München. Der umstrittene VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch war Thema Nummer eins in der MAN-Hauptversammlung am Donnerstag in München. Mit einer geringen Zustimmung ist der 70-Jährige in das Kontrollgremium des Nutzfahrzeugherstellers MAN gewählt worden. Mit 73,26 Prozent der Ja-Stimmen schnitt Piëch damit bei der Wahl des MAN-Aufsichtsrats mit Abstand am schlechtesten ab. Bei Aufsichtsratswahlen sind Zustimmungen von mehr als 90 Prozent die Regel. Unmittelbar nach der Hauptversammlung wählte der MAN- Aufsichtsrat Piëch zum Vorsitzenden. Auch die beiden anderen VW-Vertreter, Nutzfahrzeug-Chef Stephan Schaller und Audi-Chef Rupert Stadler, wurden mit relativ niedrigen Zustimmungsquoten von knapp über 80 Prozent in das Gremium gewählt. VW ist mit knapp 30 Prozent der Stimmen größter Aktionär von MAN. Breite Zustimmung für seine Arbeit erhielt MAN-Chef Hakan Samuelsson. Unter seiner Führung habe sich MAN zu einer Perle entwickelt. „Ein Verzicht von Samuelsson bei einer LKW-Allianz wäre nicht nachvollziehbar und nicht wünschenswert“, betonte Daniela Bergdold von der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). In Bezug auf eine mögliche LKW-Allianz zwischen MAN, Scania und Volkswagen plädierte Samuelsson dafür, dass alle Parteien ihre Eigenständigkeit und Stärken behalten. „Dann schafft man auch gute Voraussetzungen, um Synergien auszuschöpfen“, erklärte er vor rund 1800 Aktionären. Man brauche drei starke LKW-Marken mit eigener Identität. „Dann werden wir die Nummer eins in Europa. Eine gute Voraussetzung, um global zu wachsen“, so Samuelsson. Auch Piëch wolle laut dem noch amtierende Aufsichtsratschef Ekkehard Schulz MAN nicht zerschlagen. Vorstandsvorsitzender Samuelsson erhöhte bei der Hauptversammlung die Renditeziele des Unternehmens bis 2010: Angestrebt werde nun eine Umsatzrendite von 8,5 Prozent. Zuvor waren es 6,0 Prozent gewesen. Der gute Auftragseingang in den produzierenden Bereichen der MAN Gruppe habe auch im April dieses Jahres mit teilweise mehrstelligen Zuwachsraten angehalten. Der Auftragseingang steigerte sich von Januar bis April um 21 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Der Umsatz erhöhte sich in diesem Zeitraum um 11 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Mit einem Plus von 32 Prozent kristallisierte sich der Bereich Nutzfahrzeuge als stärkster Wachstumsträger heraus. Aktionäre und Aktionärsschützer hatten vor der Wahl des Aufsichtsrats harsche Kritik an Piëchs Führungsstil geübt. „Piëch sollte die Finger von börsennotierten Unternehmen lassen“, mahnte Harald Petersen, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) an. Angegriffen wurde mögliche Absprachen zwischen Piëch und der Arbeitnehmervertretung mit dem Ziel bereits im Vorfeld Stimmen der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat zu sichern. Gesamtbetriebsratschef Lothar Pohlmann stritt die Vorwürfe ab. Auch das mit 70 Jahren fortgeschrittene Alter des Porsche-Erben sorgte für Diskussionsstoff. „Es ist bei MAN keine feste Regel, die Altersgrenze von 70 Jahren nicht zu überschreiten“, kommentierte Schulz die Vorwürfe. Die SdK hatte für den Fall einer Wahl Piëchs in den Aufsichtsrat Widerspruch zu Protokoll gegeben. Zudem hatte der SdK-Vertreter Harald Petersen angekündigt, die Wahl Piëchs überprüfen zu lassen. Als Gegenkandidaten hatte der SdK den Corporate-Governance-Experten Christian Strenger ins Spiel gebracht. (tz)
MAN-Hauptversammlung: Piëch Thema Nummer eins
Der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch ist in den MAN-Aufsichtsrat gewählt worden: Er erhielt lediglich 73,26 Prozent der Ja-Stimmen