Generalunternehmer am Bau greifen wieder ...

Generalunternehmer am Bau greifen wieder verstärkt auf externe Dienstleister zurück Unbekanntes SparpotenzialDie Bedeutung einer funktionierenden Logistik wird in der Baubranche immer mehr erkannt. Der generelle Trend geht zum Outsourcing, doch zunehmender Wettbewerb könnte die Entwicklung vor allem in der Transportlogistik gefährden.Entsorgung, Transport, Materialbeschaffung oder Lagerung – die Fleck+Schleipen GmbH in Kriebitzsch bei Gera bietet alles an, was im Baugewerbe mit Tiefbau zu tun hat. „Die Kunden wollen immer mehr Komplettdienstleistungen“, weiß Betriebsleiter Jan Bonke aus langjähriger Erfahrung. „Wir haben uns entschlossen, die Kette zu schließen, wo viele Probleme haben.“Längst haben Generalunternehmer die Fäden auf der Baustelle aus der Hand gegeben. Die Krise der Baubranche in den letzten Jahren hat diesen Trend weiter befördert. Denn die großen deutschen Bauunternehmen sind entweder vom Markt verschwunden oder sie haben sich gesundgeschrumpft. Was zur Folge hat, dass nun, wo die Baukonjunktur angesprungen ist und die Auftragseingänge der Branche allein im Januar um nominal 19,8 Prozent gestiegen sind, die Bedeutung von Baulogistikern wie der Streif Baulogistik GmbH weiter ansteigt.Oft gebraucht, aber selten akzeptiert Das Unternehmen setzt unter anderem die Logistik von Projekten des Mutterkonzerns Hochtief um und bietet alles von der kompletten Baustelleneinrichtung bis zu ganzheitlichen Konzepten für die Tunnellogistik. Aber auch auf kleineren Baustellen sehen Logistikspezialisten Einsatzmöglichkeiten: „Ab einem Gesamtvolumen von 30 Millionen Euro lohnt sich der Einsatz eines Logistikdienstleisters auf jeden Fall“, meint Dirk Griep, Geschäftsführer der Bauserve GmbH in Frankfurt, „aber Teilleistungen wie die Überwachung der Zufahrten können schon ab einem Volumen von zehn Millionen Euro interessant sein.“Jenseits von Großbaustellen fehlt der Logistikdienstleistung in der Baubranche allerdings oft noch die Akzeptanz: „Immer mehr Bauherren fragen ein Gesamtpaket Baulogistik nach“, erläutert Gerald Ebel vom Kompetenzzentrum Baulogistik am Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund, „und da müssen viele Bauunternehmen passen.“ Für Ebel steht fest: „Die Baubranche sieht die Baulogistik oft als Leistung, die man selbst erbringen könnte.“ Dabei sei ab einer gewissen Komplexität der Einsatz von Spezialisten beim Lagermanagement oder bei der Verkehrssteuerung unbedingt angebracht. Doch nach der Erfahrung von Dirk Griep, dem Geschäftsführer des Baulogistik-Dienstleisters Bauserve, „denkt niemand beim Bau ganzheitlich. Dadurch ist die Baubranche in Sachen Logistik unglaublich weit zurück.“ Eine Ursache dafür liegt in der speziellen Situation der Branche. Einerseits existiert die Baustelle relativ kurz, sodass Effekte guter Logistik nach dem „Vorher-nachher-Prinzip“ nicht gesehen werden. Andererseits lässt sich der Nutzen von guter Baulogistik nur schwer quantifizieren. „Es ist außerordentlich schwer zu fassen, wie viel Anteil die Baulogistik am Gesamtvolumen eines Baus hat“, erläutert Boris Engelhardt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer Technik im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. „Dass aber Einsparpotenziale da sind, wird von den meisten anerkannt“, weiß auch Gerald Ebel. „Doch über die Höhe ist man sich nicht im Klaren.“ Dafür ist auch die am Bau übliche „Lieferung frei Baustelle“ verantwortlich. „Der Bauunternehmer hat so keine Transparenz über die Lieferkosten.“ Transportleistungen aus einer HandWährend bei der Logistiksteuerung die Experten – wenn auch langsam – auf dem Vormarsch sind, könnte bei der Vergabe von Transportleistungen die Outsour-cing-Schraube wieder zurückgedreht werden. Mit einem Fuhrpark von rund 250 Fahrzeugen ist die Baufirma Max Bögl GmbH in Sengenthal bei Neumarkt/Oberpfalz derzeit in dieser Größenordnung fast allein auf weiter Flur. Doch das könnte sich ändern. Derzeit findet nach Ansicht von Boris Engelhardt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer Technik im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, in manchen Transportbereichen „eher wieder eine Trendwende zu den Ursprüngen statt. Man nimmt die logistischen Dienstleistungen wieder rein.“ Diese Beobachtung erklärt Engelhardt mit mehreren Gründen. So geraten Generalunternehmer „über die aktuell im Aufbau befindlichen Prequalifikationssysteme unter Druck, selbst Leistungen zu erbringen“. Beispielsweise fordert die Deutsche Bahn 90 Prozent Eigenleistung, um an Ausschreibungen teilnehmen zu können. Damit können beim Transport nur die wenigsten dienen. Auch in der Abwasserwirtschaft wird an entsprechenden Modellen gearbeitet. „Das greift um sich, weil die Bauherren feststellen, dass es Qualitätsprobleme gegeben hat.“ Auch die Entwicklung der Kosten spielt bei der von Engelhardt beobachteten Gegenbewegung eine Rolle: Wo in den 90er-Jahren baulogistische Dienstleistungen teils aus tarifpolitischen Gründen ausgelagert wurden, wendet sich jetzt das Blatt. „Die Subunternehmer sind die Ersten, die durchweg die Preise angehoben haben – um bis zu 20 Prozent.“ Oftmals ist die Entscheidung nicht einmal eine Frage des Preises. Häufig „findet eine Reihe unserer Mitglieder zum Beispiel bei Erdtransporten keine Kapazitäten mehr auf dem Markt“, erklärt Engelhardt.Ein professionalisiertes Management der Baulogistik könnte dort manches bewirken. Allerdings nur dann, wenn es sinnvoll eingesetzt wird. So hat Edwin Beitinger eigene Erfahrungen mit logistisch geleiteten Großbaustellen gemacht. Der Geschäftsführer der Transport Service Beitinger GmbH & Co. KG in Gundelfingen hat Stahlbauteile zum Sony-Center nach Berlin transportiert. Für die Anmeldung eines jeden Transports musste er bei der Baulogistik-firma 150 Euro bezahlen. „Das ist Raubrittertum“, klagt er – und wartet schon gespannt darauf, was ihn bei der nächsten Großbaustelle erwartet. ❙❚■ Florian Beck, freier Journalist „Kein Insourcing-Druck bei Speditionen“ Als Vorstandsmitglied des Verbandes der Baumaschineningenieure und -meister e.V. (VDBUM) hat Udo Kiesewalter die Entwicklung der Baulogistik im Blick.Herr Kiesewalter, erkennen Sie in der Baulogistik einen zunehmenden Trend zum Outsourcing?Kiesewalter: Der Trend ist vorhanden. Vor allem im Bereich der Transportfahrzeuge will man outsourcen.Mit welcher Motivation?Weil im Speditionsbereich die Lohnsituation günstiger ist und sich das Baugewerbe natürlich mit der vernünftigen Auslastung schwertut. Rückfrachten können Bauunternehmen kaum bekommen. Wenn ein Bauunternehmer dann die Angebote der Transporteure mit seinen Kos-ten zum Beispiel für den Transport für Sand vergleicht, dann kann er sich nur fragen: Wie machen die das? Aber auch das Problem der Genehmigungsverfahren für Spezialtransporte ist teilweise für einen Bauunternehmer schwer zu lösen.Wirken diesem Trend die Verknappung des Laderaums und der allenthalben feststellbare Fahrermangel entgegen?Wir haben auch Mitglieder, die weiterhin einen eigenen Fuhrpark haben. Aber im speditionellen Bereich gibt es keinen Insourcing-Druck. Im Gerätebereich allerdings schaffen sich die Unternehmen teilweise schon wieder eigene Geräte an, da hier die Mietkonditionen zum Teil steigen. Großbaustellen wie Dubai und einige spektakuläre Baustellen im Inland ziehen beispielsweise alle Krane ab einer gewissen Größenordnung ab. fbAnzeige

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