Rostock. Der eigenständig arbeitende Rostocker Fracht- und Fischereihafen (RFH) soll noch leistungsfähiger werden. Zu diesem Zweck wird der Liegeplatz 2 bis Frühherbst diesen Jahres ausgebaut. In die Ertüchtigung der Kaiinfrastruktur fließen rund vier Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln in den sogenannten Warnowkai. Die Maßnahme stellt auch für die Schifffahrt eine große Verbesserung der ortsgegebenen Abfertigungsbedingen dar. Denn nach Fertigstellung können die Frachter dank des größeren Tiefgangs in einem Zug be- und entladen werden und müssen nicht mehr zwischenzeitlich „verholen", also ihren Standort verändern.
Hafenteil ist gut an die übergeordnete Infrastruktur angeschlossen
Der auf der Westseite der Warnow gelegene RFH beherbergte zu DDR-Zeiten die Hochseefischerei und war ein in sich geschlossener Bereich mit einer Fläche von rund 55 Hektar. Nach der deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 fanden in dem weitläufigen Hafengebiet große Veränderungen statt. Sie mündeten schließlich im Jahr 2002 in die Gründung der RFH. Sie beschäftigt heute gut 60 Mitarbeiter im Umschlag- und Verwaltungsbereich. Darüber hinaus entstanden in dem in diesem Hafenteil eine Fülle von neuen Gewerbebetrieben, die heute zusammen genommen rund 1500 Mitarbeiter beschäftigen. Seit den 1990er Jahren bis heute flossen in die Neu- und Umgestaltung des alten Hafenteils rund 23 Millionen Euro.
Auf den Kaiflächen verläuft ein durchgängiger Gleisstrang, der im Hafengebiet weiter verzweigt. Denn in der DDR-Fischerei-Ära wurden der mit den Hochseetrawlern angelandete Seefisch zum Teil direkt in Kühlwaggons verladen. Priebe: 2008 wurde auch eine Gleiswaage eingebaut, die es erlaubt, die Waggons im laufenden Betrieb auszuwiegen. Das eigene Bahnnetz hat einen direkten Anschluss an das öffentliche Schienennetz. " Zur RFH gehört auch eine eigene Eisenbahn-Sparte mit zwei remotorisierten Diesel-Loks und dazugehörigem Bahn-Fachpersonal.
Ausreichend Freilagerflächen sowie Kühllager
Neben den schienenseitigen Anbindungen ist der Fracht- und Fischereihafen auch straßenseitig gut erschlossen. Die für den Hafen- und Logistikstandort wichtigen Autobahnen A 19 (Rostock -Berlin) und A 20 (Osteeautobahn) kommen auch diesem Hafenteil zugute. Der 2003 in Betrieb genommenen Warnow-Tunnel ist nur wenige Kilometer entfernt. Er ist das straßenseitige Bindeglied – unter der Warnow – für den Fracht- und Fischereihafen und dem Überseehafen.
Die ehemaligen Fischereihallen dienen – nach ihrem Umbau – heute mehrheitlich als Lagerhallen für eine Vielzahl von Güter. Alles in allem sind das gut 19.000 Quadratmeter. Für Tiefkühlerzeugnisse (TK) und Frischewaren steht ein Lagerkomplex mit einer Grundfläche von 10.000 Quadratmater zur Verfügung, davon allein 7000 Quadratmeter für TK-Ware mit einer Einlagermöglichkeit bis minus 22 Grad Celsius. Das Kühlhaus hat eine EU-Zulassung als Zolllager auch für Im- und Exportwaren von außerhalb der EU. An Freilagerfläche sind derzeit gut 35.000 Quadratmeter verfügbar, die für alle möglichen Güter genutzt werden. Hallen und Flächen gehören der RFH und werden durch sie vermarktet.
Umschlaggeschäft erreichte 2010 mehr als 900.000 Tonnen
Am neuen Liegeplatz 2 werden künftig vor allem Forstprodukte umgeschlagen und auch zwischengelagert. Allerdings gilt der RFH als ein Universalhafen, was die die Güterstruktur betrifft. Das Spektrum schließt auch Lebensmittel, landwirtschaftliche Erzeugnisse, Stahl und Eisen und Baustoffe sowie Projektladung mit ein. Der Güterumschlag unterlag in den zurückliegenden Jahren immer wieder Schwankungen. Auch am RFH ging das allgemeine Krisenjahr 2009 nicht spurlos vorbei. Der Umschlag ging von rund 730.000 Tonnen (2008) auf 686.000 Tonnen zurück. 2010 legte der Umschlag dann auf rund 905.000 Tonnen zu.
Den RFH steuern vor allem Frachter aus der europäischen Küstenschifffahrt mit Zulademöglichkeiten zwischen 3000 und 5000 tdw an. Der Tiefgang in den Hafenteil liegt bei gut neun Metern. Neben der RFH gibt es in Rostock den wesentlich größeren Überseehafen, der 2010 sein 50-jähriges Bestehen feierte. (eha)