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IG MetallDer Kampf um die LogistikbrancheDie IG Metall bläst zum Angriff. Auf der Suche nach neuen Mitgliedern dringt sie in das Revier anderer und bringt damit nicht nur Verdi, sondern vor allem die Logistikbranche in Aufruhr. Was aber plant die Gewerkschaft und welche Folgen hat das für Logistikdienstleister? Ein Beschluss des Frankfurter Arbeitsgerichts sorgt derzeit für Furore in der Logistikbranche (AKZ 8 BV 719/11). Die mittelständische Spedition Rudolph Automotive Logistik, Leipzig, hatte über seinen Landesverband Thüringen des Transportgewerbes (LTV) prüfen lassen, welche Gewerkschaft für die Entgelte seiner Mitarbeiter zuständig ist: Verdi oder IG Metall? Die Entscheidung des Gerichts: Es ist die IG Metall. Die Logistikwelt reagiert entsetzt, auch wenn diese Entscheidung – wie Torsten Rudolph, Geschäftsführer von Rudolph Automotive Logistik, betont „rein fallbezogen“ sei und sich nur auf die Mitarbeiter im BMW-Werk Leipzig beziehe. Pikant ist die Entscheidung der Richter gleichwohl – auch wenn der Beschluss zum Redaktionsschluss der VerkehrsRundschau noch nicht rechtskräftig war. Denn das Gericht bestätigte nun, dass jede Gewerkschaft jederzeit ihre Zuständigkeit für eine Branche proklamieren kann und damit als Tarifpartner in dieser Branche auftreten kann – unabhängig davon, in welchen Arbeitgeberverbänden ein Arbeitgeber organisiert ist. Oder um es mit den Worten von Torsten Rudolph zu formulieren: „Die Zugehörigkeit zu einem Arbeitgeberverband oder sogar ein bereits abgeschlossener Tarifvertrag bieten keine Tarifsicherheit.“ Mit einer Einschränkung: Beanspruchen zwei Gewerkschaften, wie Verdi und IG Metall, ihre Tarifzuständigkeit für ein bestimmtes Unternehmen, ist der Deutsche Gewerkschaftsverbund dazu verpflichtet, in einem Schiedsgerichts-Verfahren darüber zu entscheiden, welche der Gewerkschaften tatsächlich in dem jeweiligen Fall zuständig ist. Hintergrund für den jüngsten Fall: Als BMW vor sieben Jahren sein neues Werk in Leipzig errichtete, übernahm dort Mittelständler Rudolph Automotive vom ersten Tag an für den Automobilhersteller in dem Werk die komplette Versorgung des Karosseriebaus mit allen Rohmaterialien. 180 Rudolph-Mitarbeiter erbringen seit dieser Zeit für BMW unter anderem Tätigkeiten wie die Bewirtschaftung eines 10.000 Quadratmeter großen Losgrößenlagers, die Versorgung der Produktion mit allen Rohmaterialen bis ans Band sowie das Ver- und Entsorgen der Presse. Nach Ansicht von Rudolph sind das „klassische logistische Mehrwertservices“, für die IG Metall dagegen „Aufgaben, die ursprünglich zur Wertschöpfungskette eines Automobilherstellers gehört haben“. Bis zu 20 Prozent Entgelt-Differenz?Die Folge: Die Fronten auf beiden Seiten verhärteten sich. Schließlich ging es um die Zuständigkeit der Gewerkschaften und insbesondere um die Gültigkeit des kurz zuvor abgeschlossenen Tarifvertrags. Rudolph verlangte eine Klärung der Angelegenheit am Arbeitsgericht in Frankfurt – und verlor. Bei bis zu 20 Prozent könnte Branchenkennern zufolge die Differenz zwischen den Entgelt-Verträgen zwischen Verdi und der IG Metall liegen. Wirkliche aussagekräftige Zahlen dazu waren indes nicht in Erfahrung zu bringen – weder auf Anfrage bei Verdi, IG Metall noch bei diversen Logistikdienstleistern. Auch von Firmenchef Rudolph gibt es dazu keine Aussage. Nur so viel: „Wir befinden uns derzeit in laufenden Gesprächen mit der IG Metall“, begründet der 41-Jährige seine Zurückhaltung. Gleichwohl reagiert die Logistikbranche alarmiert – zumindest hinter vorgehaltener Hand, öffentlich wollte sich dazu kein Unternehmen gegenüber der VerkehrsRundschau äußern. Aus gutem Grund. Gerade in der preissensiblen Automobillogistik – in der sich viele Branchengrößen wie BLG Logistics, DB Schenker, Deutsche Post DHL und Schnellecke in den letzten Jahren wichtige Geschäftsfelder dank Mehrwertlogistik erschlossen haben – droht nun ein mächtiges Damoklesschwert: Die IG Metall und ihre möglicherweise höheren Forderungen. Etliche Logistikdienstleister fürchten dem Vernehmen nach, dass diese Gewerkschaft nun den Worten ihres Vizechefs Detlef Wetzel Taten folgen lässt, der gegenüber der VerkehrsRundschau als Ziel einen Flächentarifvertrag in der Logistikbranche ankündigt. Denn noch eilt Deutschlands mitgliederstärkster Gewerkschaft der Ruf voraus, ein unbequemer Verhandlungspartner zu sein, der für seine Mitglieder viel fordert. Kurz: Es grassiert in der Logistikbranche die Furcht, künftig höhere Ansprüche der Mitarbeiter in puncto Entgelt, Arbeitszeit und Urlaub befriedigen zu müssen und dadurch nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein. Doch wie wegweisend ist der jüngste Fall Rudolph für die Speditions- und die Logistikbranche wirklich? Ist es nur ein Einzelfall oder könnte er tatsächlich weitere Kreise ziehen? Immerhin hat die IG Metall in den letzten Jahren schon in den Logistikunternehmen Schnellecke und BLG Logistics an vereinzelten Standorten Haustarifverträge durchgesetzt. Entscheidende Frage ist deshalb: Wie reagiert Verdi auf die neuen Ambitionen ihrer Schwestergewerkschaft? Lässt sich die Gewerkschaft, die sich das Thema Dienstleistung auf die Fahnen geschrieben hat, von der IG Metall in die Suppe spucken und Mitglieder abwerben? Kommt es tatsächlich zum Kampf zwischen den beiden mächtigen Organisationen – zum Leidwesen von Spediteuren und Logistikern?Dazu befragt wiegelt Sigrun Schmid ab, Bereichsleiterin Ressort-Koordination im Fachbereich Postdienste, Spedition und Logistik bei Verdi: „Es handelt sich nur um wenige Einzelfälle, in denen es Zwistigkeiten zwischen Verdi und IG Metall gegeben hat“, sagt sie. So sei die Schnellecke-Geschichte eine uralte Geschichte, die längst erledigt sei. Und auch im jüngsten Fall Rudolph Automotive gibt es laut Schmid keine Auseinandersetzung zwischen der IG Metall und Verdi, da die Rudolph-Mitarbeiter am Standort Leipzig traditionell bei der IG Metall organisiert gewesen seien und nicht bei Verdi. Das Ganze sei also eine Angelegenheit zwischen der IG Metall und Rudolph. „Insofern ist aus Sicht von Verdi das Beispiel Rudolph Automotive ein unspektakulärer Fall“, sagt die Verdi-Frau. DSLV nimmt das Thema sehr ernstZu den Ambitionen der IG Metall sagt sie: „Verdi und IG Metall sind miteinander im Dialog. Wir sind uns daher sicher, dass wir diesen im Interesse der Mitglieder konstruktiv zu Ende führen und zu einer konstruktiven Verständigung kommen.“ Im Zweifelsfall würden beide Gewerkschaften – im Sinne der Beschäftigten – die jeweilige Situation vor Ort prüfen und fallbezogen darüber entscheiden, wer dort der richtige Ansprechpartner sei. Wie sich die IG Metall und Verdi aber künftig voneinander abgrenzen wollen, steht dagegen noch nicht fest. Schmid sagt dazu nur: „Sollten wir Abgrenzungsfragen nicht einvernehmlich lösen können, werden wir gemeinsam auf die im DGB seit vielen Jahren vereinbarten und praktizierten Verfahren zur Organisationszuständigkeit zurückgreifen.“ Auch Andreas Stommel, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Spedition und Logistik (ASL) im Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV), sagt: „Wir gehen von Einzelfällen aus. Wir glauben nicht, dass die IG Metall in weitem Umfang in unsere Branche eintreten wird“, so der ASL-Mann. Gleichwohl nehme der Verband das Thema sehr ernst, betont er, und werde in den nächsten Wochen klären, wie sich der DSLV und seine Landesverbände, aber auch die Speditionen in dieser Sache aufstellen werden.Doch die Zeit drängt. Tatsache ist: Die Haustarifverträge, die die IG Metall mit Rudolph Automotive und unlängst mit Teilen der BLG Logistics sowie Schnellecke abgeschlossen hat, sind nur ein erster Schritt. Das bestätigt auch IG-Metall-Vizechef Wetzel auf Anfrage. In der Perspektive sei der Abschluss eines Flächentarifvertrags mit der Logistikbranche das Ziel. „Die spannende Frage für Firmen ist deshalb, welche Dienstleistungen werden in Zukunft möglicherweise von der IG Metall und welche von Verdi abgedeckt?“, bringt Christoph Tripp, Professor für Allgemeine BWL insbesondere Logistik an der Hochschule Hof, die anstehende Problematik für die Logistikbranche auf den Punkt. Kontraktlogistikgeschäfte umfassen ja typischerweise Leistungspakete mit einem Bündel aus mehreren Services wie etwa Transport, Lagerhaltung, Kommissionierung, Konfektionierung, Montagetätigkeiten und Entsorgung. Wer aber entscheidet darüber, ob es sich nun um eine industrielle Leistung handelt, die im Zusammenhang mit der Produktion steht, wie dies die IG Metall einschätzt, und wann das nicht der Fall ist?Zumindest nach außen hin gibt es dazu bislang keine klare Antwort. Weder von Verdi noch von der IG Metall. Gegenüber der VerkehrsRundschau sagt Wetzel dazu nur: Zu IG Metall gehören „die Aufgaben, die ursprünglich zur Wertschöpfungskette zum Beispiel der Automobilindustrie oder anderen Betrieben der Metallindustrie gehört haben und nun von Dienstleistern erbracht werden“, alle anderen Aufgaben zählen dieser Definition zufolge also zu Verdi. „Dies ist in der Tat eine Grauzone“, räumt Tripp ein. „Die Folge wird wohl sein, dass im Einzelfall entschieden werden muss.“ Und ob dies dann immer so einvernehmlich abläuft und möglich ist, wie bei Schnellecke und Rudolph nach außen hin, bezweifelt er. Die Definition von Wetzel sei da „wenig pragmatisch“. Gerade bei Leistungsbündeln, wie in Kontraktlogistikprojekten üblich, lasse sich die klare Abgrenzung von Mehrwertservices und Mitarbeitern in der Praxis oft nur schwer umsetzen. „Wie soll zum Beispiel der Mitarbeiter eines Kontraktlogistikers tariflich eingruppiert werden, der beim Automotive-OEM an dem einen Tag Entnahmen aus dem Lager tätigt und die Produktion versorgt und am nächsten Tag die Entladung der eigenen LKW an der Wareneingangsrampe des Automotive-OEM übernimmt?“, nennt Tripp ein Beispiel. Gerade diese Mitarbeiter-Flexibilität sei ja der große Vorteil von Kontraktlogistikern bei Outsorcingprojekten.Betriebe müssen wohl zweigleisig fahren „Wahrscheinlich werden sich also Logistikdienstleister in der industriellen Kontraktlogistik damit abfinden müssen, dass in Zukunft viele Einzelfall-Entscheidungen auf sie zukommen“, glaubt Tripp, „weil sich viele Fragen nur fallbezogen klären lassen“. Zudem müssten sie sich auf folgendes Szenario einstellen: „Es wird wohl auf zwei Flächentarifverträge mit IG Metall und Verdi hinauslaufen“, schätzt er. Mit anderen Worten: Betriebe und Arbeitgeberverbände müssen künftig zweigleisig fahren. Darüber hinaus sei es wahrscheinlich, dass neben der Automotive-Industrie weitere Branchen im Fokus der IG Metall stehen. „Letztlich betrifft das jüngste Urteil zum Fall Rudolph alle Firmen mit industrieller Fertigung“, so der Logistikexperte. Neben der Automobilindustrie wären dies unter anderem der sonstige Fahrzeugbau, Luftfahrtindustrie, Elektroindustrie und Medizintechnik. Und: Das Beispiel der IG Metall könnte Schule machen. „Es ist möglich, dass das Thema auch auf andere Gewerkschaften rüberschwappt“, so der Professor, „etwa auf die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie mit der Kunststoff-, Chemie- und Pharmabranche“. Dass das gesamte Geschäftsmodell dadurch ins Wanken gerät, glaubt der Experte indes nicht: „Wir werden wohl keine Entzauberung des Outsourcing- und Kontraktlogistik-Modells erleben.“ Das Kosten-Argument sei ja nur einer der Gründe, warum sich Firmen für ein umfassendes Outsourcing von Logistik-Leistungsbündeln entscheiden. Viel wichtiger sei outsourcenden Firmen häufig zum Beispiel die Steigerung ihrer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an wirtschaftliche Schwankungen. „Die Sorge vieler Logistikfirmen, nun weniger Outsourcingverträge zu erhalten, ist also unberechtigt“, glaubt Tripp. Er geht sogar davon aus, dass Outsourcing-Entscheidungen künftig bewusster getroffen werden, wenn nicht nur das Thema Kosten im Fokus steht. Grund dafür sei: „Der schnelle Gewinn ist immer schnell verpufft. Das sind die Outsourcingverträge, die erfahrungsgemäß oft schnell scheitern“, weiß er. Nachhaltig erfolgreich seien aber die Outsourcingprojekte, die auf einer langfristigen Strategie der Verlader basieren. Und dort stünden eben Flexibilisierung, Professionalisierung und Serviceverbesserung im Fokus und nicht nur das Thema Kosten. ❙❚■ Eva HassaHickhack unter Schwester-Gewerkschaften – bald Wirklichkeit in der Logistikbranche?IG Metall„Wir wollen die Logistikbranche nicht durcheinanderbringen“Was Deutschlands größte Gewerkschaft IG Metall in der Logistikbranche vorhat und wie man sich die Abgrenzung zu Verdi vorstellt, sagt Detlef Wetzel, zweiter Vorsitzender der IG Metall.Das Arbeitsgericht Frankfurt entschied jüngst, dass die IG Metall für die Mitarbeiter der Rudolph Automotive zuständig ist, die in Leipzig für BMW Mehrwertdienste erbringen. Bislang war Verdi Tarifpartner. Wie wegweisend ist dieses Urteil für die IG Metall? Detlef Wetzel: Es ist eindeutig, dass die Aufgaben, die Rudolph Automotive erbringt, unseren tarifvertraglichen Regelungen unterliegen. Insofern hat uns das Urteil des Gerichts bestätigt. Es schafft jetzt rechtliche Klarheit. Ermutigt Sie dieses Urteil, den Weg in die Logistikbranche weiter auszubauen?Auf jeden Fall. Wir werden dieses Thema nun mit der Automobil-, Maschinenbau- und Stahlindustrie diskutieren. Zudem wollen wir in nächster Zeit mit den Verbänden der Logistikbranche Kontakt aufnehmen, weil wir den Anspruch haben, dort wieder gleiche Wettbewerbsbedingungen herzustellen. Das geht am besten über einen Flächentarifvertrag, der von uns gestaltet wird. Es macht keinen Sinn, auf Dauer Einzeltarifverträge abzuschließen, wie wir es derzeit tun. In der Perspektive müssen wir gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Betriebe schaffen und für Mitarbeiter aller Qualifikationen und aller Entgeltgruppen. Wie will sich die IG Metall künftig das Feld der Logistikbranche mit Verdi aufteilen?Unser Ziel ist eine sinnvolle Aufteilung, die an der Sache orientiert ist. IG Metall will ja nicht die gesamte Logistikbranche gewerkschaftspolitisch bearbeiten, sondern nur die Bereiche, die traditionell zu unseren Wertschöpfungsketten gehören. Welche Services fallen konkret darunter?Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Aus unserer Sicht zählen dazu die Aufgaben, die ursprünglich zur Wertschöpfungskette zum Beispiel der Automobilindustrie oder anderen Betrieben der Metallindustrie gehört haben und nun von Dienstleistern erbracht werden. Dazu gehören Kommissionier-Tätigkeiten oder Aufgaben wie innerbetrieblicher Transport und Vormontage– um nur wenige Beispiele zu nennen. Der Automobiltransport von A nach B oder ein zentrales Materiallager, das Logistikleistungen erbringt, zählt also aus unserer Sicht nicht dazu. Wir wollen ja nicht die Logistikbranche durcheinanderbringen. Wir erheben nicht den Anspruch auf alles, was bewegt wird. Stattdessen konzentrieren wir uns auf die Tätigkeiten, die direkt mit den Wertschöpfungsketten in unserem Organisationsbereich in Verbindung stehen. Und diese Aufgaben wollen wir tarifvertraglich regulieren. ehInterviewDetlev WetzelDürfen Gewerkschaften in einem Betrieb eigentlich um neue Mitglieder werben?Eine in einem Betrieb vertretene Gewerkschaft darf im Betrieb während der Pausen Werbe- und Informationsmaterial verteilen. Eine Gewerkschaft ist in einem Betrieb vertreten, wenn zumindest ein Arbeitnehmer Mitglied der Gewerkschaft ist.Wie kann man vermeiden, dass Arbeitnehmer in eine andere Gewerkschaft flüchten, wenn ihnen etwas nicht passt?Einen Schutz gegen den Gewerkschaftswechsel der Arbeitnehmer gibt es nicht. Mitarbeiter können wechseln, wohin sie wollen, sofern die Satzung der jeweiligen Gewerkschaft das zulässt. Allerdings hat der Arbeitgeber bei den Tariflöhnen auch noch ein Wort mitzureden. Denn Tarifverträge finden erst dann Anwendung, wenn beide Seiten entsprechend gebunden sind. Der Arbeitgeber muss also Mitglied in einem Arbeitgeberverband sein, der einen Flächentarifvertrag mit der entsprechenden Gewerkschaft abgeschlossen hat. Alternativ kann der Arbeitgeber einen Haustarifvertrag mit einer zuständigen Gewerkschaft abschließen. Nur weil Arbeitnehmer wechseln, führt das nicht dazu, dass ein Arbeitgeber an andere Vergütungsbedingungen gebunden ist. Er muss diese zuvor anerkennen.Sind den Arbeitgeberverbänden bestimmte Gewerkschaften als Verhandlungspartner zugeordnet?Tarifverhandlungen führen die Gewerkschaft und der Arbeitgeberverband, deren Satzungen sich decken, bei denen also fachliche Übereinstimmung besteht. Arbeitgeberverbände bestimmen ihre Tarifzuständigkeit nach räumlicher und fachlicher Hinsicht. Bei Letzterem wird in der Regel auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Branche abgestellt. Gewerkschaften richten ihre Zuständigkeit nach dem Industrieverbandsprinzip oder dem Berufsverbandsprinzip aus. Einbezogen sind bei Ersterem alle Unternehmen eines bestimmten Wirtschaftszweigs, unabhängig von der Tätigkeit der jeweiligen Arbeitnehmer. Dieses Prinzip gilt für die DGB-Gewerkschaften. Das Berufsverbandsprinzip stellt auf die Zugehörigkeit der Mitglieder zu bestimmten Berufsgruppen ab.Was kann man tun, wenn die Arbeitnehmer bei unterschiedlichen Gewerkschaften Mitglied sind und beide Parteien über unterschiedliche Tarifverträge verhandeln wollen?Es ist möglich, dass die Satzungen verschiedener Gewerkschaften zu einer Branche beziehungsweise Beschäftigungsgruppe passen. Dadurch kann es theoretisch sein, dass ein Teil dieser Mitarbeiter bei Verdi ist, ein Teil bei der IG Metall und ein Teil gar nicht gewerkschaftlich organisiert ist. Wenn alle Mitarbeiter derselben Branche angehören und ähnliche Tätigkeiten verrichten, muss ein Gericht entscheiden, welche Gewerkschaft für die Belegschaft zuständig ist.Muss man die von Gewerkschaft und Arbeitgeberverband beschlossenen Tarifänderungen als Unternehmen auf jeden Fall mittragen?Ja, es sei denn, es wird eine Änderungsvereinbarung speziell für das Unternehmen geschlossen.Ist es ratsam, als Betrieb aus dem Arbeitgeberverband auszutreten, um Tarifkonflikte zu umgehen?Man sollte die Vor- und Nachteile abwägen. Der Austritt an sich hilft zunächst gar nicht so viel. Zum einen, weil man nach den Satzungen der Arbeitgeberverbände üblicherweise an Kündigungs- beziehungsweise Austrittsfristen gebunden ist. Zum anderen, weil Tarifverträge bis zum Ende ihrer Laufzeit gelten. Wenn man langfristig Tariflohnsteigerungen wie bei der IG Metall absehen kann, die das Unternehmen überfordern, dann ist es sinnvoll, den Arbeitgeberverband zu verlassen. Ein Nachteil ist aber, dass man anschließend mit jedem Mitarbeiter die Beschäftigungsbedingungen einzeln aushandeln muss. Das kann sehr aufwendig sein. agManfred Schmid, Fachanwalt für Arbeitsrecht bei der M Law Group in München, beantwortet die wichtigsten FragenDie wichtigsten Rechtsfragen zum ThemaIG MetallIG Metall

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