Praxistest Gefahrgut

Praxistest Gefahrgut„Das bisschen Gefahrgut“Von Gaskartuschen bis Lithium-Akkus – all das lässt sich heute im Internet bestellen. Bei diesen Produkten handelt es sich oftmals um Gefahrgut. Wissen Versandhändler, wie sie gefährliche Güter verpacken und versenden müssen? Ein Praxistest zeigt massive Defizite.Thomas Lipke, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels (BVH) und Chef des Versandhandelsunternehmens Globetrotter, reagiert prompt: „Das Thema Gefahrgut kommt jetzt auf unsere Agenda“, kündigt er gegenüber der VerkehrsRundschau an. Zudem werde der Arbeitskreis Logistik des Verbandes in Kürze einen Leitfaden zum Handling von Gefahrgut erstellen, unterstreicht Lipke (siehe Interview Seite 30).Dem Bundesverband des Deutschen Versandhandels bleibt fast keine andere Wahl – zu groß sind die Wissensdefizite vieler Versandhändler beim Verpacken und Versendern von Gefahrgut. Das zeigt ein umfangreicher Testkauf des Monatsmagazins Gefahrgut, Schwesterzeitschrift der VerkehrsRundschau. 25 Versandstücke, unter anderem Lithiumionen-Batterien und -Akkupacks, Batteriesäure, Gaskartuschen und Druckluft in Spraydosen, hatte die Redaktion in den letzten Monaten bei insgesamt 25 unterschiedlichen deutschen Versand- und Onlinehändlern bestellt und erhalten. Die Lieferungen wurden von mehreren Gefahrgutexperten überprüft.Fingerdick Batteriesäure in jeder TüteDas Ergebnis des großen Praxistests: Gerade einmal vier von insgesamt 25 Paketen waren in Ordnung und konnten ohne weiteren Aufwand zurückgeschickt werden. Bei über 80 Prozent der Versandstücke fehlten Kennzeichen, Hinweise auf Umverpackungen und/oder Ausrichtungspfeile. Lithiumbatterien und -akkus kamen grundsätzlich ohne Hinweis auf die enthaltenden Batterien an – obwohl unter den vier Absendern zwei namhafte, europaweit agierende Elektronikversandhändler waren. Ebenso schlimm: Viele Versandhändler reagierten nicht einmal, als die Redaktion die bestellten Waren retournieren wollte. Auf die Frage, was dafür notwendig sei, antworteten andere lapidar: Dafür benötige man lediglich einen Retourenschein. Was sie dabei übersahen, war die Tatsache, dass sich ein Käufer durch den Rückversand unbeabsichtigt strafbar macht. Grund: Durch den Rückversand wird er selbst zum Versender. Und hat er als Versender die Vorschriften nicht eingehalten und es kommt zum Schadensfall, muss er haften. Ihm drohen sogar strafrechtliche Folgen.Dabei hätten 13 Versandhändler für den Versand ihrer Produkte die Freistellungsregelungen für begrenzte Mengen nutzen können (siehe Seite 32). Doch nur zwei wiesen das dafür entsprechende Kennzeichen auf. Die anderen hätten dagegen die Vorschriften für Gefahrguttransporte in vollem Umfang umsetzen müssen. Ein anderer Fehler war, dass zum Beispiel Essigsäureflaschen und Schädlingsbekämpfungsmittel liegend transportiert wurden. Auf dem Essigsäurekarton war die UN-Nummer für Ameisensäure aufgeklebt. Auch der Vorteil (vorgeschriebener) ausreichender Polsterung wurde selten genutzt. Immerhin waren „nur“ bei fünf Bestellungen die Außenverpackungen ungeeignet. Das absolute „Gefahrgut-Highlight“ kam allerdings in einem Karton an, der schon bei seiner Anlieferung an der Unterseite feuchte Flecken aufwies: Fünf Ein-Liter-Flaschen mit Batteriesäure wurden so befördert. Die Flaschen liegend, alle in ZIP-Tüten verpackt. Und in jeder Tüte floss fingerdick Batteriesäure. Und das sind nur einige wenige Ergebnisse des Testkaufs.Alfred Winklhofer, bei der IHK Schwaben für Gefahrgutfragen zuständig, war über die Resultate des Praxistests nicht einmal überrascht. „Dieses Ausmaß habe ich erwartet,“ sagt er. Er bekomme aus vielen Unternehmen Anfragen zu Gefahrgut, nur nicht aus dem Versandhandel. „Offensichtlich sind sich Verpacker und Versender dieser Gegenstände über die Brisanz und Folgen bei Zwischenfällen nicht bewusst“, so das Fazit des Augsburger Gefahrgutexperten. Ebay sieht keinen AufklärungsbedarfTatsächlich scheint das Thema Gefahrgut im Internet-Versandhandel kaum angekommen zu sein. Selbst der frisch aktualisierte, 426 Seiten starke E-Commerce-Leitfaden der Universität Regensburg verweist gerade einmal mit einem einzigen Satz auf den sicheren Versand von Gefahrgütern – verbunden mit dem schlichten Hinweis, sich an die beteiligten Logistikunternehmen zu wenden. Auch BVH-Präsident Lipke muss die Frage nach einem Gefahrgutleitfaden oder -merkblatt verneinen. Der Verband sei allerdings stark daran interessiert, Aufklärung zu leisten, betont er. Nicht einmal die Handelsplattformen sehen Bedarf, aktiv Aufklärung zu betreiben. So teilt Maike Fuest, Pressesprecherin von Ebay auf Anfrage mit: „Da wir kein Versanddienstleister sind, haben wir nicht die Möglichkeit, den Versand zu kontrollieren oder Auflagen zu machen. Hier sind die Logistikunternehmen gefragt, die Bestimmungen für den Transport von derartigen Waren aufgestellt haben, an die sich die versendenden Verkäufer halten müssen.“ Und weiter: „Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Überwachung der Einhaltung dieser Bestimmungen sowie die Information der Kunden von den Logistikunternehmen selbst geleistet werden müssen“, so die Ebay-Sprecherin. Mit anderen Worten: Der schwarze Peter liegt bei den Transport- und Logistikdienstleistern. Sie müssen laut Ebay ihre Kunden über die entsprechenden Vorschriften informieren und zudem überwachen, ob sie diese Regelungen auch einhalten. Problem dabei ist: „Große wie kleine Versandhändler kennen nicht oder nur bedingt das Gefahrgutrecht. Sie wissen also in der Regel nicht, wie Gefahrgut zu verpacken, zu kennzeichnen oder zu beschriften ist“, weiß Bodo Koch. Er ist auf den Postversand spezialisierter Gefahrgutbeauftragter. Auch Schulungen und Unterweisungen in diesem Bereich finden laut Koch in Versandhandelsunternehmen „so gut wie nicht statt“. Die Folge dieser Unkenntnis ist: Wenn die gefahrgutrechtlichen Kennzeichen und andere Hinweise auf den Inhalt fehlen, dann können die Kurier-, Express- und Postdienstleister (KEP) unter Umständen gefährliche Versandstücke nicht von ungefährlichen unterscheiden. Das bestätigen Deutsche Post DHL, DPD und General Overnight GO! auf Anfrage der VerkehrsRundschau (siehe Kasten Seite 31).Falsche Verpackungen und fehlende Kennzeichen gehen dabei selten vom Hersteller aus. Auch das zeigt der Praxistest. So bestanden zwei der Lieferungen aus Lacken und Farben in Spraydosen. In einem Fall war alles korrekt – auf den zwei Kartons waren LQ-Kennzeichen (für Limited Quantities) sowie der Aufdruck „Aerosol“ vorhanden. Im anderen Fall wurden die Kartons mit gleichen Aufdrucken in eine ungekennzeichnete Außenverpackung gesteckt. Zweites Beispiel: Während der Fünf-Liter-Kanister Nitroverdünnung direkt beim Hersteller korrekt verpackt und einem Spediteur übergeben wurde, wurden im anderen Fall zehn Ein-Liter-Dosen (UN-zugelassen und in gekennzeichnetem Karton) in eine ungekennzeichnete Außenverpackung gepackt und versandt. Das kann allerdings nur passieren, wenn Mitarbeiter beim Versandhandelsunternehmen die Kennzeichen nicht kennen und sie für unbedeutend halten. Sicherheitsdatenblätter nutzenNur den Versandhandelsunternehmen die Schuld an dem Gefahrgutdebakel zu geben, wäre aber verkürzt. Denn es gibt auch Hersteller, die ihrer Informationspflicht nicht vollständig nachkommen, wie der Testkauf zeigte. So wies das Sicherheitsdatenblatt eines Herstellers die bestellten Rauchpatronen zwar als explosions-, gesundheits- und umweltgefährdend aus, aber nicht als Gefahrgut. Während die Innenverpackung entsprechend mit Gefahrstoffzeichen und der Zulassungsnummer der Berliner Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) gekennzeichnet war, war die handelsübliche Außenverpackung ungekennzeichnet. Ein Fehler, den ein Mitarbeiter des versendenden Händlers auch im Nachhinein nicht einsehen wollte, als es um den Rückversand der Ware ging. Obwohl die Zeitschrift Gefahrgut ein Anschreiben der BAM übermittelte, in dem es ausdrücklich heißt: „Der oben genannte Rauchkörper hat eine Zulassung nach Sprengstoffgesetz (...) Der verwendete pyrotechnische Satz ist zweifelsfrei explosionsgefährlich. Deshalb handelt es sich auch um einen Gegenstand, der der Klasse 1 zuzuordnen ist“, schlug der Mitarbeiter des Händlers lediglich eine handelsübliche Verpackung zum Rückversand vor. Das Ende vom Lied: Der Importeur veranlasste den Rücktransport mit UN-geprüfter Verpackung und verwies dabei auf das Sicherheitsdatenblatt des Herstellers. Doch auch dieser Hinweis – so viel sei gesagt – reichte nicht aus: Denn auch „nachgeschaltete Anwender“ in der Transportkette müssen Sicherheitsdatenblätter auf ihre Plausibilität prüfen (siehe „Bekanntmachung 220 – Sicherheitsdatenblatt“ unter www.baua.de/TRGS). Klare Absprachen mit LogistikpartnernFazit des großen Praxistests ist: Versandhändler müssen sich mit dem Thema Gefahrgut beschäftigen. Das mag zwar einigen Aufwand im Unternehmen bedeuten, sagt BVH-Präsident Lipke. Die Kosten müssen aber nicht unbedingt hoch sein. Denn in vielen Fällen reicht schon das richtige Kennzeichen (auf der Außenverpackung) und eine klare Absprache mit den jeweiligen KEP- und Logistikdienstleistern. Geschieht dies nicht, kann es wirklich teuer werden: Fällt zum Beispiel ein falsch oder nicht gekennzeichnetes Paket in einer Kontrolle auf, droht ein Bußgeld in Höhe von 500 Euro. Und wer sogar nachweislich gegen die geltenden gefahrgutrechtlichen Bestimmungen verstößt, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil, indem er erhöhte Beförderungskosten umgeht. In diesem Fall drohen nicht nur Abmahnung, sondern auch empfindlich hohe Bußgelder – dank des Paragrafen 10 zur Gewinnabschöpfung im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb. ❙❚■ Daniela Schulte-Brader, Eva HassaLithium-Akkus, Spraydosen oder Gaskartuschen sind Gefahrgut und müssen wie im Bild richtig gekennzeichnet werden Auch Stallfliegenkonzentrat gilt als Gefahrgut Praxistest GefahrgutGefahrgüter gelten selbst bei geringsten Mengen als Gefahrgut. Bei der Beförderung sind umfangreiche Vorschriften zu beachten und einzuhalten. Für jegliches Gefahrgut gilt:Das gefährliche Gut muss klassifiziert sein (Zuordnung einer UN-Nummer). Es ist also zu prüfen, ob Hinweise auf Gefahrstoffe vorhanden sind, zum Beispiel erkennbare Gefahrstoffkennzeichnungen auf den Innenverpackungen. Gegebenenfalls sind aktuelle Sicherheitsdatenblätter anzufordern und zu überprüfen. Bereithalten einer aktuellen Ausgabe des ADR (Europäische Gefahrgutvorschriften).Alle Personen, die an der Beförderung beteiligt sind, müssen nachweislich unterwiesen sein (siehe Kapitel 1.3 in Verbindung mit 8.2.3 ADR).Wenn die Regelungen zum vereinfachten Gefahrgutversand nicht eingehalten werden, können noch weitere Bestimmungen greifen, zum Beispiel die Pflicht zur Bestellung eines Gefahrgutbeauftragten nach Gefahrgutbeauftragten-Verordnung (GbV). Uwe Hildach, GefahrgutexpertePraxistest Gefahrgut„Das Thema Gefahrgut kommt jetzt auf unsere Agenda“Thomas Lipke, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels (BVH) und Chef des Versandhändlers Globetrotter in Hamburg.Viele Versandhändler haben enorme Defizite beim Verpacken und Versenden von gefährlichen Gütern. Das zeigte ein großer Praxistest der Zeitschrift Gefahrgut. Woran liegt das?Thomas Lipke: Dieser Test ist höchst unerfreulich für unsere Branche. Den meisten Versandhändlern dürfte aber schlichtweg nicht bewusst sein, dass bestimmte Produkte in die Gefahrgutkategorie fallen. Zumal viele nur kleine Bagatellmengen in diesem Bereich verschicken. Zudem weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, die rechtlichen Anforderungen in puncto Gefahrgut gesetzeskonform umzusetzen. Das ist sehr aufwendig. So müssen die Daten in der IT entsprechend gepflegt, die Zuständigkeiten der Mitarbeiter geklärt und die notwendigen Sendungsinformationen an die Logistikdienstleister übermittelt werden – um nur wenige Beispiele zu nennen. Nicht umsonst gelten die Gefahrgutbeauftragten in einem Unternehmen oft als Spaßbremse. Sind Versandhändler eigentlich gesetzlich dazu verpflichtet, ihren Paket- und Logistikdienstleistern den Inhalt ihrer Pakete mitzuteilen?Auf jeden Fall – zumindest wenn es sich um Gefahrgut handelt. Sollte ein Fahrer während seines Transports kontrolliert werden, muss er nämlich nachweislich wissen, was er geladen hat. Diese Informationen müssen also seitens der Versandhändler unbedingt an ihre Transport- und Logistikpartner fließen. Was wird Ihr Verband angesichts dieser enormen Defizite tun? Gibt es zum Beispiel schon einen Gefahrgutleitfaden oder ein Merkblatt über Gefahrgut für den Versandhandel?Beides gibt es bislang vom BVH nicht. Ein Leitfaden wäre aber in der Tat sehr hilfreich, um den Unternehmen aufzuzeigen, welche Produkte in welche Kategorie fallen. Außerdem müssten den Händlern die logistischen Abläufe beim Versand einer Gefahrgutsendung vor Augen geführt werden. Die Mitarbeiter unseres BVH-Logistik-Arbeitskreises habe ich diesbezüglich informiert. Das Thema Gefahrgut kommt jetzt auf unsere Agenda. Wir müssen die Defizite unserer Mitgliedsfirmen in diesem Bereich abstellen. Was raten Sie als BVH-Präsident Ihren Mitgliedsfirmen nun zu tun?Ich kann an diese nur appellieren: Nutzen Sie die Kontakt- und Vernetzungsmöglichkeiten über den Bundesverband des Versandhandels, tauschen Sie sich mit anderen Unternehmen über das Thema Gefahrgut aus. Notfalls aber müssen Versandhändler bestimmte kritische Produkte aus ihrem Verkauf herausnehmen, wenn ihnen die Gefahrgutvorschriften zu kompliziert sind. ehInterviewThomas LipkePraxistest GefahrgutWas KEP-Dienstleister sagenIgnorieren Versandhändler die Gefahrgutvorschriften? Welche Erfahrungen Kurier-, Express- und Postdienstleister (KEP) machen: DPD Dynamic Parcel Distribution: „Eine Kontrolle des Paketinhalts durch DPD ist praktisch nicht möglich“, betont DPD-Gefahrgutexperte Günther Richter. Es liege daher „in der Verantwortung des Kunden, die Ware als Gefahrgut zu erkennen und entsprechend auszuzeichnen“. Richter wörtlich: „Der Kunde ist für die korrekte gefahrgutrechtliche Kennzeichnung der Pakete verantwortlich sowie für die ordnungsgemäße Verpackung, das Anbringen eines zusätzlichen DPD-Labels für Gefahrgutsendungen sowie ein korrektes und vollständiges Beförderungspapier.“ Unvollständig gekennzeichnete Gefahrgutpakete nehme DPD für den Transport nicht an, betont er. Wie oft dies vorkomme, sagt er nicht. Nur so viel: Oft würden Feuerzeuge als Werbegeschenke versandt, obwohl diese als Gefahrgut deklariert werden müssen.Deutsche Post DHL: „Alle Pakete unterliegen § 10 Grundgesetz („Postgeheimnis“)“, sagt ein Sprecher von Deutsche Post DHL. „Wenn ein Paket mit Gefahrgut bei DHL Paket eingeliefert wird und nicht gekennzeichnet ist, darf es nicht geöffnet werden.“ Nur bei Beschädigungen werden beim Nachverpacken etwaige Verstöße bemerkt, sagt er. Deutsche Post DHL würde dann die entsprechenden Kunden darüber informieren. GO! General Overnight (Deutschland): „Unser Verbund hat nur vereinzelt mit Versandhändlern zu tun, und zwar, wenn es um besonders eilige oder termingebundene Ware geht“, sagt Ulrich Nolte, Geschäftsführer von General Overnight GO!. Fokus von GO! sei das B2B-Geschäft, und dort kennen laut Nolte die Firmen in der Regel die Gefahrgutproblematik. „Welche Ware sich aber letztlich in den Packstücken befinde, wissen wir nicht, weil wir diese nicht öffnen dürfen“, räumt er ein. „Für den Fall von Gefahrgut ist der Versender aber gesetzlich dazu verpflichtet, uns den Inhalt der Ware zu deklarieren“, betont Nolte. „Der Versender muss also die Sendung entsprechend kennzeichnen und verpacken. Das ist seine Aufgabe. Da sind wir auf seine Angaben angewiesen.“ ehpraxisPraxistest Gefahrgut Vereinfachter GefahrgutversandUnter gesetzlich genau definierten Vorschriften können Gefahrgüter unter erleichterten Bedingungen befördert werden – Stichwort Freistellungsregelungen. Unter welchen Voraussetzungen dies möglich ist, zeigen folgende Basisinformationen. Ausführliche Checklisten für die Beförderung von Begrenzten Mengen stehen zum Download bereit auf der Homepage www.gefahrgut-online.de im Menüpunkt „Fachinformationen“ unter der Meldung „LQ-Checkliste nach ADR 2011“. Befreiungen aufgrundWesentlicher InhaltSymbole/KennzeichenSondervorschriften (SV)Tabelle 3.2A, Spalte 6 ADRDie Beförderung bestimmter gefährlicher Güter wird durch Sondervorschriften des Kapitels 3.3 teilweise oder vollständig von den Vorschriften des ADR freigestellt. Die Freistellungen gelten, wenn unter dem Eintrag des gefährlichen Gutes in Kapitel 3.2 Tabelle A Spalte 6 die Sondervorschrift aufgeführt ist.Vollständige Befreiungen sind möglich, aber es müssen die in den Sondervorschriften genannten Bedingungen eingehalten werden. Das gilt beispielsweise fürUN 3065 Alkoholische GetränkeUN 2794 Batterien, nass gefüllt mit Säure, oder UN 3480 Lithium-Ionen-Batterien (SV 188)z. B. bei Lithiumbatterien Begrenzte MengenTabelle 3.2A, Spalte 7a) / Kapitel 3.4 ADRBestimmte gefährliche Güter können Freistellungen unterliegen, vorausgesetzt, die Vorschriften des Kapitels 3.4 werden erfüllt.Die Spalte 7a enthält die Höchstmenge des Stoffes je Innenverpackung oder Gegenstand für die Beförderung gefährlicher Güter in begrenzten Mengen in Übereinstimmung mit Kapitel 3.4.Hinweis: Die gesamte Bruttomasse eines Versandstücks darf 30 kg nicht überschreiten.Freigestellte MengenTabelle 3.2A, Spalte 7b) / Kapitel 3.5 ADRBestimmte gefährliche Güter können Freistellungen unterliegen, vorausgesetzt, die Vorschriften des Kapitels 3.5 werden erfüllt.Hinweis:Die Mengengrenzen sind hier sehr klein (zwischen 1 und 30 g/ml je Innenverpackung und 300 bis 1000 g/ml je Versandstück).„1000 Punkte“-Regelung, Tabelle 3.2A, Spalte 15) / Kapitel 1.1.3.6 ADRWenn die mit einer Beförderungseinheit beförderten Mengen gefährlicher Güter die angegebenen oder berechneten Werte nicht überschreiten, dürfen sie in Versandstücken in derselben Beförderungseinheit befördert werden, ohne dass wichtige Vorschriften (z. B. Kennzeichnungspflicht, Fahrerschulung, Schutzausrüstung) anzuwenden sind.Anmerkung: Wichtig: Beim Postversand von Gefahrgut: Hier gelten besondere Regelungen der KEP- und Postdienstleister. Die erlaubten Mengen (LQ – Limited Quantities) weichen von den Mengen nach ADR teilweise erheblich ab. Autor: Uwe Hildach, Gefahrgutexperte

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