Grüne Logistik

Grüne LogistikUnvergleichlich grünNachhaltig zu sein ist schick. Während aber viele nur reden, handeln die zwei Paketgrößen DPD Dynamic Parcel Distri-bution und Hermes Logistik Gruppe. Zwei grüne Logistik-Produkte gegenübergestellt.Während viele über das Thema ,Nachhaltigkeit‘ große Reden schwingen, tut sich in der Kurier-, Express- und Paketbranche (KEP) viel“, freut sich Alexander Nehm, stellvertretender Leiter der Fraunhofer SCS. Gerade in dieser Branche zeige sich, „dass die Firmen ein hohes Interesse haben, nachhaltige Aktivitäten und Lösungen umzusetzen – vermutlich sogar stärker als in anderen Logistikmarkt-Segmenten“. Nehm muss es wissen. Im letzten Jahr hatten er und die Fraunhofer SCS in dem „Nachhaltigkeitsindex für Logistikdienstleister – Orientierungshilfe in einem intransparenten Markt“ die nachhaltigen Aktivitäten der größten Logistikdienstleister Deutschlands untersucht. Mit dem Ergebnis: „Es gibt eine Kluft zwischen dem Umfang an Maßnahmen, den man durch den Medienhype zum Thema ,Nachhaltigkeit‘ erwartet, und der tatsächlichen Umsetzung.“Wie die nebenstehenden Beispiele von DPD und Hermes aber zeigen, ist das Thema „Grüne Logistik“ seit der Untersuchung der Fraunhofer SCS vor einem Jahr nicht stehengeblieben. Nehm: „Es zeigt sich, dass es durchaus Logistikdienstleister gibt, die hohe Summen investieren, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln, vor allem in der KEP-Branche.“ Auch die Herangehensweise beider Unternehmen, sich an zu erwartenden Normen und öffentlich verfügbaren Quellen zu orientieren, zeigen dem Wissenschaftler zufolge, dass sie sich „inzwischen deutlich professioneller mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen“. Wermutstropfen aber ist: Beide KEP-Dienste gehen hier eigene Wege. „Das sorgt nicht für mehr Transparenz – zumindest was die Vergleichbarkeit angeht“, kritisiert Nehm. Endkunden und Verlader könnten zwar so Informationen über das jeweilige Paket einholen, sie könnten diese aber nicht mit den Informationen anderer KEP-Dienste vergleichen. „Wie beim Paketpreis sollte es mittel- bis langfristig eine gemeinsame ,Währungseinheit‘ für den Ausstoß von CO2 geben“, fordert er. Dafür aber müssten sich die Unternehmen endlich auf einen einheitlichen Standard einigen. Doch davon sind diese noch weit entfernt. Dabei bietet sich laut Nehm „gerade die hohe Marktkonzentration der KEP-Branche mit vergleichsweise wenigen Dienstleistern an, einen gemeinsamen Standard zu entwickeln“. ❙❚■ Eva HassaNachhaltigkeit: Ein Trend, der auch vor den KEP-Diensten nicht Halt macht Grüne LogistikSetzt auf Nachhaltigkeit: Paket- und Expressdienstleister DPDGrüne Logistik à la Hermes Logistik Gruppe Wie viel CO2 verursacht eine Sendung auf dem Weg vom Versender zum Endkunden? Diese Frage kann die Hermes Logistik Gruppe ihren Auftraggebern genau beantworten. Seit März 2012 setzt Hermes unternehmensweit ein neues CO2-Messverfahren ein, das die beim Transport entstehenden CO2-Emissionen aufschlüsselt und ausweist. Dies erfolge über einen „CO2-Fußabdruck“, den Hermes für jedes Paket, aber auch pro Relation ermitteln kann, erläutert Philip Nölling, kaufmännischer Geschäftsführer des Unternehmens. Auftraggeber erhalten also ab April kostenfrei mit jeder Rechnung einen Nachweis darüber, wie viel Kilogramm CO2 bei der Beförderung ihrer Waren emittiert wird. Das Besondere: „Im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern setzen wir statt der üblichen Pauschalwerte erstmals kundenindividuelle Echtdaten ein“, führt Nölling aus. Die CO2-Bilanz werde dem Empfänger monatlich ohne Aufpreis im sogenannten Hermes Service Compass bereitgestellt.Für die neue Dienstleistung hat der KEP-Dienst eine spezielle Tourenplanungs-Software mit dem IT-Anbieter PTV und der Beratung Steria Mummert entwickelt und in die eigene EDV integriert. Die Innovation liegt nach Hermes-Angaben in der Emissionsberechnung als Teilprozess der Routenoptimierung. Dabei werden alle Etappen der Paketzustellung berücksichtigt: von der Abholung beim Auftraggeber über den Umschlag am Hermes-Hub und die Fernverkehre über die Verteilung ab Niederlassung bis zur Übergabe beim Endkunden. Die Echtdaten werden in einem Data Warehouse gesammelt, individuell ausgewertet und detailliert für verschiedene Auftragsebenen berechnet. Die CO2-Bilanz erfasst damit die gesamte Hermes-Distribution und soll mittelfristig auch auf die Beschaffungslogistik ausgeweitet werden. Die Lösung basiert auf den vom Umweltbundesamt ermittelten Emissionswerten des Handbuchs für Emissionsfaktoren (HBEFA).Der CO2-Fußabdruck sei ein weiterer wichtiger Schritt im Nachhaltigkeitsprogramm von Hermes, das zunehmend auch Auftraggeber mit einbezieht, betont Nölling. Entscheidend sei aber, über die transparente CO2-Bilanz überflüssige Verkehre zu vermeiden, etwa durch eine stärkere Bündelung der Pakete und den Einsatz alternativer Antriebe. Gerade im Stadtverkehr will Hermes in Zukunft mehr Elektromobile einsetzen. „Um den Ausbau zu beschleunigen, müssten aber E-Fahrzeuge in ausreichender Zahl zu wirtschaftlichen Konditionen zuverlässig im Markt zur Verfügung stehen“, appelliert Nölling an die Automobilindustrie. Hermes werde dann zu den ersten gehören, die ihre Flotte entsprechend aufrüsten. ehHermes logistik GruppeDPD: Ab Juli klimaneutraler und kostenloser Versand Ab 1. Juli ist es soweit: Dann will die französische Post-Tochter DPD alle Pakete in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Belgien und Luxemburg CO2-neutral versenden, und der Kunde muss dafür nicht einmal extra bezahlen. „Allein im ersten Jahr dürften die Mehrkosten für die Gruppe bei fünf Millionen Euro liegen“, hat Gerd Seber errechnet, der in Deutschland als Sustainable Development Manager für die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens verantwortlich ist. Dafür will DPD für jährlich 500.000 Tonnen CO2 in den genannten Ländern Emissionszertifikate als Ausgleich erwerben. Partner ist die Umweltorganisation CDC Climat. „Total Zero“ nennt DPD seine freiwillige Selbstverpflichtung. Diese basiert laut Seber auf drei Komponenten: Verlässliches Messen und Reduzieren des von DPD verursachten CO2-Ausstoßes sowie Ausgleichen unvermeidbarer CO2-Emissionen. Neu ist zudem ein eigens entwickelter CO2-Rechner, mit dem sich der CO2-Ausstoß bis auf Paket-Ebene ermitteln lässt. „DPD stützt sich hier auf die neue europäische Norm DIN 16258/2011, die Ende 2012 veröffentlicht werden soll“, verrät der 39-Jährige. „Mit dieser Norm gibt es erstmals einen europaweit anerkannten Standard, der die Angaben verschiedener Dienstleister vergleichbar macht. Deshalb orientieren wir auch unseren CO2-Rechner sehr eng an dieser Methodik“, sagt er.Beim Punkt „CO2-Emissionsvermeidung“ sieht Seber dagegen deutlichen Nachbesserungsbedarf: „Da sehen wir noch viel Potenzial“. So setzt DPD zwar sieben Elektrofahrzeuge in Hamburg und Stuttgart ein. Angesichts einer Gesamt-Fahrzeugflotte von 7000 in Deutschland – erstaunlich wenig. In erster Instanz nimmt der Manager indes die Nutzfahrzeughersteller in die Pflicht: „Die Preise für Elektrofahrzeuge sind viel zu hoch“, moniert er. „Den weitaus größten Bedarf an Fahrzeugen haben wir bei 3,5-Tonnern – da sind wir von einer serienreifen Elektroalternative weit entfernt.“ Hier müsse die Industrie nachbessern. Erst dann werde DPD entsprechende Fahrzeug-Anforderungen für seine Systempartner definieren. Auch beim Thema Verlagerung von der Straße auf die Schiene wünscht er sich mehr. So hat der Paketdienst zwar seine nächtlichen Direktverkehre von Hamburg und Bremen nach Nürnberg auf die Schiene verlagert und spart so jährlich 200 Tonnen. Laut Seber ist das zu wenig: „Wir würden auch andere Relationen gerne auf der Schiene bedienen.“ Angesichts der knappen Zeitfenster, die Paketdienste erfüllen müssen, sei dies aber für die Bahn schwer darstellbar. ehDPD Dynamic Parcel DistributionNachhaltigkeitsxperte Alexander Nehm zu den grünen Produkten: „Sowohl DPD als auch Hermes führen innovative und nachhaltige Maßnahmen im Bereich CO2-Messung durch. Sie verfolgen aber zwei unterschiedliche Ansätze“, kommentiert Alexander Nehm, stellvertretender Leiter der Fraunhofer SCS in Nürnberg, der 2011 einen Nachhaltigkeits-Index für die Logistikbranche in Deutschland erstellt hat. Während sich DPD an der DIN EN 16258:2011, einer EU-Norm zur Ermittlung der Kohlendioxid- und Treibhausgasemissionen in der Logistik orientiere, setze Hermes auf eine Emissionsberechnung auf Basis von vom Umweltbundesamt ermittelten Emissionswerten, die mit Routenoptimierung gekoppelt ist. Nehm: „Dieser Schritt der sehr komplexen und schwierigen Messung des CO2-Ausstoßes ist der wichtigste, um künftig positive Veränderungen darstellen zu können. Im nächsten Schritt aber müssen die Unternehmen nun konkrete Maßnahmen zur CO2-Reduzierung implementieren.“ Nehms Fazit: Beide KEP-Dienste gehen hier eigene Wege. „Das sorgt nicht unbedingt für mehr Transparenz – zumindest was die Vergleichbarkeit angeht“. Für Auftraggeber und Endkunden wäre aber genau das hilfreich. Ziel sollte es deshalb sein, fordert er, dass sich die KEP-Dienste endlich auf einen Standard einigen. ehExperten-kommentarHermes: Will im Stadtverkehr in Zukunft mehr Elektromobile einsetzen

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