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Portrait: Im Mannheimer Hafen hat eine Frau das Sagen

05.01.2009 11:45 Uhr
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Blick auf den Mannheimer Hafen (Bild: Hafen Mannheim)
© Foto: Hafen Mannheim

Regina Güntert ist die erste Hafenmeisterin des Mannheimer Hafens

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Mannheim. Sie ist die erste Hafenmeisterin des Mannheimer Hafens, einem der bedeutendsten Binnenhäfen Europas. Auch bundesweit ist sie vermutlich die erste Frau in dem Job. Schließlich war Regina Güntert Mitte der 80er Jahre in der Schiffer-Schule in Würzburg die erste und einzige Frau. "Das ist die falsche Klasse", wurde sie damals von den 20 Mitschülern begrüßt. Der Spott legte sich - wohl auch, weil die heute 41-Jährige den Klassenkameraden in Mathe half. Bundesweit als vierte Frau erlernte Güntert den Beruf der Binnenschifferin. Zwischenzeitlich ist der Anteil der Frauen gestiegen, die nicht als Ehefrauen in die Branche gerutscht sind. Auf dem Chefposten bleiben sie jedoch rar. Da braucht es Autorität. Mannheims Hafenmeisterin hat sie - wohl auch, weil sie als gelernte Binnenschifferin vom Fach ist. "Mein Traumberuf war das nicht gerade", räumt Güntert ein. "Ich wollte eigentlich Pferdewirt werden", sagt sie und gibt damit ihre größte Leidenschaft preis: das Reiten. Gemeinsam mit Tochter Gloria Celestine geht es fast täglich zu ihrem Wallach Chico. "Ich bin eine leidenschaftliche Reiterin", berichtet die Blondine und ihre Augen leuchten hinter den Brillengläsern. Das Hobby ist zugleich ein gutes Training für den Job. Denn für ihre täglichen Kontrollen im Mannheimer Hafen braucht die 41-Jährige Kondition. Meist ist Güntert mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf dem riesigen Areal an Rhein und Neckar unterwegs. So lässt sich am besten beobachten, ob Uferbefestigungen in Ordnung sind oder Gleise und Straßen repariert werden müssen. Denn die Hafenmeisterin ist nicht nur für die Wasserflächen zuständig und für die Kontrolle der Schiffe. "Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung im Hafen", diese Begriffe charakterisieren ihre Arbeit. Seit gut drei Jahren trägt Güntert die blaue Uniform der Staatlichen Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim. Angefangen hat sie in der zentralen Schiffsmeldestelle - eine gute Vorbereitung für den heutigen Job. "Da bekommt man schnell einen Überblick, was im Hafen so läuft", schildert sie. Denn an der Meldestelle kommt niemand vorbei, der in eines der Hafenbecken hineinfährt. Neben der An- und Abmeldung der Schiffe überwacht die Zentrale die ferngesteuerte Kammerschleuse. Die Arbeit macht Güntert Spaß. Manchmal jedoch vermisst sie das Schippern über die Wasserstraßen. "Ich würde gerne mal wieder für eine Zeit mitfahren", gibt die 41-Jährige zu. Als Mutter einer fast zwölfjährigen Tochter hat sie sich jedoch für ein Leben an Land entschlossen. "Irgendwann muss man sich entscheiden: Entweder der Partner geht mit - oder man ist auf verlorenem Posten." Güntert selber ist auf dem Schiff groß geworden. "Man hat alles an Bord, ist zu Hause - und hat doch immer eine andere Umgebung", schwärmt sie. Während der Schulzeit der Kinder jedoch war die Familie sesshaft. Nach der Hauptschule ging Güntert dann mit 15 Jahren zum Vater aufs Schiff. Mit ihm schipperte sie über Rhein, Neckar sowie die Mosel und transportierte Kies. Doch die Zeiten wandelten sich und der Vater schaffte sein Schiff ab. "Die Binnenschifffahrt hat sich insgesamt sehr verändert", berichtet die Hafenmeisterin. "Wirklich körperlich schwere Arbeit ist das heute nicht mehr. Es ist alles technisierter geworden." Damit sei - glücklicherweise - auch das Niveau der Ausbildung und der Tätigkeit gestiegen. 1995 schließlich erwarb Güntert selbst ein Schiff - und der Vater heuerte bei ihr an. "Ich habe jahrelang Sand und Kies von Oberhausen nach Ladenburg gefahren", sagt sie. 1999 war dann Schluss. Der Vater ging in Rente, die Tochter kam in den Kindergarten, Fremdpersonal hätte sich finanziell nicht gelohnt. Zeit, an Land zu gehen - aber immer in Reichweite des Wassers. Auch in der Freizeit: Die Sommerferien werden am Bodensee gemacht. "Und ich habe eine Jahreskarte für das Freibad", sagt Güntert. (dpa) Hintergrundinfo: Hafen Mannheim Der Mannheimer Hafen ist einer der bedeutendsten Binnenhäfen Europas. Sein Areal auf dem Land und zu Wasser erstreckt sich über rund 11,3 Quadratkilometer. Die Hafenbecken verteilen sich rund um den Zusammenfluss von Rhein und Neckar. Direkt gegenüber liegt der Ludwigshafener Rheinhafen auf der linksrheinischen Seite. Betreiber ist die Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbh (HGM). Im Hafengebiet angesiedelt sind knapp 500 Unternehmen mit etwa 20.000 Arbeitsplätzen. 1968 wurde das erste Container-Terminal eröffnet. 2007 erreichte der Güterumschlag mit gut 8,3 Millionen Tonnen seinen höchsten Stand seit 19 Jahren. Den größten Ladungsanteil hatten Steinkohle mit 2,5 Millionen Tonnen sowie Nahrungs- und Futtermittel mit 1,7 Millionen und chemische Erzeugnisse mit 1,3 Millionen Tonnen. In 2008 wurden laut HGM erneut mehr als 8 Millionen Tonnen umgeschlagen. Im ersten Halbjahr lag der Güterumschlag bei mehr als 4,6 Millionen Tonnen.

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