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Politik steht vor E10-Debakel

04.03.2011 09:49 Uhr
Politik steht vor E10-Debakel
Obwohl rund 93 Prozent der betroffenen Autos E10 vertragen, tanken die Fahrer weiterhin das teuerere herkömmliche Super
© Foto: dapd/Jörg Sarbach

Autofahrer verweigern neuen Bio-Sprit: Angesichts des Chaos nach dem Start des Kraftstoffs E10 suchen Bundesregierung und Benzinbranche händeringend nach Lösungen

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Berlin. Angesichts des Chaos bei dem neuen Bio-Sprit E10 suchen Bundesregierung und Benzinbranche händeringend nach Lösungen, wie die Verbraucher von dem Super Benzin überzeugt werden können. Der Geschäftsführer des Biokraftstoffindustrie-Verbandes, Elmar Baumann, betonte, dass die Erfüllung der Biokraftstoffquote in Höhe von 6,25 Prozent des gesamten Kraftstoffabsatzes auch anderweitig möglich sei.

„Der einstweilige Stopp der weiteren Markteinführung von E10 ist bedauerlich", sagte Baumann. Die gesetzlichen Regelungen erlaubten es aber, neben der Beimischung auch den Verkauf von reinem Biokraftstoff zu nutzen, um die Quote zu erfüllen.

Der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbands (MWV), Klaus Picard, hatte am Donnerstag der dpa gesagt, dass die Einführung von E10 an weiteren Tankstellen vorerst gestoppt worden sei. An den etwas mehr als 7000 der 15.000 Tankstellen in Deutschland, wo es E10 bereits gibt, kann der Kraftstoff mit einem Anteil von zehn Prozent Ethanol natürlich weiterhin getankt werden.

Angesichts des Kaufstreiks vieler Verbraucher an der Zapfsäule berief Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) einen Benzin-Gipfel ein, der zeitnah stattfinden soll. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) begrüßte dies und schlug vor, dass auch Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) daran teilnehmen soll.

Mit der Einführung von E10, Super-Benzin mit zehn Prozent Ethanol, setzt die Branche Vorgaben von EU und Bundesregierung um. Die Mineralölwirtschaft klagt, dass sie von der EU und der Regierung zum Verkauf eines Ladenhüters gezwungen werde. Mit mehr Biokraftstoff will die Regierung erreichen, dass Deutschland unabhängiger wird vom Öl und das Klima mehr geschützt wird.

E10 kommt bei den Autofahrern auch mehrere Wochen nach dem Start der schrittweisen Einführung einfach nicht an. Sie fürchten um ihre Motoren, zudem ist das bis zu acht Cent billigere E10 nicht so leistungsstark wie Super Plus mit einer Beimischung von nur fünf Prozent Ethanol.

Laut MWV gibt es nun Versorgungsprobleme bei anderen Spritsorten, wie Super Plus. Zudem können viele Raffinerien ihre vollen E10-Tanks nicht leeren. Auch deshalb gibt es vorerst keine E10-Einführung an weiteren Tankstellen, etwa in Nordrhein-Westfalen. Wenn sich die Situation nicht bessert, müssen erste Raffinerien in Kürze heruntergefahren werden. Als Ausweg wird in der Branche diskutiert, sich von E10 zu verabschieden und wieder mehr Super Plus zu produzieren, das einen fünfprozentigen Ethanolanteil hat. Die Regierung pocht aber auf die von der EU geforderte E10-Einführung.

Nach neuen Berechnungen vertragen 93 Prozent der in Deutschland angemeldeten Autos E10, von den deutschen Fabrikaten sogar 99 Prozent. Bisher wurde E10 als Nachfolger für das herkömmliche Super bisher vor allem im Osten und Süden des Landes eingeführt.

Die Grünen werfen Union und FDP Versagen bei E10 vor: „Die Biokraftstoffpolitik der Bundesregierung ist gescheitert", sagte der Grünen-Energieexperte Hans-Josef Fell. Statt reine Biokraftstoffe durch ausreichende Steuererleichterungen zu unterstützen, setze sie auf eine Beimischung wie bei E10 und folge damit den Interessen der Mineralölwirtschaft. „Das Nachsehen haben die Autofahrer, die durch eine verfehlte Informationspolitik der Bundesregierung E10 an der Tankstelle bisher ablehnten und damit auch weiterhin in der Preisfalle der Erdölindustrie stecken." (dpa) 

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