Bonn. Bei der Deutschen Post räumt der langjährige Finanzvorstand Edgar Ernst, 55, überraschend vorzeitig seinen Posten. Sein Nachfolger wird der bisherige Logistik-Vorstand John Allan, 59. Das teilte das Unternehmen heute in Bonn nach entsprechenden Beschlüssen des Aufsichtsrats mit. Ernst soll bei Investoren in die Kritik geraten sein und wird nun auch die geplante neue „Kapitalmarktstrategie“ des weltweit tätigen Konzerns nicht mehr dirigieren. Auf der letzten Hauptversammlung im Mai war von Investorenseite heftige Kritik an einer unzureichenden Finanzkommunikation geübt worden. Von Allan erwartet sich der Dax-Konzern eine erfolgreiche Darstellung am Kapitalmarkt. Der Kurs der Post-Aktie dümpelt seit einiger Zeit vor sich hin - meist in der Nähe des Ausgabekurses von 21 Euro beim Börsengang im November 2000. Allan war früher erfolgreicher Chef des britischen Logistik- Unternehmens Exel, das die Post vor zwei Jahren kaufte. Seit 2006 war Allan im Konzernvorstand verantwortlich für die Logistik mit Sitz in Bracknell/London. Er soll Ernst als neuer Konzern-Finanzvorstand am 1. Oktober ablösen. In seiner neuen Funktion wird er nach Angaben des Konzerns auch zuständig sein für die künftige Kapitalmarktstrategie. Diese soll am 8. November vorgestellt werden. Ausdrücklich wird in der Mitteilung des Konzerns erwähnt, dass Allan bereits namhafte Firmen „entsprechend den hohen Erwartungen des Kapitalmarkts" geführt habe. Er genieße auch „bestes Ansehen“ in der Londoner City. Allans Posten als Vorstand für Logistik geht an Frank Appel, 46, der diese Aufgabe zusätzlich zur Verantwortung für das ausländische Briefgeschäft und das Qualitäts- und Kundenorientierungs-Programm First Choice sowie das Regulierungsmanagement übernimmt. Seine Verantwortung für die Global Business Services wird von Allan übernommen. Appel wird als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Zumwinkel gehandelt, dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft. Ernst ist ein langjähriger Weggefährte und Vertrauter von Post- Vorstandschef Klaus Zumwinkel. Wie Zumwinkel kam er über die Unternehmensberatung McKinsey und das Versandhaus Quelle 1990 zur damaligen Deutschen Bundespost. Seit 1990 war er führend im Management tätig, seit 1992 als Vorstandsmitglied. Gemeinsam mit Zumwinkel begleitete Ernst die Privatisierung und den Börsengang des früheren Staatsunternehmens sowie die internationale Expansion zum global führenden Logistik-Dienstleister. Ernst wird nach Angaben der Post zum 30. September ausscheiden. Sein Vertrag wäre noch bis zum Jahr 2010 gelaufen. Der Aufsichtsrat habe seinen Wunsch akzeptiert, sich künftig auf seine Honorar- Professur - an der Business School WHU in Koblenz-Vallendar - zu konzentrieren. Eine andere Begründung für seinen Abgang wurde nicht genannt. (dpa)
Neuer Post-Finanzchef
John Allan wird überraschend neuer Post-Finanzchef