Koblenz. Frachtschiffe fahren mit weniger Ladung, Ausflugsschiffe können nicht mehr alle Anleger ansteuern: Das Niedrigwasser im Rhein beeinträchtigt den Verkehr auf Europas größter Wasserstraße. „Die Abflüsse liegen nur bei 40 bis 50 Prozent des langjährigen Mittelwertes“, sagte ein Sprecher der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) am Donnerstag in Koblenz. Für den Pegel Kaub, der für die Schifffahrt als Nadelöhr gelte, habe er einen Wert von 48 Prozent errechnet. Dort beträgt der Wasserstand nach BfG-Angaben noch 94 Zentimeter, normal sind hier knapp 2,30 Meter. Nur bis 80 Zentimeter ist hier die Fahrrinnentiefe von 1,90 Meter garantiert.
Und der Experte der Bundesanstalt befürchtet, dass sich die Lage vorerst nicht verbessert. Am Oberrhein-Pegel Maxau in Karlsruhe sei erst vor wenigen Tagen der sogenannte gleichwertige Wasserstand – bis zu dem eine bestimmte Fahrrinnentiefe garantiert wird – erreicht worden. Das werde sich nun stromabwärts auch andernorts bemerkbar machen, sagte der Sprecher. Denn „durchgreifende Niederschläge“ hätten bislang gefehlt. Der Deutsche Wetterdienst habe auch nur unter Vorbehalt für die zweite Maiwoche nassere Verhältnisse angekündigt.
Schon in der Vorwoche waren sehr schwache Abflüsse im Rhein gemessen worden. „Und die Situation hat sich seither verschärft“, sagte der Sprecher. Den Grund für das Niedrigwasser sehen Experten in einem extremen Tauwetter, das auch in den hohen Mittelgebirgslagen und den Alpen, dem Quellgebiet des Rheins, den Schnee zu schnell abtaute. „Außer in den höchsten Lagen sind die Schneerücklagen bereits aufgebraucht und können nicht zur Stützung der Wasserstände beitragen“, heißt es im Bericht der BfG. In Verbindung mit der seit Wochen „ungewöhnlich trockenen und warmen Witterung“ sank das Wasser.
Auch die Mosel führt derzeit wenig Wasser. Der Wasserstand liegt nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Trier derzeit bei 2,32 Meter. Normal seien hier im Schnitt rund 3 Meter, sagte ein Sprecher. Einschränkungen für die Schifffahrt gebe es auf der Mosel momentan allerdings nicht – auch weil der Fluss viele Staustufen hat. „Kritisch wird es dann, wenn wir in den Bereich um 2,20 Meter kommen.“ Denn nur bis zu dieser Marke sei eine Fahrrinnentiefe von 3 Metern garantiert. Der Grenzbereich war in den vergangenen Tagen schon erreicht worden. „Jetzt geht das wieder nach oben, es regnet“, sagte der Sprecher. Doch schon am Wochenende soll es trocken bleiben. (dpa)