Hamburg. Die weiter steigenden Preise für Schiffstreibstoff auf der einen und die Einbeziehung auch des Seeschiffs in die globale Klimaschutzdiskussion auf der anderen Seite begünstigen die Entwicklung von alternativen Antriebs- und Treibstoffkonzepten in der der Seeschifffahrt. So könnte nach Überzeugung des Germanischen Lloyd (GL) in wenigen Jahren Erdgas zu einem ernstzunehmenden Ersatztreibstoff aufrücken. „Ab 2012 könnten die ersten, mit Erdgas angetriebenen Frachter unterwegs sein“, stellte Hermann J. Klein, GL-Vorstandsmitglied, heute in Hamburg bei der Vorlage der Jahresbilanz 2007 in Aussicht. Als Einsatzraum für diese Schiffe käme nach GL-Einschätzung in einem ersten Schritt das Fahrtgebiet Ostsee in Betracht. Dafür gebe es mehrere Gründe. Zum einen könnte hier die für die Versorgung der Schiffe mit Erdgas benötigte Infrastruktur in den Häfen rechtzeitig zur Verfügung stehen. Zudem stellten die Ostseeanrainer, zumal die nordischen Länder, schon heute sehr hohe Anforderungen an die Umweltfreundlichkeit des Seetransportes im Allgemeinen und bei den Schiffstreibstoffen im Besonderen. So gilt in der Ostsee bereits seit Mitte 2006 als erstem Meer weltweit die Vorschrift, besonders schwefelarmen Schiffstreibstoff zu verwenden. Darüber hinaus ließen sich die durch die Erdgas-Technik bedingten konstruktionstechnischen Besonderheiten am besten umsetzen. Heißt: Ein mit Erdgas angetriebenes Schiff nimmt im Vergleich zum konventionellen Schweröl-/Diesel-Antrieb wesentlich mehr Raum für die Unterbringung der Tanks in Beschlag. Klein berichtete von einem GL-Muster-Container-Feederschiff mit 1500 TEU-Stellplatzkapazität, für das für die Unterbringung der Tanks das Ladevolumen von umgerechnet bis zu 50 Standardcontainer (TEU) benötigt würden. Dem damit verbundenen wirtschaftlichen Verlust von gut drei Prozent des Ladevolumens stünden auf der anderen Seite Einsparungen beim Treibstoff Erdgas sowie günstigere Werte bei der Umweltbelastung gegenüber. Denn auch das stehe inzwischen fest: Die Seeschifffahrt werde sich mit Beginn des nächsten Jahrzehntes auf Klimaschutzabgaben – CO2- Abgaben – einzustellen haben. Klein: „Deren Höhe könnte nach heutigem Diskussionsstand auf 25 bis 100 US-Dollar pro Tonne CO2 hinauslaufen.“ Zur Einordnung: Mit dem Verbrauch von einer Tonne Schweröl sind drei Tonnen CO2 verbunden. Das gesamte Thema „umweltfreundliche Schiffsantriebe“ gehöre für den GL zu den Top-Themen, denen er sich mit einem hohen Ressourceneinsatz widmen werde. Hinter dem GL liegt erneut ein wirtschaftliches Spitzenjahr, betonte das neue Vorstandsmitglied Joachim Segatz. Der Wachstumstrend der zurückliegenden Jahre habe sich damit fortgesetzt. Für 2007 weist der Konzern einen Umsatz von rund 421,7 Millionen Euro aus, ein Plus von 57,3 Millionen Euro (plus 15 Prozent). Weiterhin ist die Maritime Sparte Hauptträger des Umsatzes mit rund 297,6 Millionen Euro im Berichtsjahr. Die stark wachsende Industriesparte, zu der vor allem das Geschäft mit Öl und Gas sowie Windenergie gehört, steuerte 2007 rund 124,1 Millionen Euro zum Umsatz bei. Der GL hatte auch im vergangenen Jahr wieder großen Anteil am Wachstum in der Schifffahrt. Ende 2007 waren beim Hamburger Schiffs-TÜV Schiffe mit 71,9 Millionen BRZ in der Betreuung, gut 7,5 Millionen BRZ mehr als im Vorjahr. Das entsprach exakt 6465 Schiffen. Auch in den kommenden Jahren rechnen Klein und Segatz mit einer Fortsetzung des Wachstumskurses. Klein: „Wir erwarten, dass wir 2010 insgesamt 100 Millionen BRZ Schiffsraum klassifiziert haben werden.“ Auch als Arbeitgeber wird der GL immer wichtiger. Weltweit sind heute mehr als 4 300 Mitarbeiter tätig, davon rund 1650 in Deutschland. Die stärksten Personalzuwächse werde man aber in der internationalen Konzernorganisation haben. (eha)
Germanischer Lloyd: Erdgas könnte alternativer Schiffstreibstoff werden

Schiffsklassifizierer aus Hamburg glänzt mit einem Spitzenjahr: Bis 2010 werden 100 Millionen BRZ betreut