Frankfurt/Main. Bei der Urabstimmung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat sich eine große Mehrheit für unbefristete Streiks ausgesprochen. Insgesamt stimmten über 92 Prozent der GDL-Mitglieder bei der Deutschen Bahn und 96 Prozent der GDL-Mitglieder bei den Konkurrenten für einen Arbeitskampf, teilte die GDL am Montag in Frankfurt mit. Die Gewerkschaft will einheitliche Tarifbedingungen für rund 26.000 Lokführer auf dem Niveau der Deutschen Bahn (DB) durchsetzen. In den vergangenen zwei Wochen hatte sie ihre Forderung mit drei Warnstreiks unterstrichen.
"In der Folge werden wir noch in dieser Woche die Arbeitskampfmaßnahmen ausdehnen, sofern wir keine Angebote von den Arbeitgebern erhalten", sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Montagmorgen in Frankfurt. Dabei solle vor allem der Güterverkehr getroffen werden. "Wir werden aber auch nicht darauf verzichten können, den Personenverkehr weiterhin ein Stück weit zu bestreiken."
Auf Kritik stößt die GDL indes bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Es gehe den Lokführern nicht um den Tarifkonflikt, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner am Montag im rbb-Inforadio. Ihr Ziel sei es stattdessen, mehr Mitglieder als die Schwestergewerkschaft zu bekommen. Kirchner sehe die Gefahr einer Entsolidarisierung der Gesellschaft, wenn jede Berufsgruppe für sich "vom Kuchen immer ein größeres Stück abschneidet als die anderen".
"Im Bereich Bahn gibt es jede Menge Beschäftigtengruppen, die mindestens oder sogar noch ein höheres Druckpotenzial erzeugen können als die GDL", sagte Kirchner. Er kritisierte auch mögliche längere Streiks: "Wenn es aber darum geht, dass in Zukunft nur noch Ergebnisse erzielt werden, wenn man möglichst lange und häufig streikt, dann kriegen wir eine andere Republik, eine andere Gesellschaft."
Die EVG hatte im Januar in einem Schlichtungsverfahren erstmals einen Branchentarifvertrag für den regionalen Schienenverkehr in Deutschland erwirkt. Für rund 31.000 Beschäftigte der Bahn-Regionaltochter DB Regio und sechs großer Konkurrenten gilt seitdem in den einzelnen Entgeltgruppen das gleiche Einkommen.
Die GDL will einheitliche Tarifbedingungen für rund 26.000 Lokführer auf dem Niveau der Deutschen Bahn (DB) und hatte ihre Forderung in den vergangenen zwei Wochen mit drei Warnstreiks unterstrichen. Betroffen waren sowohl die DB als auch deren Konkurrenten, die Lokführer zu schlechteren Konditionen beschäftigen. Die Verhandlungen sind festgefahren, sechs Anbieter wollen auch nicht mehr gemeinsam mit der GDL sprechen. (dpa)