Offenbach. Das Pharmaunternehmen Roch hat sich vom Intralogistikanbieter Dematic und zwei süddeutschen Baufirmen ein neues automatisches Hochregallager (HRL) mit drei Gassen in Penzberg bauen lassen. Der Grund waren Kapazitätsengpässe in den alten Lagerstandorten. Roche plante zudem, die Biotech-Produktion am Standort auszuweiten. Bislang betrieb Roche am Biotechnologiestandort Penzberg bei München mehrere Lager gleichzeitig. Sie boten rund 8000 Palettenstellplätze für unterschiedliche Temperaturbereiche. Roh- und Einsatzstoffe sowie Zwischenprodukte zur Herstellung von Diagnostika und Pharmazeutika kamen dort unter. Diese Lager wurden manuell betrieben und über SAP/R3 in die Produktionsver- und Entsorgungsprozesse am Standort eingebunden. Die in Penzberg in direkter Nachbarschaft zur Produktion gebaute Lageranlage ist rund 50 Meter lang, 15 Meter breit und 30 Meter hoch. In der Lagervorzone finden sich Kommissionierplätze. Dematic stellte auch den Materialflussrechner aus seiner „IT Logistics Suite“ bereit und integrierte das Lager in die SAP-Architektur von Roche. Jede Gasse des Neubaus ist mit einem automatischen Regalbediengerät ausgerüstet und stellt für sich eine eigene Temperaturzone dar: Eine Gasse mit Normaltemperatur bei plus 20 Grad Celsius bietet rund 1000 Palettenstellplätze, die zweite auf plus 4 Grad Celsius gekühlte Gasse hat Platz für rund 1300 Paletten, und die auf minus 20 Grad Celsius tief gekühlte Gasse nimmt rund 1100 Paletten auf. Eine modulare Erweiterung in späteren Ausbaustufen ist möglich. Im Kopfbau des HRL sind drei Andockstationen für LKWs und zwei Staplerdocks für den Warenein- und Warenausgang (WE/WA) aufgebaut. Automatische Fördertechnik verbindet das HRL mit dem WE/WA und dem Kommissionierbereich. Die von extern kommenden Roh- und Einsatzstoffe werden per LKW angeliefert. Gabelstapler entladen die Gebinde auf die Wareneingangsförderer. Vor- und Zwischenprodukte verlassen das Lagergebäude in Richtung Produktion mit den Staplern. So gelangen sie je nach Produktionsablauf auch zurück zur Zwischenlagerung oder auf den Weg zu anderen Standorten von Roche. Bis zu 30 verschiedene Ladungsträgertypen sind im Logistiksystem zu handhaben. Sie werden in einer Konturen-Kontrollstation im Wareneingang vermessen und anschließend mit einem Scanner identifiziert. Je nach Barcode-Inhalt wird die Gasse im Raumtemperaturlager, im Kühllager oder im Tiefkühllager gewählt. Anhand des Vermessungsergebnisses wird der Ladungsträger am Übergabeplatz zum Regalbediengerät positioniert und anschließend im passenden Fach eingelagert. „Da Lager und Lagergut in die Produktions- und Verfahrenskette von pharmazeutischen Wirkstoffen eingebunden sind, müssen die Einrichtungen und Prozesse ständig behördlich überprüfbar sein“, erklärt Steffen Herrmann, Leiter Lagerlogistik von Roche in Penzberg. Hieraus resultiere auch die besondere Verpflichtung seines Unternehmens zu hohen Qualitätsstandards in der Fertigungs- und Lagertechnik. Es gelte, unter anderen auch den strengen Richtlinien der US-amerikanischen Food and Drug Administration zu genügen. (sv)
Neues Hochregallager für Roche

Für seine Biotechnik-Aktivitäten hat sich der Pharmariese Roch ein neues Hochregallager gegönnt