Berlin. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sieht die Bundesregierung in der Verkehrspolitik auf einem Irrweg. Das Schienennetz müsse stark ausgebaut werden, sonst werde der Großteil des Zuwachses beim Güterverkehr auf der Straße transportiert, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Dann werde die Bundesregierung auch ihre selbstgesteckten Klimaziele verfehlen. Deutschland will demnach im Jahr 2020 rund 40 Prozent weniger Treibhausgase in die Umwelt abgeben als 1990.
Kirchner sagte, inzwischen sei klar, dass Deutschland nicht im Plan liege. Bis 2025 sei mit einer Zunahme des Güterverkehrs in Deutschland um bis zu 70 Prozent zu rechnen. Ohne Ausbau könne die Schiene davon kaum etwas übernehmen. Das derzeitige Netz könne maximal 130 Millionen Tonnen Güter jährlich bewältigen, schon jetzt würden 113 Millionen Tonnen befördert.
Etwa 17 Prozent des Güterverkehrs in Deutschland werden zurzeit per Bahn transportiert. Dieser Anteil werde zugunsten der Lastwagen schrumpfen, wenn nicht zumindest die wichtigsten Projekte aus dem Bundesverkehrswegeplan 2003 verwirklicht würden, sagte Kirchner. Dazu gehörten ein Ausbau des Nord-Süd-Korridors, der Hafenanbindungen in Hamburg und Bremerhaven und die neue Y-Trasse von Hannover nach Hamburg und Bremen.
Statt 2,5 Milliarden Euro, die der Bund jährlich für die Schienen- Infrastruktur ausgebe, wären fünf Milliarden nötig, um die geplanten Vorhaben zu verwirklichen, meinte Kirchner. "Stattdessen greift der Bund der Bahn noch in die Tasche", indem er ihr in den kommenden vier Jahren eine Dividendenzahlung von zusammen zwei Milliarden Euro abverlange. Die Deutsche Bahn selbst sei gezwungen, vor allem in neue Fahrzeuge zu investieren. So müsse sie allein für die neue Fernzugflotte ICx, die von 2014/2015 an zunächst die Intercitys ablösen soll, rund sechs Milliarden Euro aufbringen. (dpa/ak)