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Nachts kommen die Diebe

22.04.2015 16:21 Uhr
Nachts kommen die Diebe
Thomas Piepenbrink, Geschäftsführer der Spedition Piepenbrink in Neukirchen-Vluyn bei
Düsseldorf
© Foto: Spedition Piepenbrink

Frachtdiebstähle haben weiter zugenommen. Das musste Thomas Piepenbrink, Geschäftsführer der Spedition Piepenbrink in Neukirchen-Vluyn bei Düsseldorf, im eigenen Unternehmen erleben.

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Ihrer Spedition ist Ende März ein Sattelzug gestohlen worden. Sind Zugmaschine und Auflieger inzwischen wieder aufgetaucht?
Thomas Piepenbrink: Wir vermissen den Mercedes-Benz 1844 LS Actros MP3 und den dazugehörigen Tautliner von Schmitz Cargobull noch immer. Der Sattelzug ist in der Zeit vom 27. bis zum 30. März in einem Gewerbegebiet in Neukirchen-Vluyn kurzgeschlossen worden.

Was konnte die Polizei bisher herausfinden?
Noch ist unklar, wer die Fahrzeugkombination gestohlen hat. Die Zugmaschine hatte erst 8000 Kilometer auf dem Tacho und der Auflieger war unbeladen. Die Kriminalpolizei vermutet, dass die Diebe in der Nähe des Tatorts eine Ladung ausgemacht hatten, die sie klauen und abtransportieren wollten.

Welcher Schaden ist insgesamt entstanden?
Der Sattelauflieger ist gut 130.000 Euro wert.

War es der erste Diebstahl dieser Art?
Im vergangenen November ist uns schon ein beladener Auflieger gestohlen worden. Damals fuhren die Diebe nachts mit einer Zugmaschine, die vermutlich gestohlen gewesen ist, auf unseren Betriebshof. Sie sattelten einen der Auflieger ab. Diesen Trailer hat die Polzei vier Wochen später leer am Flughafen von Rotterdam wiedergefunden. In den Jahren davor ist lange nichts verschwunden.

Bei Langfingern begehrt sind häufig Unterhaltungselektronik oder Rohstoffe. Inwiefern passt Ihre Spedition ins Beuteschema?
Normalerweise fahren wir Nahrungsmittel und Getränke für Lebensmittel-Discounter. Eigentlich lohnt es sich nicht, solche Güter als Hehlerware zu verkaufen. Damals hatten wir ausnahmsweise etwas Hochwertigeres geladen. Zur Sicherheit stand der Auflieger deshalb auch auf dem Betriebshof. Abgeschreckt hat dies die Diebe allerdings nicht.

Haben Sie in letzter Zeit in der Region am unteren Niederrhein im Westen des Ruhrgebiets öfter von solchen Diebstählen gehört?
Ja. In Wesel, Rees und Willich weiß ich von Speditionen, denen kürzlich ebenfalls Fahrzeuge und Fracht geklaut worden sind. Das Risiko ist in unserer Region etwas höher als andernorts, da hier viele Güter verladen werden und es zur niederländischen Grenze auf der Autobahn nur 30 Minuten sind.

Wie reagieren Sie auf die jüngsten Vorfälle?
Derzeit mache ich mir deshalb viele Gedanken, wie ich unsere Lkw und die Ladung schützen kann. Mittlerweile verbringen wir Auflieger mit hochwertigeren Gütern vor einem Transport in die Werkstatt. Die ist alarmgesichert. Mehr kann man aus meiner Sicht auf dem Betriebsgelände nicht machen. Bei uns herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Deshalb ist eine Alarmanlage am Tor wenig sinnvoll. Den Hof mit Kameras zu überwachen, bringt auch nicht viel. Die Diebe kommen in der Regel, wenn es dunkel ist. Anhand eines Videos kann man hinterher lediglich erkennen, wie sie die Beute ergattern und abhauen. Man weiß aber immer noch nicht, wer es war und wohin er geflüchtet ist.

Einfach zuschauen und die Versicherungsbeiträge zahlen, ist aber auch keine Lösung.

Richtig. Im Moment trage ich mich mit dem Gedanken, weiter in die Telematik unseres Fuhrparks zu investieren, um Fahrzeug und Fracht im Falle eines Diebstahls orten zu können. Die Zugmaschinen verfügen schon über entsprechende Geräte. Für die Auflieger benötigen wir ein unabhängiges System, das auch im abgekoppelten Zustand sendet, sich nicht durch einen Störsender manipulieren oder kurzerhand ausbauen lässt. Vielleicht rüsten wir auch jeden Anhänger mit einem Königszapfen-Sicherheitsschloss aus. Bei knapp 40 Aufliegern befürchte ich aber ein heilloses Schlüsselchaos.

Das Interview führte VR-Redakteur Andre Giesse

Hintergrund:
Für 2014 hat die Sicherheitsvereinigung TAPA in Deutschland nach vorläufigen Zahlen 255 Fälle von Frachtdiebstahl registriert. Das sind 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Nordrhein-Westfalen ist am stärksten betroffen (80 Fälle). Auch die Zahl der Diebstähle von kaskoversicherten Lkw und Zugmaschinen stieg laut dem deutschen Versicherungsverband GDV zuletzt um rund elf Prozent auf 2233 Fahrzeuge pro Jahr. (ag)

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