Möbelspedition

MöbelspeditionGute Auftragslage, schlechte PreiseÜber fehlende Aufträge können sich die Möbelspeditionen in Deutschland derzeit nicht beklagen. Sorgen bereitet den Unternehmen jedoch, dass die Kosten steigen und es gleichzeitig kaum gelingt, die Preise anzuheben. Eigentlich sind die äußeren Rahmenbedingungen für die Möbelspeditionen in Deutschland nicht schlecht. Das ist noch untertrieben, denn sie sind sogar gut, so gut wie schon lange nicht mehr: So haben im vergangenen Jahr die Bundesbürger pro Kopf 373 Euro für Möbel ausgegeben – da ist der höchste Betrag seit fünf Jahren. „Nach einer Kaufzurückhaltung in den Krisenjahren haben die Deutschen im Jahr 2011 nachgeholt, auf was sie vorher verzichtet haben“, lautet der Kommentar von Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM), zu den Zahlen.Gutes erstes Quartal 2012Damit nicht genug: Auch die Arbeitslosigkeit ist so gering wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Und ein hoher Beschäftigungsgrad geht einher mit einem hohen Personalbedarf in den Unternehmen, einer höheren Fluktuation und damit in der Regel mit mehr Umzügen.Entsprechend zufriedenstellend ist die Auftragslage bei den Möbelspeditionen. „Die Aufträge sind da. Die meisten Unternehmen sind gut ausgelastet, auch wenn je nach Region die Situation unterschiedlich ist“, sagt Dierk Hochgesang, Geschäftsführer des Bundesverbandes Möbelspedition und Logistik (AMÖ).Das bestätigt auch Jürgen Kirchner, Geschäftsführer der Möbera Unternehmensberatung. Die erfreuliche Lage im Auftragseingang der Möbelspediteure habe sich in den ersten drei Monaten 2012 fortgesetzt, „obwohl das erste Quartal eines Jahres normalerweise eher schwächer ausfällt“, so Kirchner. Allerdings sei im April und Mai unerwartet eine Beruhigung zu beobachten gewesen.Trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung kann von einer Euphorie im Möbelspeditionsgewerbe keine Rede sein. Das liegt vor allem an den Preisen, die für die Transporte erzielt werden. „Die Preise sind noch nicht da, wo sie eigentlich sein müssten. Die Unternehmen erzielen noch keine vernünftigen Gewinne“, sagt Hochgesang. Nach wie vor gibt es im Markt einen hohen Wettbewerbsdruck, und zwar sowohl in der Umzugsspedition (siehe Kasten Seite 23) als auch beim Transport von Neumöbeln. Das führt dazu, dass die Ertragslage bei einem Teil in der Möbelspedition alles andere als zufriedenstellend ist. „Das gibt uns schon Anlass zur Sorge“, sagt Hochgesang. Dies macht sich auch bei den Austritten in seinem Verband bemerkbar, dem fast 1000 Unternehmen angehören. So sind 2011 nach vorläufigen Amö-Angaben 19 Unternehmen aufgrund von Insolvenzen und elf aufgrund der Schließung ihrer Betriebe ausgeschieden. „Das sind im Vergleich zu den Vorjahren relativ hohe Werte“, sagt Hochgesang.Auch laut Kirchner war es für die Unternehmen in den letzten Jahren zum Teil sehr schwer, höhere Entgelte durchzusetzen. Das gilt nicht nur für Privatumzüge, sondern auch für solche, die Firmen für ihre Mitarbeiter organisieren. „Immer häufiger werden die Preisgespräche nicht mehr von den Fachabteilungen, sondern vom Einkauf geführt. Preiserhöhungen sind seitdem deutlich schwerer umzusetzen“, zählt Kirchner eine Ursache auf. Die Einsparpotenziale seien zudem nahezu ausgeschöpft, da viele ihre Verwaltungsstrukturen und Prozesse bereits in der Vergangenheit optimiert hätten. Personalkosten steigen kräftigGleichzeitig sind jedoch die Kosten weiter gestiegen. „Und zwar nicht nur die für Treibstoff, sondern insbesondere auch für Personal“, sagt der Möbelspeditionsexperte. Denn Mitarbeiter sind begehrt in der Branche, sodass in einigen Regionen Abwerbungen an der Tagesordnung seien. „Deshalb haben viele Möbelspediteure freiwillig Lohnanpassungen vorgenommen, um gute Leute zu halten, und zwar in Führungspositionen genauso wie bei Disponenten oder Fahrern“, so Kirchner.Regelmäßig gibt die Unternehmensberatung Möbera auch eine Schätzung zur Umsatzrendite ab. Bei den Umzugsspediteuren beziffert Kirchner diese für 2011 auf 2,5 Prozent. Doch handele es sich bei dieser Zahl um einen reinen Durchschnittswert: „Es gibt einige wenige, die auch eine spürbar höhere Rendite erzielen, aber auch viele, die unter diesem Wert bleiben“, erklärt Kirchner.Besser sieht es hingegen in der Neumöbellogistik aus. Zum einen führt der Trend, dass immer mehr Möbel – auch hochwertige – per Internet bestellt werden, dazu, dass die Onlinehändler zunehmend Neumöbellogistiker suchen. „Die Auftragslage ist überwiegend gut“, bestätigt Hochgesang. Laut Kirchner war im Sommer 2011 zum Ende der Saison die Nachfrage sogar so groß, dass die Aufträge kaum abgearbeitet werden konnten. Das lag auch daran, dass in der Neumöbellogistik Personal ebenfalls knapp ist, vor allem gut ausgebildetes. Deshalb hätten einige Händler Probleme gehabt, Möbelspeditionen mit qualitativ guten Mitarbeitern zu finden.Das Betriebsergebnis auf den Rohertrag bezifferte Kirchner in diesem Segment für 2011 auf fünf bis sieben Prozent. Allerdings gelte auch hier: Die Bandbreite ist groß, und zum Teil würden die Preise pro Kubikmeter um bis zu 50 Prozent voneinander abweichen. Und Hochgesang gibt zu bedenken, dass auch in der Neumöbellogistik deutliche Kostensteigerungen beim Personal zu beobachten ist. „Eine Anpassung erfolgt, wenn überhaupt, nur mit Verzögerung“, sagt Hochgesang.Hinzu kommt, dass sich in der Möbelbranche die Aussichten eintrüben. „Einige Möbelproduzenten haben für 2012 Nachfragerückgänge vermeldet, vor allem im Export“, sagt Kirchner. Von Euphorie kann also auch in der Neumöbellogistik keine Rede sein. ❙❚■ Michael CordesViele Möbelspediteure versuchen sich über Qualität und zusätzlichen Service abzuhebenGewerbliche Umzugsbetriebe auf dem Rückzug Aussagen zum Möbelspeditionsmarkt zu finden, ist schwer. Eine Ausnahme ist der Bericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) „Umzugsverkehre in Ballungsgebieten“. Das BAG hält darin fest, dass sich die wirtschaftliche Situation vieler Umzugsunternehmen in den letzten Jahren verschlechtert hat. Sinkende Preise hätten zu sinkenden Umsatzrenditen geführt. Auslöser waren laut BAG neben einer allgemein gestiegenen Wettbewerbsintensität auf dem Umzugsmarkt auch das „preissensitive Segment der Privatumzüge“. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zahl der Singlehaushalte wächst. Von 1998 bis 2009 hat sich deren Anteil von 35,4 Prozent auf 39,8 Prozent erhöht. Diese Umzüge werden laut BAG häufig in Eigenregie abgewickelt. Ein Trend, der – vor allem aus Kostengründen – generell bei privaten Umzüge zu beobachten sei.Beeinträchtigt wird der wirtschaftliche Erfolg vieler alteingesessener Umzugsspeditionen zudem durch sogenannte „Billiganbieter“. Und auch die Auftragsvergabe über das Internet hat einen zusätzlichen Druck auf die Preise ausgeübt. Das BAG zitiert eine Umfrage der Internet-Plattform Immobilienscout 24. Demnach ist für über die Hälfte aller Befragten das Internet eine sehr wichtige Informationsquelle, um ein geeignetes Umzugsunternehmen zu finden. Der Preisdruck führt dazu, dass sich die gewerblichen Güterkraftverkehrsunternehmen zunehmend aus dem Umzugsgeschäft für Private zurückziehen. Denn sie verfügen über einen vergleichsweise größeren Stamm festangestellter Mitarbeiter und über ein umfangreiches Equipment, sodass sie einen höheren Fixkostenblock mitschleppen. Das geringe Preisniveau ist jedoch häufig nicht ausreichend, um diese Kosten zu decken. Das BAG zitierte Aussagen von Unternehmen, wonach der Anteil der Privatumzüge am Gesamtgeschäft in den letzten Jahren um etwa ein Drittel gesunken ist. Stattdessen versuchen die Unternehmen, andere Geschäftsfelder zu finden, die aufgrund höherer Komplexität sowie Qualitätsanforderungen eine bessere Rendite erwarten lassen. Dazu zählen Objekt- oder Firmenumzüge, aber auch vom Arbeitgeber veranlasste Umzüge, Umzüge von Senioren sowie Spezialumzugsverkehre wie Messeumzüge oder Kunsttransporte. cdGewerbliche Möbelspediteure weichen zunehmend auf Objektumzüge ausBAG-Studie: Umzugsmarkt IN DeutschlandMöbelspedition

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