Mit dem Slot aus dem Stau

Solange Transportunternehmen jederzeit anliefern können, ist der Stau an der Rampe vorprogrammiert - eine einfache, aber oft unvermeidbare Wahrheit. Lange Schlangen in den Stoßzeiten stehen gelangweiltem Entladepersonal in den weniger gut besuchten Anlieferzeiten gegenüber. Für keinen der Beteiligten ist eine solche Lage eine erquickliche Situation. Ein möglicher Ausweg: Zeitfenstermanagementsysteme. Ähnlich wie der Stau an der Rampe sind auch sie viel diskutiert und nicht immer beliebt. Der österreichische Logistikdienstleister Donaulager hat den Schritt dennoch gewagt und seine Rampen mit einem Zeitfenstermanagement von Staus und gelangweilten Mitarbeitern befreit. Davor waren es Transportunternehmen gewohnt, jederzeit bei den Linzern anliefern zu können. So wurden noch bis vor wenigen Monaten 100 Lastkraftwagen täglich im Warenein- und -ausgang des Lagerspezialisten mehr oder weniger chaotisch abgefertigt. Einfach musste es sein "Das konnte so nicht weitergehen an der Rampe. Wir haben im Internet nach Lösungen gesucht, Messen besucht, Zeitschriften gewälzt und entschieden, ein Zeitfenstermanagementsystem anzuschaffen", erinnert sich Andreas Karl, Leiter der Lagerlogistik bei Donaulager: "Uns war wichtig, ein wirtschaftliches System zu finden, dass man auch ohne große IT-Abteilung flexibel und einfach bedienen und ohne großen Aufwand anpassen kann." Die Wahl fiel auf das Timeslot-System des Anbieters Cargoclix. Das internetbasierte Zeitfenstermanagementsystem ist auch bei zahlreichen Verladern im Einsatz. "In zwei Wochen war Timeslot installiert und live. Seither ist der Stau Geschichte, die Abwicklung läuft viel einfacher und die Personalplanung ist besser", sagt Karl. Zudem habe Donaulager über das Auswertungstool nun eine vollständige Übersicht der Warenbewegung und Auslastung aller Rampen. Der Logistikdienstleister stellt heute seine freien Ladetermine und Rampenplätze an drei Standorten mit insgesamt 31 Rampen aufgeteilt in Normalgut-, Tiefkühlgut-, Gefahrgut- und Trockengutbereiche in das System ein. Die Transportunternehmen und Spediteure buchen anschließend ihre gewünschte Ablieferzeit. Der Clou mit der Kostenübernahme Die Buchung ist noch bis zu einen Tag vor der Anlieferung möglich. In allen Bereichen wird die Ware auf Paletten oder Containern angeliefert. Bei der Anlieferung melden sich die Fahrer zehn Minuten vor Beginn des Zeitfensters zur Be- oder Entladung an und "wir garantieren eine zügige Abwicklung", erklärt der Lagermanager. Wer kein Zeitfenster hat, der werde zwar abgefertigt, müsse allerdings längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Das Verfahren sei von den Logistikdienstleistern gut angenommen worden. Wenige Wochen nach dem Start liefen bereits 800 Buchungen pro Monat über das Zeitfenstermanagement. Die Akzeptanz führt Karl nicht nur auf die Technik zurück, sondern darauf, dass Donaulager aktiv für das System geworben hat. "Das ist ein häufig unterschätzter Punkt. Wir raten bei einer Systemeinführung immer dazu, die Kunden mit ins Boot zu nehmen, denn sie sind es, die die Vertragsbeziehung zur Spedition haben", rät Victor Meier, Geschäftsführer von Cargoclix. Vor dem Start wurden deshalb bei Donaulager alle Kunden schriftlich gebeten, ihre Transporteure über die neuen Abläufe zu informieren. Mit Infoblättern und persönlicher Kundenberatung hat der Lagerspezialist Aufklärung bei den Speditionen betrieben und immer wieder für die Buchung von Zeitfenstern geworben. Ein weiterer wesentlicher Grund für die Akzeptanz ist wohl, dass Donaulager die Buchungsgebühren in Höhe von 50 Cent pro Slot für die Dienstleister übernimmt. "Wir wollten uns Diskussionen ersparen und die Akzeptanz von Anfang an auf ein hohes Niveau bringen", begründet Karl die Spendierfreudigkeit. Eine von Cargoclix in Auftrag gegebene Studie ergab, dass der Slotpreis eine wesentliche Rolle bei der Akzeptanz spielt. Danach liege die noch tolerierte Preisobergrenze bei durchschnittlich 0,74 Euro pro Slot. Nicht zuletzt deshalb habe man bei Donaulager von Beginn an den Buchungskosten eine große Bedeutung zugemessen und sei den entscheidenden Schritt weitergegangen, die Buchungskosten selbst zu tragen, berichtet Karl. Ausgaben, die sich für den Lagerfachmann über eine bessere Personalplanung schnell amortisiert haben. Zeitersparnis offen In der Studie berichten knapp 83 Prozent der befragten Logistikdienstleister von kürzeren Wartezeiten an der Rampe. Die Standortbetreiber selbst kommen sogar zu der Einschätzung, dass alle LKW kürzer warten als ohne Zeitfenstermanagement. Laut der Untersuchung konnte aber keines der befragten Unternehmen exakte Aussagen darüber treffen, in welcher Größenordnung sich die Wartezeiten genau verändert haben. Die Ursache dafür liegt darin, dass vor Einführung des Zeitfenstermanagementsystems keine Datenerfassung stattgefunden hat. Die befragten Logistikdienstleister würden jedoch durchweg davon berichten, dass der früher übliche Dauerstau zu morgendlichen Stoßzeiten an den Werkstoren der Vergangenheit angehöre. Donaulager im Überblick Lagern, tranportieren und vermieten Der Logistikdienstleister aus Linz mit den Geschäftsfeldern Lager- und Transportlogistik sowie Vermietungen bewirtschaftet rund 110.000 Quadratmeter Lagerfläche, davon etwa 15.000 Tiefkühl- und Palettenplätze in Kühl- beziehungsweise Tiefkühllagern und ein Gefahrgutlager mit 13.000 Palettenplätzen. Das 100-prozentige Tochterunternehmen der Linz AG erwirtschaftet mit etwa 100 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 21 Millionen Euro.- Das österreichische Unternehmen vermietet Lagerflächen in Lagerhäusern und Lagerhallen, Büroflächen und komplette Lager- und Bürokombinationen.- Im Bereich Transportlogistik bedient der Logistikdienstleister primär Kunden, für die er auch Leistungen in der Lagerlogistik erbringt. Gefahren werden Sammel-, Teil- und Komplettladungen sowie Gefahrgut. sv