Hamburg. Der Bund muss sich nach Ansicht des Hamburger Wirtschaftssenators Ian K. Karan stärker am Ausbau der Verkehrswege zum Hamburger Hafen beteiligen. "Der Hafen nimmt eine nationale Aufgabe für ganz Deutschland wahr", sagte Karan am Dienstag in der Hansestadt. Hamburg allein könne die finanziellen Lasten des Infrastruktur-Ausbaus nicht tragen. Um den Hafen für die nächsten 20 Jahre fit zu machen, seien Investitionen in Milliardenhöhe erforderlich.
Der Senator verwies auf ein Ausbauprogramm für den belgischen Konkurrenzhafen Antwerpen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Diese Mittel seien auch nicht allein von der Stadt Antwerpen aufgebracht worden. Hamburg finanziert seinen Hafenausbau noch bis 2013 aus den Erlösen eines Teilverkaufs des städtischen Hafenkonzerns HHLA, der sogenannten HHLA-Milliarde. Anschließend sind Hamburger Haushaltsmittel von 100 Millionen Euro jährlich für den Hafen eingeplant. "Das reicht aber nicht", sagte Karan. Deshalb habe er Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) gebeten, sich in Berlin für mehr Bundesmittel für den Hafen stark zu machen.
Der Wirtschaftssenator wies Kritik aus der Hafenwirtschaft an der Politik des Senats zurück. "Wir müssen neue Wege beschreiten und anders arbeiten als in den vergangenen 30 Jahren", sagte er. Der Vorsitzende des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg (UVHH), Klaus-Dieter Peters, hatte zuvor über dramatische gekürzte Zuwendungen für den Hafen geklagt und erklärt, die zahlreichen Kostensteigerungen gefährdeten die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens. Es fehle derzeit ein enger Schulterschluss zwischen Politik und Hafenwirtschaft.
"Was der Unternehmensverband fordert, ist genau unser Ziel", sagte der Chef der Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier. "Wir sind gemeinsam daran interessiert, dass der Hamburger Hafen stärker wird." Karan betonte, er wolle den Dialog mit den Unternehmen. Es müssten jedoch auch EU-Regeln beachtet werden, und die Politik eines "closed shop" (geschlossene Gemeinschaft) könne nicht Bestand haben. Karan wies einen Bericht der "Bild"-Zeitung zurück, nach dem er Peters wegen seiner Kritik in die Behörde zitiert habe. "Ich habe kein Problem mit Herrn Peters und er nicht mit mir", sagte er.
Der Hamburger Hafen hat unter der Wirtschaftskrise besonders stark gelitten und im vergangenen Jahr mehr als ein Viertel seines Containerumschlags verloren. Mittlerweile ist er in Europa vom zweiten auf den dritten Rang hinter Rotterdam und Antwerpen abgerutscht und wird auch in diesem Jahr - trotz anziehender Umschlagmengen - noch nicht wieder an den zehnjährigen Boom zuvor anschließen können. (dpa)