Wer den Begriff „Razzia“ bislang mit dubiosen Etablissements in Rotlichtvierteln oder höchstens noch mit einschlägigen Radsportteams in Verbindung brachte, der wird sich vergangene Woche gewundert haben. Standen doch die Kartellbehörden in Europa und den USA ohne Vorwarnung bei einigen der größten Logistikdienstleister auf der Matte und ließen sich Bücher und Frachtdokumente zeigen. Ermittelt, so die Aussage, werde wegen Verdachts auf wettbewerbswidrige Preisabsprachen, den Gerüchten zufolge bei Treibstoff- und Sicherheitszuschlägen im Luftfrachtsektor. Noch ist nicht geklärt, ob tatsächlich illegale Kartelle gebildet wurden. Ob womöglich einer der Beteiligten „gesungen“ hat, um bei den anfänglichen Beispielen zu bleiben, damit er als Kronzeuge der drohenden Strafe entgehe. Oder ob die Anschuldigungen, wie zu hoffen ist, sich letztendlich doch als nicht zutreffend erweisen. Was auch immer das laufende Verfahren ergibt: Unternehmen, die sich durch Preisabsprachen einen Vorteil gegenüber den ehrlichen Wettbewerbern verschaffen, handeln ungesetzlich. Und nicht nur das: Im vorliegenden Fall brächten sie erneut eine Branche in Verruf, die ohnehin schon ein schlechtes Image hat. Nur zu gern hat die Publikumspresse in den letzten Tagen die Nachricht von den Ermittlungen in Umlauf gebracht. Und die Öffentlichkeit sieht natürlich ihr Bild vom anrüchigen Logistiksektor durch „betrügerische Spediteure“ bestätigt. Womit wieder einmal bewiesen wäre: Ein paar schwarze Schafe verderben den Wert der ganzen Herde. Rudolf Gebhardt stellv. Chefredakteur
Kommentar der Woche: Wie besprochen
Stellvertretender Chefredakteur der VR, Rudolf Gebhardt, analysiert das Thema der Woche