Hamburg. Das Dilemma um Hamburgs Hafenbrücken reißt nicht ab. Nach den anhaltenden Problemen an der Kattwyk-Brücke (Ende diesen Jahres ist sie wieder betriebsklar) und der Rethe-Hubbrücke (fällt diese Woche für den LKW-Verkehr vollständig aus) bereitet ein weiterer Brückenkomplex der Hamburg Port Authority (HPA) Kopfzerbrechen. Dabei handelt es sich um den Komplex „Niedernfelder Brücken“ im Südosten des Hafens. Dabei handelt es sich um eine kombinierte Straßen- und Schienenbrücke, deren älteste Bestandteile rund 90 Jahre alt sind. Für die beiden Bahnbrücken gilt mit sofortiger Wirkung eine Nutzungseinschränkung, teilte die Hamburg Port Authority (HPA) jetzt mit. Konkret: Die zulässige Achslast wurde auf 20 Tonnen verringert. Von der Entscheidung sind in erster Linie schwere Güterloks betroffen, weniger Waggons. Schon seit längerem gilt für die Bahnbrücken ein Langsamfahrgebot. „Wir können kein Risiko eingehen, auch wenn es zu Behinderungen kommen wird“, erklärte HPA-Geschäftsführer Jens Meier. Der Entscheidung ging ein technische Gutachten voran, das die Hamburger Schiffsklassifikations-Gesellschaft Germanischer Lloyd (GL) im Auftrag der HPA erstellt hatte. Daraus ging unter anderem hervor, dass der technische Erhaltungszustand der Bahnbrücke viele schlechter ist als bislang angenommen. Medienberichten zufolge sind die von der Einschränkung betroffenen Industrie- und Hafenfirmen auch erst unmittelbar nach dem Vorliegen des Gutachtens informiert wurden und reagierten verärgert. Zu den Hauptbetroffenen gehört die Norddeutsche Affininerie (NA), Europas größte Kupferhütte. Sie und anderen Firmen sind damit gezwungen, ihre Logistik kurzfristig neu zu organisieren. Die HPA hat den betroffenen Firmen angeboten, ihnen bei der Bestimmung von Ausweichrouten und der Koordinierung des Rangierverkehrs mit leichteren Loks behilflich zu sein. Die Probleme rund um die Niedernfelder Brücken sind nicht neu. Im Sommer 2006 kam es zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen der HPA und Teilen der Hamburger Hafenwirtschaft, allen voran die NA. So hatte die Hafenverwaltung angekündigt, den Komplex Niedernfelder Brücken abzureißen und durch einen Damm zu ersetzen. Dies sollte eine schnelle und zugleich kostengünstige Vorgehensweise sein. Die HPA ging damals von knapp zehn Millionen Euro aus. Die NA wies damals darauf hin, dass durch einen solche Schritt auch die Binnenschifffahrt im Hamburger nachhaltig geschädigt würde, weil historisch gewachsene Verkehrswege ein und für allemal verloren gingen. Die Kupferhütte legte ein eigenes Guchtachten vor, demzufolge eine gründliche Sanierung der Brücken einen ähnlichen Betrag kosten sollte. Inzwischen sind zwar die Ausschreibungen zum Brückenneubau erfolgt. Der neue schwarz-grüne Senat verfügte jedoch einen Stopp des weiteren Verfahrens, weil noch einmal die ganzen Verkehrswege im und durch den Hamburger Hafen auf den Prüfstand sollen. Gelder wurden ebenfalls noch nicht bewilligt. HPA-Chef Meier macht jedoch Mut. Spätestens Ende 2009 werde die neue Bahnbrücke zur Verfügung stehen. (eha)
Hafen Hamburg: Brückenprobleme nehmen kein Ende
Schienengüterverkehr über die Niedernfelder Brücken wird erheblich eingeschränkt / Hafenbehörde hofft auf baldigen Brückenneubau