Schweiz sieht EU auch beim Alpentransit weiter in der Pflicht

08.12.2006 09:56 Uhr

Anrainerstaaten der Schweiz wie Deutschland sollen weitere Vorleistungen für einen verbesserten Alpentransit des Schwerverkehrs leisten

Bern/Schweiz. Auch die Anrainerstaaten der Schweiz wie Deutschland müssen nach Ansicht der Schweizer Regierung weitere Vorleistungen für einen verbesserten Alpentransit des Schwerverkehrs leisten. „Wir wünschen uns, dass Deutschland eine vergleichbare Maut wie in der Schweiz, also auf allen Straßen, einführt und die Anschlussstrecken zur Schweiz zügig ausbaut“, sagte Verkehrsminister Moritz Leuenberger in einem dpa-Gespräch. Hinzu komme eine wohlwollende Prüfung einer von der Schweiz initiierten Studie „Alpentransitbörse“, das von der Europäischen Union mitfinanziert wird. Ähnliche Erwartungen habe die Regierung in Bern auch an Italien oder Frankreich, sagte Leuenberger. In genau einem Jahr werde der Lötschberg-Basistunnel im Rahmen der Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (NEAT) seinen Betrieb aufnehmen können, sagte der Verkehrsminister. Nach Angaben der Verkehrsverantwortlichen sind die Arbeiten im Zeitplan, und es finden bereits Testfahrten statt. Insgesamt sieht Leuenberger, der der dienstälteste Verkehrsminister Europas ist, die Schweiz verkehrspolitisch auf dem richtigen Kurs. Derzeit rollen im Jahr 1,2 Millionen Lastwagen durch die Schweiz, bis 2009 soll sich ihre Zahl deutlich verringern. «Dazu wird bereits der Lötschberg-Tunnel beitragen, aber das richtige Verlagerungsziel auf die Schiene kann erst erreicht werden, wenn der Gotthard-Tunnel fertig ist.“ Der längste Tunnel der Welt soll dann helfen, die Zahl der alpenquerenden LKW auf 650.000 zu senken. „Dies ist die verfassungsrechtliche Vorgabe für mich“, sagte Leuenberger, der einräumt, dass es ein sehr ehrgeiziges Ziel sei. Nach Angaben Leuenbergers ist seit Einführung der Schweizer Schwerverkehrsabgabe (LSVA) im Jahr 2001 der alpenquerende Schwerverkehr um 14 Prozent zurückgegangen. „Dabei hat die transportierte Menge auf den Schienen um 15 Prozent zugenommen“, sagte er. Die LSVA animiere zur Verlagerung. „Wenn auch andere europäische Länder eine solche Maut einführen würden, könnte die Verlagerung der Güter auf die Schiene noch viel besser greifen“, sagte der Verkehrsminister. Den Transportunternehmen gehe es um Pünktlichkeit, den Preis sowie die Sicherheit. „Die LSVA hat zur Effizienzsteigerung und weniger Leerfahrten geführt - das wiederum sind auch Vorteile für den Umweltschutz“, sagte Leuenberger, der auch Umweltminister ist. Mit der Alpentransitbörse, bei der eine bestimmte Anzahl von alpenquerenden Fahrten verteilt und über eine Internetbörse gehandelt werden soll, könne dieser Prozess noch verbessert werden. (dpa)

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