Eine „hoffnungslose Übernutzung“ der Ostsee innerhalb der kommenden 20 Jahre befürchtet die international tätige Umweltorganisation WWF in naher Zukunft, wenn alles so weiterläuft wie bislang. „Schifffahrt, Windenergie, Fischerei und Tourismus“ werden in allen Ostseeanrainerstaaten mit großem Nachdruck vorangetrieben. Ein großes Problem dabei: Die Ansprüche der verschiedenen Wirtschaftssektoren drohten miteinander „zu kollidieren“, befürchtet der WWF in seinem am Donnerstag vorgelegten Bericht „Zukunftstrends in der Ostsee“. Die Organisation fordert daher eine radikale Kurskorrektur. So müsse sich die Politik endlich „vom Planungsprinzip Flickenteppich verabschieden und die Meeresplanung zur Chefsache machen.
Allein die Schifffahrt auf der Ostsee werde sich bis 2030 gegenüber heute „verdoppeln“. Dabei gehöre das Binnenmeer schon heute zu weltweit am stärksten genutzten Seegebieten. Gut 15 Prozent aller Schiffsbewegungen entfalle auf die Ostsee. Mit besonderer Sorge blickt der WWF auf den wachsenden Rohöltransport, da das Ölförderland Russland einen immer größeren Anteil seiner Exporte über die Ostsee abwickeln. Von 2000 bis heute habe sich der Rohöltransport „verdoppelt“. Aktuellen Prognosen zufolge würden bis 2030 rund 400 Millionen t Rohöl auf der Ostsee befördert.
Eine weitere Bedrohung kommt auf die Baltische See in Gestalt der Windkraft-Offshore-Parks zu. Bis 2030 sollen in dem vergleichsweise kleinen Seeraum 67 Windenergie-Parks mit einer Gesamtleistung von 25 000 Megawatt hochgezogen werden. Alle Turbinen zusammengenommen würden eine Gesamtfläche von 2500 Km² beanspruchen. Eine Belastung für das Ökosystem Ostsee seien auch die vielen Kabeltrassen, die entstehen müssen, damit die erzeugte Energie auch in die landgestützten Stromnetze eingespeist werden können. Auch der von Pipelines wirke sich belastend aus. (eha)