Rüdinger gibt Gas

So ändern sich die Zeiten. "Eigentlich hätten wir uns aufgrund der niedrigen Margen fast aus dem Sammelgut zurückgezogen", erzählt Roland Rüdinger, geschäftsführender Gesellschafter der Rüdinger Spedition in Krautheim. Hat sich das Unternehmen aber nicht. Im Gegenteil. Seit Jahresanfang gibt Rüdinger im Stückgutgeschäft sogar richtig Gas. Digital-Kompetenz zahlt sich aus Gleich für fünf Kooperationen ist das baden-würtembergische Unternehmen jetzt tätig. Bislang hatte es in den Postleitzahlengebieten 74 und 97 ausschließlich für Online Systemlogistik Stückgut zugestellt und für Elvis Teilladungen. Seit Januar 2019 arbeitet Rüdinger zusätzlich mit 24Plus, Cargoline und ILN zusammen. Zudem hat sich Rüdingers Zustellgebiet durch die Cargoline-Migliedschaft in den Süden verschoben. "Wir haben nun ein perfektes Zustellgebiet", freut sich Rüdinger. Sonst hätte er den Schritt auch nicht gemacht, sagt er.Seine Entscheidung hat er nicht bereut. So hat sich seit Jahresanfang sein tägliches Sammelgut-Volumen im Eingang von bislang 100 auf 200 Tonnen verdoppelt. Gleichwohl müsse er nun, räumt er ein, intern die Strukturen nachziehen und weiter optimieren. Denn seine Mitarbeiter müssen durch die Zusammenarbeit mit fünf Kooperationen nun nach fünf Handbüchern arbeiten. Jeder Verbund habe eigene Standards und Prozesse. "Dadurch haben wir eine große Komplexität in den Prozessen", erklärt Rüdinger. Weil die VS Spedition in Würzburg ihr Stückgutgeschäft zum Jahresende 2018 eingestellt hat, fragte24Plus über Online Systemlogistik bei Rüdinger an, ob er auch diese Verkehre übernehmen könne. Er sagte zu und ist damit auch für 24Plus tätig. Immerhin hat Rüdinger personell aufgestockt: zwei neue Mitarbeiter im Büro, sechs zusätzliche im Umschlag sowie zehn neue Lkw-Fahrer - weitere fünf werden noch gesucht. "Trotzdem arbeiten wir derzeit an der Kapazitätsgrenze", sagt er. Doch die nächste Herausforderung im Sammelgut-Ausgang kommt: hier will Rüdinger noch mehr Mengen akquirieren. "Ohne unsere Digital-Kompetenz hätte ich mich das alles aber nicht getraut", sagt der Mittelständler. So habe er, nennt er ein Beispiel, seine Fernverkehrs-Lkw für die Digitalisierung so gerüstet, dass er diese auch im Nahverkehr einsetzen könne - ohne Abbruch in der Qualität. Nicht umsonst war Rüdinger in 2018 Gewinner des VR-Awards Digitalisierung der VerkehrsRundschau (VR13-14/2018). Diese Aktivitäten zahlen sich offenbar aus. So legte die Hohenloher Spedition im vergangenen Geschäftsjahr um 20 Prozent beim Gesamtumsatz zu und der Ertrag stieg sogar überproportional. "Wir haben systematisch an Rückladung gearbeitet und der Markt gab die Mengen auch her", freut sich Rüdinger. Wir konnten also deutlich mehr Rundläufe als 2017 fahren." Und auch im Jahr 2019 rechnet er mit 15 bis 18 Prozent Umsatzplus. Als Wachstumstreiber sieht der Firmenchef neben dem Stückgut klar die Lagerlogistik. Von insgesamt 13,2 Millionen Euro Investitionsvolumen in diesem Jahr sollen alleine 8,9 Millionen Euro in Gebäude fließen. Die Baugenehmigungen für zwei neue Lager in Weikersheim und Waldenburg liegen schon vor, beziehungsweise treffen wohl demnächst ein." Daten + Fakten Rüdinger SpeditionDie Rüdinger Spedition in Krautheim steigerte ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2018 um rund 20 Prozent auf 46,5 Millionen Euro. Im Bereich Spedition erwirtschaftete Rüdinger 44,5 Millionen Euro Umsatz und im Omnibusbetrieb 2,0 Millionen Euro. Die Wachstumstreiber waren die See- und die Luftfracht (10 Prozent Umsatzanteil), Lagerlogistik (15 Prozent Umsatzanteil), Teil- und Komplettladung (55 Prozent Umsatzanteil) und Stückgut (20 Prozent Umsatzanteil). eh