Nein zum 60-Tonner

Nein zum 60-TonnerDie europäischen Verbände der Güterbahn und des Kombinierten Verkehrs kritisieren die EU-Studie zu den überlangen LKW.Die Vertreter der Bahnlobby in Brüssel kritisieren die für die EU-Kommission angefertigte Studie zu 60-Tonnen-LKW. Das belgische Institut Transport & Mobility Leuven verkenne in seiner Analyse die Auswirkungen fallender Preise im Megatruckverkehr auf die Arbeitsteilung im Modal Split. Damit gehe es von falschen, weil praxisfernen Voraussetzungen aus, monieren die Internationale Vereinigung des Kombinierten Verkehrs (UIRR) und die Gemeinschaft der Europäischen Bahnen und Infrastrukturgesellschaften (CER). Beide Dachverbände halten es für einen fundamentalen Irrtum, die Kostenvorteile der überlangen LKW zu unterschätzen. Da ihre Transportdienste bis zu einem Viertel des aktuellen Preises pro Tonnenkilometer billiger würden, wäre ein massenhafter Umstieg der Frachtkunden von der Schiene auf die überlastete und viel weniger umweltfreundliche Straße logisch. Das ergab auch eine Untersuchung von 800 durch Deutschland verlaufenden Kombi-Verkehrsströmen. In 55 Prozent der Fälle fiel der Preisvergleich zu Gunsten der 25-Meter-Laster aus. Die UIRR befürchtet bei einem 60-Tonner-Szenarium eine 24-prozentige Steigerung des Güterkraftverkehrs mit gravierenden Negativfolgen für die Bahn. Das sei ein Schlag gegen die erklärte EU-Politik einer Frachtverlagerung auf die Schiene. Deshalb ist es nach Ansicht von UIRR-Generaldirektor Rudy Colle ein "falsches Signal", wenn der EU-weite Einsatz der Supertrucks als nützlich für die Gesellschaft dargestellt werde. "Das können wir nicht unterschreiben", sagte Colle der VerkehrsRundschau. Er und CER-Exekutivdirektor Johannes Ludewig fordern, ihnen genügend Zeit für einen auf den Endbericht bezogenen Kommentar zu lassen, bis die EU-Kommission ihre Schlussfolgerungen zieht. Zuvor wollen die Verfasser des am 10. Juli im Entwurf vorgestellten Werkes ein Abschlussgutachten abgeben. 25-Meter-LKW schadet der SchieneLudewig verwies darauf, dass der Kunde sofort auf Preisveränderungen reagiere und dafür sorge, dass im Wettbewerb der preiswertere Verkehrsträger die Nase vorn habe. Deshalb komme es bei einer EU-Freigabe der LKW-Riesen zu einer Frachtrückverlagerung von der Schiene auf die Straße. Alles andere sei gegen jede Erfahrung. Laut Studie fördern 60-Tonner die EU-Wirtschaft, bremsen aber bis 2020 das prognostizierte Leistungswachstum der Güterschiene um bis zu 3,8 Prozent und des Binnenschiffs um bis zu 2,9 Prozent. ❙❚■ Dieter Wahl, Korrespondent in Brüssel

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