HDM Transportlogistik

HDM TransportlogistikAufs falsche Pferd gesetztHDM Transportlogistik, lang-jähriger Transportpartner der Großbäckerei Müller-Brot, meldet Insolvenz an. 168 Beschäftigte erhielten die Kündigung. Ein Fall, der zeigt, wie riskant die Abhängigkeit von einem einzigen Großkunden sein kann. Fast zehn Jahre lang war HDM Transportlogistik, ein typisches Mittelstands-Transportunternehmen aus Freiberg am Neckar, für die namhafte bayerische Großbäckerei Müller-Brot gefahren. Nun reißt die Insolvenz der Bäckerei-Kette, die in den letzten zwei Monaten wegen massiver Hygienemängel in die Schlagzeilen geraten war, wohl auch den baden-württembergischen Spediteur in den Abgrund. „In den ersten Tagen das blanke Chaos“Am 21. Februar 2012 meldete HDM Transportlogistik beim Amtsgericht in Ludwigsburg Insolvenz für alle seine „Standorte“ Neufahrn/München, Leipzig und Regensburg an. „168 Mitarbeiter, vorwiegend LKW-Fahrer und Lagerarbeiter, hingen zuletzt arbeitsrechtlich an der Spedition“, sagt Rechtsanwalt Steffen Beck, der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden war. Auch Subunternehmer sind laut dem Anwalt für die Spedition tätig gewesen und haben an diese zum Teil erhebliche Forderungen. In den ersten Tagen nach der Insolvenz habe „das blanke Chaos in der Firma“ geherrscht, sagt er. Das habe man auf der ersten Betriebsversammlung gespürt.Inzwischen aber sind laut Beck die ersten Maßnahmen in die Wege geleitet worden. So ist allen Mitarbeitern gekündigt worden, damit diese Anspruch auf Insolvenzgeld und Arbeitslosengeld erhielten. „Der Hauptumsatz kam einfach von Müller-Brot, darüber hinaus gab es für die HDM fast kein Geschäft“, sagt Beck. Zudem wurden alle verbleibenden 40 bis 60 eigenen LKW sichergestellt sowie alle nötigen Verhandlungen mit Tankkarten-Anbietern, Leasingfirmen und Toll Collect geführt. Und mittlerweile dürfte, vermutet der Rechtsanwalt, gut die Hälfte der Mitarbeiter anderweitig Beschäftigung gefunden haben, da sich diese bei ihm „nicht mit großer Dringlichkeit wegen des Insolvenzgeldes“ gemeldet hätten. „Die HDM Transportlogistik selbst ist dagegen wohl nicht zu retten“, schätzt Beck, auch wenn „erhebliche Forderungen gegen Müller-Brot“ bestünden. Über 500.000 Euro soll die Großbäckerei dem Unternehmen schulden. Das Genick gebrochen habe der Spedition aber vor allem der Umstand, dass sie weit über 50 Prozent ihres Umsatzes mit einem einzigen Auftraggeber, eben Müller-Brot, erwirtschaftet hat. „Das war ein großer Fehler“, sagt er. „Da bestand eine zu hohe Abhängigkeit. Fällt so ein wichtiger Auftraggeber, fällt der Spediteur gleich mit.“ Gleichwohl seien beide Firmen, weiß er, in den letzten Jahren sehr stark gemeinsam gewachsen. Im Laufe dieser Zeit habe die Spedition immer mehr Touren von Müller-Brot übertragen bekommen und ihre logistischen Produktionsprozesse immer mehr an die Anforderungen der Großbäckerei und ihrer Filialen angepasst. Ein Funken HoffnungDoch am 30. Januar 2012 wurde diesem Zusammenspiel ein jähes Ende gesetzt. Denn an diesem Tag schlugen die Lebensmittelkontrolleure der oberbayerischen Großbäckerei wegen massiver Hygienemängel Alarm und stoppten die Produktion der Fabrik. In den Medien war später sogar von Mäusekot, Schaben und Maden die Rede, die im Mehl gefunden worden waren. Spätestens da muss der HDM-Geschäftsführer geahnt haben, dass auch sein Unternehmen gegen die Wand fahren würde. Am 16. Februar 2012 schließlich reichte erst Müller-Brot Insolvenzantrag beim Amtsgericht Landshut ein; und am 21.02.2012 die HDM Transportlogistik. Noch aber besteht laut Beck ein Funken Hoffnung: So sehe es derzeit danach aus, dass Müller-Brot Ende März wieder ihren Betrieb aufnehmen kann. Dann könnte zumindest ein reduzierter Teil der HDM-Mitarbeiter in einer noch zu gründenden Auffanggesellschaft wieder Transportaufträge für die Großbäckerei abwickeln. ❙❚■ Eva HassaWurde wegen massiver Hygienemängel geschlossen: die Großbäckerei Müller-Brot in NeufahrnHDM TransportlogistikDie HDM Transportlogistik in Freiberg am Neckar ist in der Lebensmittellogistik tätig und beschäftigte zuletzt 168 Mitarbeiter. In 2011 lag der Umsatz im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Genauere Zahlen liegen bislang nicht vor. Wichtigster Auftraggeber war die oberbayerische Großbäckerei Müller-Brot. Als deren Produktion wegen massiver Hygienemängel von den Behörden Ende Januar 2012 geschlossen wurde, musste Müller-Brot am 16. Februar 2012 Insolvenz anmelden und HDM Transportlogistik am 21. Februar 2012. Eröffnet wird das Insolvenzverfahren der Spedition laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Steffen Beck wohl am 1. April oder Mai 2012. eh

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