Große Schiffe, große Hoffnung

Stille Wasser sind tief", sagt ein altes Sprichwort. Geht es um den Jade-Weser-Port, war es bisher allerdings eher umgekehrt: Die tiefen Wasser waren still. Zu beschönigen gibt es daran nichts. Denn bisher fehlt Deutschlands einzigem Tiefseewasserhafen, der im September 2012 eröffnet wurde, schlicht und ergreifend eins: der Containerschiffverkehr. Ganze 2,7 Millionen Metallboxen könnten im Hafen bei einer Vollauslastung umgeschlagen werden, 2013 waren es gerade mal 75.000, also nicht einmal drei Prozent. Auch 2014 sah es kaum besser aus. Statt dessen sorgten juristische Scharmützel mit dem einzigen bedeutsamen Hafenansiedler, dem Kühllogistiker Nordfrost, für weitere Negativschlagzeilen. Ein düsteres Szenario auch für die Zukunft? Mitnichten. Denn 2015 passiert endlich das, was sich die Betreiber schon so lange erhofft hatten: Die Schiffe kommen! Startet voraussichtlich am 10. Januar 2M, die Megakooperation zwischen den zwei weltweit größten Containerreedereien Maersk Line und MSC, sollen zwei Mal pro Woche Großcontainerschiffe mit einer Kapazität bis zu 18.000 TEU auf ihren Routen von Asien nach Europa in Wilhelmshaven anlegen. Und das ist noch nicht alles. Wenige Tage vor Weihnachten vermeldete Maersk bereits einen dritten Liniendienst für Wilhelmshaven mit Beginn ab Ende Feburar - ein ganz klarer Silberstreif am Horizont. Läuft durch den Vorstoß von 2M das Geschäft am einstigen "Geisterhafen" damit endlich an, sind die Chancen groß, dass weitere Nutzer nachziehen. Zwei chinesische Großreedereien haben den Jadebusen als mögliches Umschlagziel bereits fest im Blick. Auch der Kaffeeröster Tchibo führt am Hafen bereits jetzt Testverladungen durch und schließt nicht aus, dort zukünftig seinen kompletten Warenimport abzuwickeln. Nicht zuletzt profitiert der Hafen davon, dass die Gerichte einer Elbvertiefung vorerst einen Riegel vorgeschoben haben. Der Trend zu immer größeren Containerschiffen setzt sich fort, der Jade-Weser-Port trägt den wachsenden Kapazitäten Rechnung. Schief gehen darf dabei nun ohnehin nichts mehr. Sollte der Tiefseehafen seine quasi letzte Chance leichtfertig verspielen, käme dies einem Versinken im tiefen Nichts der Bedeutungslosigkeit gleich. Und zwar für immer. Zur Person Stefanie Nonnenmannbetreut das Ressort Politik + Wirtschaft und die Nachrichtenredaktion. Die Diplom-Journalistin (geboren 1976 in Castrop-Rauxel) arbeitet seit 2006 als Redakteurin für die VerkehrsRundschau.Ihre Meinung zur These an: stefanie.nonnenmann@springer.com