Nutzfahrzeugindustrie

Nutzfahrzeugindustrie Viele Hände: Um mit dem globalen Tempo mithalten zu können, werden aus Konkurrenten im Markt Partner in der ProduktionNeue Freunde an der WerkbankDie Nutzfahrzeugindustrie plagen die gleichen Sorgen wie die Speditionen: Der globale Wettbewerb zwingt sie, sich für Wettbewerber zu öffnen und gleichzeitig fehlt es an qualifiziertem Nachwuchs.Die besten Motorenbauer kommen aus Franken. Das findet zumindest Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU). „Ihr seid die Weltmeister im Motorenbau“, jubelt der designierte Nachfolger von Edmund Stoiber der versammelten Belegschaft des MAN-Werks in Nürnberg zu. Zwar mag der vom Franken Beckstein an seine Landsleute vergebene Titel etwas hochgegriffen sein, was aber nichts daran ändert, dass die Bayern genügend Gründe zum Feiern haben. Ein Mix aus Verkaufsrekorden, wachsenden Umsätzen und steigender Mitarbeiterzahl sorgt nicht nur bei MAN, sondern in der gesamten Branche für Freudentaumel. Um das Hochgefühl möglichst über das Ende der momentanen Hausse zu retten, investiert der Münchner LKW-Bauer bis zum Jahr 2012 satte 170 Millionen Euro im Nürnberger Werk und stärkt damit direkt die momentan kraftstrotzende deutschen NFZ-Industrie. In den ersten sechs Monaten exportierten die deutschen Nutzfahrzeugbauer ein Fünftel mehr Fahrzeuge als im Jahr zuvor. Mittlerweile werden sieben von zehn Neufahrzeugen ins Ausland verkauft. Dabei fertigen Mercedes-Benz und Co. heute doppelt so viele Trucks und Transporter in Ländern wie Japan oder Brasilien als noch vor zehn Jahren (siehe Tabelle Seite 24). Manager halten an Deutschland festAngst um ihre Arbeitsplätze müssen die Nürnberger MAN-Arbeiter dennoch nicht haben. Denn laut der Studie „Kostenmanagement in der Automobilindustrie“ der Beratungsfirma PriceWaterhouseCoopers halten nur sieben Prozent der Befragten die Verlagerung von Fertigungskapazitäten ins Ausland für ein probates Mittel, um Kosten zu senken. Auch Entlassungen sind als Kostenkiller eher uninteressant. Lediglich 3 Prozent der 207 interviewten Entscheider aus dem NFZ-, PKW- und After-Sales-Bereich sehen im Stellenabbau Sparpotenzial. Zumindest für den Moment halten die Manager dem Standort Deutschland die Treue. Um im globalen Markt zu bestehen, drehen die Verantwortlichen an mehreren Stellschrauben gleichzeitig. Als wirksame Kostensenkungsmaßnahmen sehen die befragten Manager die Optimierung der Fertigungs-und Beschaffungsprozesse (41 beziehungsweise 40 Prozent) an. Was in der Praxis zunehmend dazu führt, dass sich ehemalige Konkurrenten nun gemeinsam an die Werkbank stellen.Kooperieren, um Kosten zu teilenSo öffnet Branchen-Primus DaimlerChrysler seine Werkstore für Fiat. Ab 2009 liefern die Italiener jährlich 80.000 Motoren an den schwäbisch-japanischen Daimler-Ableger Mitsubishi Fuso. Im Asien-Bestseller Canter schlägt dann ein 177 PS starkes italienisches Herz. „Dieses Abkommen ist ein ganz entscheidender Schritt in unserem Vorhaben, strategische Partnerschaften in allen Bereichen des Konzerns aufzubauen“, freut sich Sergio Marchionne, Chef der Fiat Group, über den Coup. Auch DaimlerChrysler-Boss Dieter Zetsche ist sich sicher, dass das Abkommen für beide einen Mehrwert bringen wird. Sein Unternehmen spart sich damit nämlich so die Entwicklungskosten für einen eigenen Motor. Noch intensiver arbeitet Fiat mit Citroën und Peugeot beim gemeinsamen Bau der Modelle Boxer, Ducato und Jumper zusammen. Nun geht das französische Duo von PSA einen Schritt weiter gen Osten und will eine eigene Fabrik in Russland aufbauen. Verhandlungen mit den russischen Behörden laufen bereits. Neben Lohnkosten sparen sich die Franzosen künftig die Einfuhrzölle für ihre Fahrzeuge. Russland: Markt und Werkbank zugleichAuch Volkswagen erweitert massiv seine Produktionskapazitäten im ehemaligen Zarenreich. Nach dem Ausbau des Werkes in Kaluga wollen die Wolfsburger dort jährlich bis zu 115.000 Fahrzeuge fertigen. In fünf Jahren soll der Absatz in Russland von derzeit 30.000 auf 150.000 Fahrzeuge steigen und sich damit verfünffachen. Scania hat zwar im flächenmäßig größten Land der Erde bislang noch kein LKW-Werk eröffnet, dennoch ist Russland ein wichtiger Markt für die Skandinavier. Laut Scania-Chef Leif Östling sogar der momentan am schnellsten wachsende für die Greif-Marke. Im 1. Quartal 2007 verkauften die Schweden hier 978 Trucks und damit mehr als doppelt so viele wie in den ersten drei Monaten 2006 (415 LKW). Mit steigenden Absatzzahlen wird man sicherlich auch in Södertälje über ein Werk im aufstrebenden Russland nachdenken. Mitbewerber MAN will bereits ab Oktober die Bänder im neuen Werk nahe Krakau anlaufen lassen, um dort jährlich bis zu 15.000 LKW für die expandierenden Märkte in Osteuropa zu fertigen. Indes hat Renault einen anderen Boom-markt der Zukunft für sich entdeckt: die Türkei. Allein im vergangenen Jahr wurden 42.000 Nutzfahrzeuge über sechs Tonnen jenseits des Bosporus abgesetzt. Künftig soll der türkische Hersteller Karsan 5000 Premium Route, Premium Lander und Kerax bauen. Den Vertrieb in die Türkei und die Nachbarländer übernehmen die Franzosen. Neben Russland und der Türkei fassen die Nutzfahrzeughersteller zunehmend auch im schwierigen Markt im Reich der Mitte Fuß. In derchinesischen Provinz Fujian baut DaimlerChrysler für 200 Millionen Euro die erste asiatische Geburtsstätte für Vito, Viano und Sprinter.Zulieferer folgen der Ost-BewegungNotgedrungen folgen die Zulieferer dem Tross der OEMs gen Osten. So gliedert beispielsweise Bremsenspezialist Wabco das Indien-Geschäft aus dem bestehenden Joint-Venture aus und überträgt es dem eigenen indischen Tochterunternehmen. Derweil intensiviert ZF seine Zusammenarbeit mit dem russischen LKW-Bauer Kamaz. Gemeinsam will man das Werk in der russischen Republik Tatarstan bis 2010 ausbauen – geplante Kosten: 160 Millionen Euro. Auch Continental nimmt viel Geld in die Hand, um vor allem in China seine Präsenz zu erhöhen. Für 48 Millionen Euro entsteht in Schanghai ein neues Entwicklungszentrum. Im 100 Kilometer nordwestlich liegenden Changshu City errichten seit Juni Bautrupps ein 67 Millionen Euro teures Werk für hydraulische Bremsen. Nachwuchssuche in RumänienEin Problem, dem sich nicht nur der niedersächsische Zulieferriese Continental stellen muss, ist die zunehmend mühsame Suche, genügend qualifizierten Nachwuchs zu finden. Deshalb arbeitet Continental seit Kurzem mit einer Hochschule imrumänischen Sibiu zusammen. ZF fördert seinen Nachwuchs im tschechischen Unternehmen Value Engineering Services. Und DaimlerChrysler engagiert sich neben der Carl Benz School of Engineering an der Uni Karlsruhe weltweit an Förderprogrammen. Erst vergangenen Monat haben sich MAN und die Technische Universität München auf ein gemeinsames Förderprogramm verständigt. Damit schaffen die Süddeutschen die Basis, um in den kommenden Jahren ihren eben errungenen „Weltmeistertitel“ erfolgreich verteidigen zu können. ❙❚■ Rocco SwantuschGroßinvestitionen der NFZ-Hersteller gehen nach Russland, China und die TürkeiZF gibt mit Kamaz in Russland GasIm globalen Geschäft werden Konkurrenten plötzlich zu Partnern„Ihr seid die Weltmeister im Motorenbau“ Günther Beckstein, Bayerischer Innenminister Nutzfahrzeugindustrie Vorbild VW: Das Werk nah am Käufermarktdie Werkbänke der deutschen NFZ-IndustrieStärkere und starke Nutzung der folgenden Finanzierungsinstrumente in den neuen und alten BundesländernFrage: Wie stark haben Sie die folgendenen Finanzierungswege innerhalb der vergangenen vier Monate genutzt?Antwort: Starke und stärkere Nutzung auf einer Skala von 0 (keine Nutzung) bis 4 (starke Nutzung). 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100Nutzfahrzeugindustrie

Nutzfahrzeugindustrie

Checkliste: Was tun bei Anzeige wegen Falschparken?

Entsenderegeln in Europa 2022

MEISTGELESEN

Mercedes-Benz baut einen Luxus-Unimog

DSV beginnt Integration der Schenker-Gesellschaften in Deutschland

Diese Lastwagen rollten zur Jahrtausendwende auf unseren Straßen

NEWSLETTER