Bremen/München. Deutsche Logistikunternehmen blicken wieder pessimistischer in die Zukunft. Dies geht aus den monatlichen Erhebungen zum Logistik-Indikator hervor, die das Ifo-Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) im Rahmen seiner Konjunkturumfragen durchführt.
Demnach endete die Erholung des Geschäftsklimas der deutschen Logistikwirtschaft im vierten Quartal 2020. Der entsprechende Indikator lag laut BVL im November bei 96,5 Punkten und verschlechterte sich damit im Vergleich zum Oktober geringfügig.
Vom im dritten Quartal geäußerten Optimismus war den Ergebnissen des Indikators zufolge im November nicht mehr viel übrig – stattdessen blicken die Firmen wieder etwas negativer auf die Entwicklungen in den kommenden sechs Monaten. Ein kleiner Lichtblick: Die aktuelle Lageeinschätzung verbesserte sich erneut, auch wenn die negativen Meldungen nach wie vor überwogen.
Logistikdienstleister haben Personal abgebaut
Aufgrund der vielerorts ungünstigen Geschäftssituation bei den Logistikdienstleistern wurde der Personalbestand laut BVL dort weiter reduziert. Vereinzelt rechneten die befragten Unternehmen mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäftslage. Im Hinblick auf die Umsatzentwicklung in den vergangenen Monaten mehrten sich hingegen die positiven Stimmen. Das Geschäftsklima veränderte sich zum Vormonat kaum und lag weiterhin im negativen Bereich (Saldo: -9,3; Index: 91,1).
Logistikanwender sind skeptisch
Im Bereich der Logistikanwender aus Handel und Industrie verbesserte sich die Geschäftslage nach Angaben der BVL abermals, so dass der Saldo im November im positiven Bereich lag. Doch auch hier blicken die Befragten zunehmend skeptisch auf die zu erwartenden Entwicklungen im kommenden halben Jahr. In den Monaten von Juli bis Oktober überwogen laut BVL noch zuversichtliche Aussagen. Dennoch verbesserte sich das Geschäftsklima den siebten Monat in Folge und der Indikator erreichte einen Wert von 102,7 Punkten.
Geringere Auswirkungen beim zweiten Shutdown erwartet
Das Ifo-Institut sieht die derzeitige Wirtschaftslage nach wie vor stark von den Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie beeinflusst. Aufgrund der wieder steigenden Infektionszahlen und damit einhergehenden Schutzmaßnahmen, sei damit zu rechnen, dass die Erholung vorerst gestoppt sei und das Bruttoinlandsprodukt insbesondere in Europa im Schlussquartal erneut schrumpfe. Allerdings schätzt das Ifo-Institut, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen des Shutdowns vermutlich geringer seien als noch im Frühjahr. Als Grund dafür wird genannt, dass die staatlichen Maßnahmen jetzt wesentlich zielgerichteter seien.
Dass viele Wirtschaftsbereiche in Deutschland bislang noch keine Auswirkungen des erneuten Shutdowns spüren, zeige unter anderem der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex. Auf einen starken Rückgang des Güterverkehrs in den Monaten März und April um etwa 15 Prozent, folgte im Sommer eine stetige Erholung, die sich bis Ende November fortsetzte.
Auch die Schätzungen des Ifo-Instituts zur Kurzarbeit fielen zuletzt sehr unterschiedlich aus. Demnach nahm zwar im November erstmals seit Monaten der Anteil der Firmen mit Kurzarbeit wieder zu. Allerdings sanken in einigen Branchen die Kurzarbeiterzahlen auch kräftig – etwa bei den Automobilherstellern.
Über 4000 Unternehmen befragt
Der Logistik-Indikator geht aus den monatlichen Konjunkturumfragen für den Zeitraum ab 2005 hervor. Zur Ermittlung des Indikators werden mehr als 4000 Antworten von Anbietern von Logistikleistungen (60% Güterverkehr (ohne Luftfracht); 40% Speditionen und Logistik) beziehungsweise von Unternehmen aus den Bereichen des verarbeitenden Gewerbes (66%) und des Handels (Großhandel: 17%; Einzelhandel: 17%) als Anwender von Logistikleistungen herangezogen. Der Gesamtindikator wird zu gleichen Teilen aus den Ergebnissen der Anbieter und der Anwender berechnet. (sn)