde mit Verschleißboden ist demnach die gefragteste Kombination der Österreicher. Auch bei der auf der IAA 2016 präsentierten, überarbeiteten Kastenmulde, die in diesem Jahr in Serie anläuft, orientiert sich Schwarzmüller am Leichtbau, wie die neuen Aluminium-Profile zeigen. Bei dem jüngsten Kipper-Familienmitglied erhöhte der Hersteller mit einem Klick-System und dem Verschweißen der Profile an den Einfassungen die Stabilität. Spezielle Bleche und ein partiell verstärktes Bodenblech sollen den Verschleiß der Kastenmulde besser kompensieren. Das Fahrzeug ist ebenso wie die Segmentmulde thermoisoliert lieferbar (nachrüstbar). Der neue Front-Kippzylinder ist für Hochals auch Niederdruckanlagen geeignet und soll Unternehmern die Möglichkeit geben, jede Zugmaschine einzusetzen. App erhöht die Sicherheit Mit etwa 45 Prozent hat bei Schmitz Cargobull der Baustellen-Sattelkipper mit einem Muldenvolumen von 24 bis 28 Kubikmetern (Stahl-Rundmulde) bei den Auslieferungen die Nase vorn. Für das Jahr 2017 hat sich Schmitz die Markteinführung einer neuen Aluminium-Kastenmulde mit größerem Volumen in verschiedenen Varianten auf die Fahne geschrieben. Außerdem werden die aktuelle Fahrzeuggeneration und die Sicherheits-Funktionen bei der Control-App erweitert. Zudem erwarten die Cargobullen eine Ausweitung der Dienstleistungen bei den "Value Addes Services" im Kipperbereich. Daher stellt der Hersteller zu seinen bisherigen Angeboten von Full Service und Finanzierung ein weiteres Angebot in Aussicht. "Außerdem beobachten wir einen steigenden Fokus auf geringe Total Costs of Ownership", ergänzt Produktmanager Reinartz - und fährt entgegen der Meinung einiger anderer Hersteller fort: "Die Bedeutung des letzten Kilos bei der Gewichtsoptimierung nimmt ab." Flexibilität will Hersteller Reisch mit dem neuen Stone-R bieten. Den für den schweren Tiefbaueinsatz entwickelten Fahrzeugtyp gibt es folglich mit verschiedenen Fahrwerken: Luftfederung, klassisches Parabelfeder-Tandemaggregat mit Längsstabilisator und Mitten-Pendelaggregat (Waagenbalkenaggregat). Und die serienmäßige höhenverstellbare und Gummi gelagerte Zugvorrichtung lässt sich auch als hydraulisch gefederte und verstellbare Version ordern. Vor allem aber soll der Stone-R seinen robusten Charakter für den schweren Einsatz ausspielen, den ihm seine Bauweise, seine Hardox-DNA und die hydraulische Rückwand mit großer Entladeöffnung, mit serienmäßigem Doppelpendelgelenk, verleihen. Bei Meiller verspürt man aktuell eine deutliche Nachfrage nach mehr Ausstattung und Individualisierung. Da auch Effizienz und Schnelligkeit gefragt sind, hat Meiller im vergangenen Jahr den Abrollkipper RS 21 eingeführt, mit dem die Geschwindigkeit pro Arbeitszyklus verdoppelt und die Nutzlast durch reduziertes Eigenwicht erhöht wurde. In diesem Jahr präsentiert Meiller seine neue Kippsattelgeneration und kündigt den Kippsattel Halfpipe Alu sowie den Kippsattel Kasten Alu mit neuer Thermoisolierung an. "Zudem macht die Digitalisierung auch vor unserer Branche nicht halt und stellt die Hersteller vor neue Herausforderungen", ergänzt Elisabeth Egger, bei Meiller für Marketing und Kommunikation zuständig. Daher haben die Münchner die kostenfreie Meiller Diagnose App entwickelt, die eine Fehlbedienung oder -funktion am Kippaufbau erkennt und Vorschläge zur Fehlerbehebung auf das Smartphone schickt. Verbesserungen im Laufe des Jahres Am meisten Nachfrage verzeichnet Langendorf aktuell nach seinem dreiachsigen Sattelkipper mit ISOXX-Aluminium-Kastenmulde (70 Prozent), gefolgt von der gleichen Achsausführung mit ISOXX-Stahl-Halbschale (30 Prozent). Jüngster Neuzugang ist der auf der Bauma 2016 vorgestellte Kippauflieger SKA-HS mit Aluminium-Halbschale, die in der optimierten Ausführung auf einem Stahl-Chassis 4900 Kilo auf die Waage bringt. Der Kipper ohne Schütte verfügt über ein Muldenvolumen von etwa 24 Kubikmetern. Pressesprecher Robert Otto ergänzt: "Alle anderen Kippermodelle erhalten im Laufe des Jahres Serien-Anpassungen und Modellpflegen." Einige weitere Verbesserungen und Neuerscheinungen werden demnach momentan im praktischen Einsatz getestet. Haltedauern werden länger Generell erkennt man bei Langendorf, dass Kunden verstärkt auf hochwertige Fahrzeuge mit langer Nutzungsdauer setzen: "Der Trend geht weg vom Ersatz nach drei oder vier Jahren hin zu Fahrzeugen, die acht oder noch mehr Jahre im Fuhrpark verbleiben. Dies spart Ressourcen - von der Rohstoffnutzung bis hin zu dem oft unterschätzten Aufwand für Neubeschaffung", erläutert Otto. "Bei der Anschaffung von Nutzfahrzeugen ist neben dem niedrigen Eigengewicht und der hohen Nutzlast die Vielseitigkeit immer ein entscheidender Faktor", begründet Ester Groß, Technische Dokumentation bei Kempf, die Strategie bei den Kippfahrzeugen, vor allem auf Wirtschaftlichkeit und Vielseitigkeit zu setzen - auch bei isolierten Ausführungen. In diesem Jahr steht bei Kempf die Stahl-Mulde Light im Rampenlicht, ein Sattel-Kippauflieger für Müll- und Sondermülltransporte. Der Dreiachssattel-Kippauflieger aus hoch verschleißfestem Hardox-Stahl soll alle Bereiche von Stein, Kies, Beton und Schrott abdecken. Hohe Manövrierfähigkeit, hochfester Aufbau für schwerste Beladungen, eine intelligente Konstruktion der v-förmigen Mulde für leichte Entladung und der Stützrahmen zwischen Mulde und Fahrgestell für maximale Robustheit werden laut Kässbohrer immer stark nachgefragt. Und nun ist man im österreichischen Eugendorf auch für den boomenden deutschen Baumarkt einsatzbereit. Denn der Kässbohrer Kipper K.SKS BS - seit drei Jahren speziell für den russischen Markt in 22 und 32 Kubikmeter Volumen angefertigt - steht seit Anfang 2017 mit 24 Kubikmetern Volumen für den deutschen Markt zur Verfügung. Stahl und Alu ergänzen sich Beim Hydraulikhersteller Hyva sind derzeit Frontzylinder für Kipp-Sattelanhänger besonders nachgefragt - und auch die Kipp-Hydraulik für Sattelzugmaschinen erreichen laut Unternehmens-Aussagen derzeit Rekordmarken. Im Fokus stehen die neuen Frontpressen "Alpha" (siehe Kasten), die 2016 eingeführt wurden. "Ein Zylinder, der sowohl hoch- als auch niederdruckfähig ist, macht die Abstimmung und Disposition sowohl für den Betreiber als auch für den Fahrzeugbauer wesentlich einfacher", so Hyva-Germany-Geschäftsführer Patrick Spitznagel. In diesem Jahr will Hyva seine Unterflurzylinder für Dreiseiten-Kipplösungen überarbeiten. Und auch die Niederländer investieren in die Digitalisierung: "Wir werden kurzfristig mit einer Smart-Lösung auf den Markt kommen, die eine Vielzahl von Informationen aus der Kipp-Hydraulik zur Verfügung stellt. Die Kippvorgänge werden dadurch effizienter und sicherer", kündigt Spitznagel an. Fliegl Trailer hat zuletzt sein GreenLine-Konzept am Markt platziert, das neben einem Aerodynamik-Paket die konische Kippmulde mit niedriger Ladekante, niedrigem Schwerpunkt und schräger Stirnwand beinhaltet. Der Hersteller aus Triptis errechnet damit eine Dieselersparnis von bis zu acht Prozent. "Der wirtschaftliche Druck wächst", erklärt Margit Fliegl, Verwaltung Fliegl Fahrzeugbau, den Schritt. Darauf habe das Unternehmen eben mit Lösungen reagiert, die mehr Nutzlast ermöglichen. Nutzlastoptimierung lautet daher auch weiterhin das Ziel, wobei Fliegl betont: "Wir liefern Stahlmulden, die es in der Nutzlast mit den Alumulden anderer Hersteller aufnehmen, aber wesentlich widerstandsfähiger sind." Die Top-Neuheit des Jahres ist allerdings aus dem Leichtmetall: der GreenLine Dreiachs-Sattelkipper mit 25-Kubikmeter-Aluminium-Kastenmulde, der in der Basisausstattung rund 4000 Kilogramm wiegt und mit einer leichten 6-Tonnen-Zugmaschine eine Ladekapazität von 30 Tonnen bietet. Der verzinkte Kombianhänger und eine neue Generation des Baustoffanhängers sind weitere Neuheiten. Und da laut Fliegl auch im Baugewerbe Flexibilität und Variabilität immer wichtiger werden, hat sich deren Tochterunternehmen RPS Trailer Rental mit ihrem Mietpark entsprechend aufgestellt. Ebenfalls einen Anhänger hat Humbaur mit dem HTK 19 t Tandem-Dreiseitenkipper neu im Programm. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 19 Tonnen und einer massiven Brücke mit Längs- und Querverstrebungen eignet sich der HTK 19 nicht nur für Schüttgüter sondern auch für Baumaterialien wie Ziegelsteine und Betonquader. "Hinzu kommt, dass der Kipper bei jedem geeigneten Lkw angehängt werden kann und deutliche Vorteile bei der Fahrt in schwerem Gelände bietet", sagt Monika Niederreiner aus der Humbaur-Unternehmenskommunikation. Zudem zeichne sich das Fahrzeug durch ein "verhältnismäßig geringes Eigengewicht" (4000 Kilo) aus. Während die Hersteller bei den Neuheiten teils die gleichen Trends erkennen, wird die Nachfrage nach thermoisolierten Lösungen im Bereich des Asphalttransportes unterschiedlich bewertet. Nach den Vorgaben zur Steigerung der Asphalteinbauqualität aus dem Jahr 2014 veröffentlichte das Bundesverkehrsministerium (BMVI) im Dezember 2016 weitere Eckpunkte, etwa zur Temperaturerfassung - der Hype scheint jedoch abzunehmen. Manch Hersteller kommt zu der Einschätzung, dass sich der Markt nach Einführung der thermo-isolierten Kippmulden im Jahr 2014 nun eingependelt hat und hierzulande so langsam eine Marktsättigung zu spüren ist. Dafür gehen beispielsweise bei Schmitz Cargobull zunehmend Anfragen aus den europäischen Nachbarländern nach Sattelkippern mit unter Wirtschaftlichkeits-Gesichtspunkten optimierter Thermo-Isolierung ein (Stichwort: Total Cost of Ownership). Der Grundbedarf ist gedeckt Langendorf sieht sich mit Fahrzeugen, die sich für den nachträglichen Einbau eignen, gut gerüstet und erwartet nach einer hohen Nachfrage nach Fahrzeugen gemäß der Asphaltverordnung im Jahr 2016 für 2017 einen Anteil von 15 bis 20 Prozent an isolierten Fahrzeugen. "Flotten- wie Einzelkunden haben einen Grundbestand von isolierten Fahrzeugen beschafft, um bei Ausschreibungen die geforderten Fahrzeuge anbieten zu können. Stand heute scheint es, dass damit der große Bedarf befriedigt ist und sich jetzt die Nachfrage auf ein normales Niveau einpendelt", urteilt Pressesprecher Otto angesichts einer Isolationsausrüstung von rund 40 Prozent aller neu georderten Kipper in 2016. Noch zurückhaltender schätzt Fliegl Trailer die Situation ein: Im Gegensatz zum allgemein hohen Interesse an Standard-Kippern verzeichnet man in Triptis eine verhaltene Nachfrage nach thermoisolierten Fahrzeugen. Und Kässbohrer erwartet, dass es sich erst bis 2019 als gängiges Segment etablieren wird. Dafür will sich der Hersteller ab Ende 2017 auf "die Marktnische" einlassen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Kipper www.verkehrsrundschau.de/dossiers Neues vom Zuliefermarkt Das Alpha-Tier Es ist die fünfte Generation von Frontkipplösungen, die Hyva mit der aktuellen "Alpha"-Baureihe im vergangenen Jahr präsentiert hat. Das Highlight: Die Zylinder sind bis zu einer gewissen Hubhöhe nicht nur hoch-, sondern auch niederdruckfähig. Dadurch, dass sie zudem kleiner, leichter und robuster sind als ihre Vorgänger, können sie bei höheren Drücken betrieben werden und brauchen weniger Öl. Und auch sonst hat Hyva umfangreiche Optimierungen vorgenommen: an den jetzt gewichtsoptimierten Chassiskonsolen, an Abschalt- und Bedienfunktionen, an den am Zylinder angebrachten Kippventilen, an Behälter- und Filteroptionen sowie an den Pumpen, die mit bis zu 250 Bar arbeiten. All das soll für schnelleres Arbeiten, reduzierte Systemgrößen und reduziertes Gewicht sorgen. Verringerte Stillstandzeiten sind das Ziel des reduzierten Platzbedarfs für den Einbau, des schnelleren Anschlusses von Ventilen, Zylindern und Schläuchen, der wartungsfreien Dichtungen und der längeren Wartungsintervalle. Um das Risiko für Gefahren wie Fahrzeugüberschlag oder Schlauchbruch zu minimieren, hat das Unternehmen bei den neuen Alpha-Frontpressen die Zylinder-Überlappungen und Führungssysteme neu gestaltet und zylindermontierte HT-Kippventile mit neuer Überdrucksicherheit eingeführt. sl Anbieter* Benalu www.benalu.comCarnehl www.carnehl.euDautel www.dautel.deDinkel www.kdinkel.comEmpl www.empl.atFliegl www.fliegl-fahrzeugbau.deHGE www.hge-fahrzeugbau.deHumbaur www.humbaur.comKempf www.kempf.agKH-Kipper www.kh-kipper.plKögel www.koegel.comLangendorf www.langendorf.deLück www.lueck-fahrzeugbau.deMeierling www.meierling.deMeiller www.meiller.comMüller Mitteltal www.mueller-mitteltal.deReisch www.reisch-fahrzeugbau.deRessenig www.ressenig.atSchmitz Cargobull www.cargobull.comSchwarzmüller www.schwarzmueller.comZandt Cargo www.zandt-cargo.de*Auswahl

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