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Nach Rhein-Unglück wachsen die Sorgen der Schiffer

31.01.2011 15:13 Uhr
Allein in Ludwigshafen warten 140 deutsche und holländische Schiffe nach dem Unfall auf die Erlaubnis weiterfahren zu dürfen
© Foto: dapd/Harald Tittel

Viele Schiffer können ihre Fracht nicht ausliefern und verlieren jeden Tag Geld / Für die meisten von ihnen geht es inzwischen um die Existenz

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Mannheim. Die Motoren der MS "Salisso" stehen seit einer Woche still. Wegen des knapp 130 Kilometer entfernten Säuretanker-Unfalls an der Loreley musste Schiffer Hans-Werner Mnich seinen Frachter in vierter Reihe im Mannheimer Hafen "parken". Geladen hat er 800 Tonnen elsässisches Schweine-Futtermittel im Wert von 240.000 Euro. Weitertransportieren kann er es erstmal nicht.

Inzwischen ankern im Hafen und an den Kais in Ludwigshafen 140 deutsche und holländische Schiffe, die ihre Frachten flußabwärts fahren wollen. Doch auf dem nahen Rhein sind wegen der Flusssperrung keine Schiffe mehr unterwegs. Weitere Schiffe liegen nicht nur auf dem Rhein, sondern ebenso auf Neckar und Main fest und dürfen nicht weiterfahren.

"Meine Frau und ich sind seit 33 Jahren sonst jeden Tag 14 Stunden vor allem auf dem Rhein und dem Neckar unterwegs", erzählt Mnich. Pro Tag verliert sein Familienunternehmen etwa 1000 Euro. "Vor dem Loreley-Unglück mussten wir schon in Heilbronn wegen des Neckar-Hochwassers einige Tage pausieren. In diesem Jahr hatten alle Schiffer richtig Pech, das Loreley-Unglück ist für uns ein wirtschaftlicher Supergau", sagt der 62-Jährige.

Sein 18-Jähriger Sohn Patrick prüft schon jetzt jeden Tag mehrmals, ob die Futtermittelfracht im Bauch nicht zu warm wird und noch unbeschadet ihr Ziel im Emsland erreichen kann. Und: Selbst wenn die Kähne irgendwann die Häfen in den Niederlanden und in Norddeutschland erreicht haben, kommt nach Worten von Vater Mnich die nächste Katastrophe, wenn es Überkapazitäten gibt und viele Frachtpreise in den Keller gehen. "So mancher Schiffer wird das wirtschaftlich nicht überleben, zumal die vergangenen Jahre hart waren", ist sich Mnich sicher.

Unterdessen wandte sich Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) an seine Berliner Kollegen mit der Bitte, sich der Binnenschiffer anzunehmen. Deren Lage werde "täglich prekärer und teilweise sogar existenzbedrohend", schrieb er am Montag ineinem Brief. "Die Gefahr von Insolvenzen wird täglich größer."

"Uns ist völlig unklar, warum eine europäische Wasserstraße wie der Rhein so lange gesperrt ist und das verunglückte Schiff nicht geborgen wird", sagt Gudrun Mnich. Wann die Schiffer weiterfahren dürfen, ist unklar. Bis es soweit ist, werden sie über Bunkerboote mit kostenlosem Trinkwasser versorgt. Schiffsseelsorger der katholischen und der evangelischen Kirche sind zudem pausenlos im Einsatz. (dpa)


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