Luftfrachtsicherheit

Luftfrachtsicherheit Spedition mit Röntgenblick Um den Anforderungen bei der Luftfrachtsicherheit gerecht zu werden, hat sich die Spedition Streck Transport in Freiburg ein eigenes Röntgengerät angeschafft. Am blauen Industriezaun mit einer Krone aus Stacheldraht ist kein Vorbeikommen. Dahinter befindet sich der gesicherte Bereich für Luftfrachtsendungen der Spedition Streck Transport. Von hier aus gehen jeden Monat bis zu 1000 Tonnen Luftfracht zum Flughafen Frankfurt und von dort an Ziele überall auf der Welt. Für Alex Witzigmann öffnet sich das Drehtor zum gesicherten Bereich aber problemlos: Seine persönliche Identifikationskarte weist ihn als zugangsberechtigte Person aus. Alex Witzigmann ist Luftfrachtleiter bei Streck in Freiburg. Seit August 2010 verfügt die Spedition über eine eigene Röntgenanlage vor Ort, um Frachtsendungen einer Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen. Das Röntgengerät von Smiths Heimann hat die Ausmaße einer kleinen Garage und kann Packstücke bis zu 180 mal 180 Zentimeter durchleuchten. „Das Dual-View-Gerät verfügt über zwei Röntgensensoren, die jede Sendung von oben und zusätzlich von der Seite zeigen“, erklärt Witzigmann und deutet auf die beiden Bildschirme, die jeweils Seitenansicht und Draufsicht in bunten Bildern zeigen. Carina Mayer, eine von neun auf der Anlage ausgebildeten Luftfahrtsicherheitskontrollkräften bei Streck, hat ihre Schicht angetreten und beherrscht die Farbenkunde beim Sicherheitscheck im Schlaf: „Papier oder Holzverpackungen werden orange angezeigt, anorganische Stoffe wie Metall blau und Überlagerungen anorganischer und organischer Materialien in Grün“, erklärt die junge Frau. Gefahndet wird eher nach ungewöhnlichen Drähten, Zeitmessern oder Zündmechanismen. Wenn die kleinste Unsicherheit besteht, werden Paletten auch schon mal entpackt, um die Pakete einzeln zu untersuchen, erklärt Carina Mayer. Zusätzlich steht immer eine zweite ausgebildete Sicherheitskraft für eine Zweitmeinung zur Verfügung. Anteil unsicherer Fracht nimmt zu Die Spedition Streck Transport sieht sich mit der eigenen Röntgenanlage als Vorreiter unter den mittelständischen Logistikdienstleistern und hat einiges in die Luftfrachtsicherheit investiert. Für die Anschaffung des Geräts und Schulung der Mitarbeiter hat Streck rund 300.000 Euro investiert. Neben dem Sicherheitsgewinn steht der Zeitfaktor im Vordergrund: „Wir liefern praktisch nur Fracht mit dem Status ‚secured‘ am Flughafen an. Dadurch können wir unseren Kunden kurze Umschlagzeiten bis zum Abflug zusichern“, erklärt Witzigmann. Frachtstücke müssen vor der Verladung ins Flugzeug grundsätzlich immer dann einer Sicherheitskontrolle unterzogen werden, wenn sie von einem Versender stammen, der nicht über die behördliche Zulassung als „Bekannter Versender“ verfügt. Nur wenn die sichere Lieferkette eingehalten wird, also Luftfracht vom Bekannten Versender an einen Reglementierten Beauftragten – in der Regel der Spediteur – übergeben wird, kann die Sicherheitsprüfung entfallen. So will es der Gesetzgeber. Der Anteil der Fracht, die einem Sicherheitscheck unterzogen werden muss, ist bei Streck innerhalb eines Jahres von 20 auf 30 Prozent gestiegen. Der Grund: viele Versender scheuen grundsätzlich die behördliche Zulassung zum Bekannten Versender. Zum anderen kann das LBA wegen chronischer Unterbesetzung vorliegende Anträge auf Zulassung nur schleppend bearbeiten. „Spediteure müssen sich diesem Trend stellen“, glaubt Witzigmann, der schon bald Engpässe bei der Sicherheitsüberprüfung am Flughafen erwartet. Die sichere Lieferkette endet aber nicht an der Rampe des Spediteurs. Auch beim LKW-Transport zum Flughafen muss die Fracht vor unbefugtem Zugriff geschützt sein. „Nach dem Beladen werden die Züge versiegelt“, erläutert Witzigmann. Streck hat dabei auch ein Auge auf die Fahrer. Neben den eigenen Fahrzeugen kommen LKW von zwei festen Subunternehmen zum Einsatz. Streck muss daher für 250 bis 300 Fahrer jederzeit sicherstellen, dass sie eine entsprechende Sicherheitsschulung absolviert haben. Bei jeder Abholung wird die Identität des Fahrers geprüft. Vorgepackte Einheiten sparen Zeit Im Sicherheitsbereich bei Streck warten derweil die geröntgten Paletten auf die Abholung am Abend. Leuchtend grüne Etiketten „SPX by X-Ray“ signalisieren, dass die Waren bereits durch den Sicherheitscheck gegangen sind. Ein Teil davon wird schon vor Ort in Luftfrachtcontainer geladen. Denn die Anlieferung von transportfertigen Containern (BUP) bringt am Flughafen zusätzlichen Zeitgewinn. ❙❚■ Dietmar Winkler Fahrer müssen sich am Eingang anmelden Luftfrachtsendungen kommen in den gesicherten Bereich Die Smiths-Heimann-Röntgenanlage Die sichere kette Seitenansicht einer Palette mit Metallteilen, die am Röntgenbildschirm blau dargestellt werden Luftfrachtsicherheit Wir sind viel schneller beim Umschlag Alex Witzigmann, Luftfrachtleiter bei Streck Transporte in Freiburg, über die Vorteile einer eigenen Röntgenanlage im Lager. Wie viele Sendungen überprüfen Sie am Standort Freiburg mit der eigenen Röntgenanlage? Alex Witzigmann: Wir röntgen wöchentlich mehrere hundert Sendungen. Wie in der Luftfracht üblich, ist das Aufkommen zum Wochenende hin am höchsten. Unser Gerät ist in mehreren Schichten von spätestens 15 Uhr bis abends 22 Uhr im Einsatz. Wie viel kostet so eine Anlage in der Anschaffung und im Betrieb? Die reinen Anschaffungskosten lagen bei 280.000 Euro. Hinzu kommen die Ausgaben für Personalschulung. Insgesamt haben neun Mitarbeiter eine Schulung zur Luftfahrtsicherheitskontrollkraft erhalten. Unterm Strich lassen sich die Kosten für das Unternehmen auf rund 300.000 Euro beziffern. Was bringt die eigene Anlage für Streck? Wir sind durch unsere eigene Sicherheitsprüfung in der Lage, Luftfrachtsendungen praktisch vollständig mit dem Status „secured“ am Flughafen anzuliefern. Dadurch sparen wir uns den Umweg über Röntgenkontrollen am Flughafen und sind viel schneller im Umschlag. Für lose Frachtstücke beträgt die Verweildauer am Flughafen bis zum Abflug 12 bis 14 Stunden, für vorgepackte Container sogar nur 5 bis 6 Stunden. Wenn sie die Fracht „unsecured“ anliefern, müssen Sie mit bis zu 24 Stunden rechnen, bis die Sendung ins Flugzeug verladen werden kann. diwi Interview Alex Witzigmann Mitarbeiterin prüft Waren am Bildschirm Kennzeichnung geprüfter Sendungen Mitarbeiter packt Luftfrachtcontainer