Lang-LKW-Feldversuch

Lang-LKW-FeldversuchKurzanleitung für den LangenErgänzend zur Ausnahmeverordnung soll ein Leitfaden der Bast für mehr Klarheit beim Lang-LKW-Feldversuch sorgen. Es bleiben dennoch Fragen offen. Hier erste Antworten. Einen zertifizierten langen Laster, einen eingewiesenen Fahrer und einen Brief an die Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) – mehr braucht es nicht, um am Feldversuch Lang-LKW der Bundesregierung teilzunehmen. Zumindest auf den ersten Blick.Doch zwischen den Zeilen wirft die zum Januar in Kraft getretene Ausnahmeverordnung für die überlangen LKW bei Transport- und Logistikunternehmern die eine oder andere Frage auf. „Die Ausnahmeverordnung ist mit heißer Nadel gestrickt und lässt bei Kontrollen viel Interpretationsspielraum“, erläutert Adolf Zobel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL). Für Klarheit soll nun ein Leitfaden sorgen, den die Bast veröffentlicht hat.Gewollte Spielräume„Das Papier ist erfreulich unbürokratisch und verständlich geschrieben“, lobt Christian Labrot. Dennoch würden darin nicht alle offenen Fragen beantwortet, so der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL). „Manche Spielräume in der Ausnahmeverordnung und dem Leitfaden sind beabsichtigt, wir wollten keine zu hohen Hürden für die Teilnahme aufbauen“, sagt Marco Irzik, bei der Bast für das Thema Lang-LKW zuständig. Solche Spielräume finden sich etwa bei der geforderten zweistündigen Einweisung des Fahrers durch den Hersteller oder einen von diesem beauftragen Ausbilder. „Hier gibt es keine genauen inhaltlichen Vorgaben“, unterstreicht Irzik. In dieser Zeit soll sich der künftige Fahrer mit den Fahreigenschaften seines langen Zuges vertraut machen, Kurven- und Rückwärtsfahren üben. Die Bescheinigung darüber muss er auf seiner Tour bei sich haben. „Die zwei Stunden sind eine Lachnummer“, urteilt Werner Bigiel, Leiter der MAN-Fahrtrainingsabteilung Profidrive. Zwei Tage hält er für das Mindeste. So habe MAN bei den bisherigen Ausnahmegenehmigungen für überlange LKW geschult.Die Zeit sei nötig, um auch kritische Fahrsituationen zu trainieren: in Baustellen, am Berg oder das Rangieren mit Kamera. Die Kosten könnten sich Unternehmer zum größten Teil über das Harmonisierungspaket wieder holen. Skeptisch ist Bigiel auch bei beauftragten Drittanbietern, da die in der Regel keine eigenen Erfahrungen mit dem Lang-LKW haben. „Zudem müssen die Fahrer auch auf Begegnungen mit den Gegnern des Lang-LKW vorbereitet werden“, mahnt der Fahrtrainer. Profidrive bietet aber in jedem Fall auch die zweistündige Einweisung an. „Wie die genau aussieht, ist aber noch offen“, räumt Stefan Klatt, Head of Public Affairs bei MAN, ein.Keinen Interpretationsspielraum indes gibt es beim Streckennetz. Nur Straßen, die in der Anlage der Ausnahmeverordnung gelistet sind, dürfen befahren werden. „Für viele Unternehmer kommt eine Teilnahme am Lang-LKW-Feldversuch von vornherein nicht infrage, weil sich nicht alle Bundesländer daran beteiligen, wodurch nicht alle Touren machbar sind“, erklärt BWVL-Geschäftsführer Labrot. Diejenigen, die sich nicht an dem eingeschränkten Streckennetz stören, seien zurückhaltend, weil sie nicht wissen, wie kompliziert es ist, eine Route beim entsprechenden Landesverkehrsministerium nachzumelden.„Wie schnell das geht, hängt vom Novellierungsturnus des Bundesverkehrsministerums ab“, sagt Irzik. Der Bast-Experte schätzt, dass der zu Beginn des Feldversuches aber eher kürzer sein wird. Die Länder melden die von ihnen geprüften und für geeignet befundenen zusätzlichen Strecken an das Bundesverkehrsministerium zur Aufnahme in das Positivnetz. Fahrten ins Ausland sind grundsätzlich tabu. Auch dann, wenn in dem Land Lang-LKW fahren. Ebenfalls tabu sind grundsätzlich erlaubte Strecken, für die Sperrungen oder Umleitungen vorliegen. „Der Fahrer muss sich darüber vor Fahrtantritt informieren. Es gibt aber keine Vorgabe, wie nah an der Abfahrt das erfolgen soll“, weiß Irzik. Unklarheit herrscht auch bezüglich des Übereinstimmungsnachweises. „Viele Unternehmer fragen sich, an welche Sachverständigen man sich wenden und welche Form der Nachweis über die Einhaltung der Abmessungen und technischen Anforderungen haben soll“, beklagt Labrot. Die Ausnahmeverordnung fordert einen amtlich anerkannten Sachverständigen für den Kraftfahrzeugverkehr. Vorgaben für den Inhalt des Gutachtens macht sie nicht. „Für die wissenschaftliche Begleitung wären natürlich möglichst detaillierte Gutachten wünschenswert“, sagt Bast-Mann Irzik. Er räumt aber auch ein, dass es reichen könne, wenn der Gutachter schlicht kurz und knapp bestätigt, dass das Fahrzeug die Anforderungen der Ausnahmeverordnung erfüllt. Zu den Inhalten sollen noch Gespräche mit Prüforganisationen wie TÜV und Dekra folgen. „Hier kommt der TÜV klar ins Spiel. Der Anforderungskatalog für das nach Paragraf sieben geforderte Gutachten ist in der Verordnung detailliert beschrieben. Unklarheiten bestehen hier aus unserer Sicht keine“, stellt Johannes Näumann vom Verband der TÜV (VdTÜV) klar. KV muss nicht sein, Kranbarkeit schonVerwirrung stiftet zudem der Paragraf sechs der Lang-LKW-Ausnahmeverordnung, wonach Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen mit Überlänge am Straßenverkehr nur teilnehmen dürfen, wenn sie im Kombinierten Verkehr (KV) einsetzbar sind. „Unternehmer, die bisher ausschließlich auf der Autobahn unterwegs sind und im Rahmen des Feldversuchs ebenfalls nur die Straße nutzen wollen, fragen sich, warum die Sattelauflieger kranbar sein müssen“, sagt Labrot. Muss er, weil es die Verordnung will, und Unternehmer müssen dies auch nachweisen können. Ein Zwang zum tatsächlichen Einsatz im Kombinierten Verkehr besteht dagegen nicht. „Wer nicht im KV tätig ist, muss nicht extra ein Bahnzertifikat organisieren“, beruhigt Irzik von der Bast. Hier reicht es, wenn aus den Unterlagen des Herstellers hervorgeht, dass das Fahrzeug KV-fähig ist. Fragen wirft auch die wissenschaftliche Begleitung des Feldversuchs auf. „Die Unternehmer wollen wissen, welche Daten sie aufzeichnen müssen, was mit den erfassten Daten danach geschieht und wer sie einsehen kann“, erklärt Labrot. Fragen auf die es noch keine genauen Antworten gibt. „Wir sind derzeit dabei, die Forschungsaufträge zu vergeben“, begründet Irzik die Sprachlosigkeit. Das endgültige Forschungsdesign obliege dem Forschungsnehmer. Er entscheidet letztendlich, welche Fragen gestellt, wie und wie oft die Daten erhoben werden. Gefragt sind Daten zu den einzelnen Fahrten der Lang-LKW und zum Unternehmen. Im Fahrtprotokoll könnten zum Beispiel neben den Informationen zu Fracht und Strecke Angaben zu den Achslasten, zur Situation auf den Parkplätzen oder zum Fahrverhalten in Baustellen abgefragt werden. Auf Unternehmensebene interessieren neben den üblichen Kennzahlen auch Angaben, für welche Branche die Fahrzeuge im Einsatz sind oder wie die Fracht bislang transportiert wurde. Die Angaben zu den Fahrern sind aus Datenschutzgründen freiwillig. Ebenfalls freiwillig für die Unternehmen ist es, ob sie einen Forscher einmal mitfahren lassen oder der Bast einen Lang-LKW für Versuche zur Verfügung stellen. Irzik denkt dabei beispielsweise an Bremstests. Eine Entschädigung könne die Bast dafür nicht zahlen, hoffe aber dennoch auf die Unterstützung des Gewerbes. „Wer sich der Forschung ganz verweigert, verstößt gegen die Ausnahmeverordnung“, mahnt Irzik. Und fährt damit im Grunde illegal. Trotz einiger offener Fragen und gewollter Spielräume gilt, „die Ausnahmeverordnung ist eigentlich klar und gut gemacht“, bilanziert MAN-Lobbyist Klatt. ❙❚■ André Gieße, Serge VoigtVor der Abfahrt muss der Fahrer seinen Truck prüfenLang-LKW-FeldversuchFolgende Papiere sind beiFahrzeugkontrollen wichtig: Kopien des Gutachtens eines amtlich anerkannten Sachverständigen für den Kraftfahrzeugverkehr, das bestätigt, dass das Fahrzeug die Auflagen der Ausnahmeverordnung erfüllt (§ 7 LKWÜberlStVAusnV: Übereinstimmungsnachweis)Arbeitszeugnisse, Arbeitsverträge oder sonstige Nachweise beziehungsweise deren beglaubigte Abschriften, die belegen, dass der Fahrer seit mindestens fünf Jahren ununterbrochen im Besitz einer Fahrerlaubnis der Klasse CE ist und über mindestens fünf Jahre Berufserfahrung im gewerblichen Straßengüter- oder Werkverkehr verfügtBescheinigung über die Teilnahme des Fahrers an der Einweisung in das eingesetzte Fahrzeug durch den Hersteller oder eine von diesem beauftragte StelleKopien der Nachweise über die Einsetzbarkeit der Fahrzeuge im Kombinierten Verkehr (§ 6 LKWÜberlStVAusnV): zum Beispiel Herstellerangabe, Bescheinigung über BahnverladbarkeitKopien der Zulassungsbescheinigungen Teil I für alle vom Unternehmen im Feldversuch eingesetzten FahrzeugeMeldebestätigung der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast), dass das Unternehmen die Teilnahme am Feldversuch und dessen wissenschaftliche Begleitung bekundet hat ag/svMit den richtigen Unterlagen muss derFahrer eine Kontrolle nicht fürchtenErforderliche UnterlagenLang-LKW-Feldversuch

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