Ford E-Transit Custom: Ausgedünntes Feld

Wer sich auf der IAA-Transportation über die neuesten Entwicklungen und Trends im Transporterbereich informieren möchte, der dürfte beim Blick ins Ausstellerverzeichnis enttäuscht werden. Nicht wenige Van-Produzenten entschieden sich nämlich gegen ihre Präsenz auf dem Messegelände in Hannover. Neben Nissan und Toyota lässt sich auch der Stellantis-Konzern entschuldigen, der mit Citroën, Peugeot, Opel und Fiat nicht weniger als vier große Nutzfahrzeug-Marken unter seinem Dach hat. "Wir prüfen jede Veranstaltung individuell und beleuchten Aufwand und Nutzen", heißt es auf Nachfrage der VerkehrsRundschau von einem Stellantis-Sprecher, "wir sind bei unserer Abwägung zu dem Schluss gekommen, dass wir an der IAA Transportation 2022 nicht teilnehmen werden." Das sei keine generelle Absage und keine Kritik an der IAA an sich, betont Stellantis weiter. Vielmehr habe man diese Entscheidung mit Blick auf die Situation in diesem Jahr getroffen. Die kommenden Ausgaben der Messe will man nach gewohnter Manier dann erneut individuell bewerten. Mercedes-Benz nur mit Probefahrten Auch bei Mercedes-Benz ( Pavillon P33, Stand A01) wird es keine klassische Transporter-Ausstellung mehr geben. Stattdessen habe man sich bewusst für ein stark reduziertes Szenario entschieden, das unter anderem Vorort-Testfahrten für Messebesucher mit den Elektro-Transportern der Marke vorsieht, erklärt der Hersteller auf Nachfrage. Leer gehen Van-Interessierte bei ihrem Messebesuch aber keinesfalls aus, denn auf der Messe finden mehrere Transporter-Premieren statt, die zum Großteil über einen Stecker verfügen. Elektro-Offensive bei Ford Wie beispielsweise bei Ford ( Halle 13, Stand C88), wo der neue E-Transit Custom sein Weltdebüt feiern dürfte. Das wollte der Hersteller bis zum Redaktionsschluss dieser VR-Ausgabe zwar noch nicht offiziell bestätigen, wie er auch noch keine genauen technischen Daten verlauten ließ. Fest steht aber, dass der komplett neu entwickelte E-Custom über einen reinen Elektroantrieb verfügt und in Zusammenarbeit mit Volkswagen entstand, wo man das Modell als vollelektrische Alternative zum Transporter T6.1 positionieren wird, wenn auch erst zu einem späteren Zeitpunkt. Auf jeden Fall auf dem Ford-Stand vertreten ist Vollelektrisches eine Nummer größer: Der neue E-Transit wurde erst kürzlich präsentiert und markiert den ersten Schritt in Richtung elektrifizierte Nutzfahrzeuge bei Ford. Aus technischer Sicht bringt der E-Transit einige Überraschungen mit sich: So setzt Ford anstelle einer starren Hinterachse auf Einzelradaufhängung, welche für mehr Fahrkomfort sorgt. Im Laderaum, der maximal 15,1 Kubikmeter Volumen umfasst, soll ein maximales Transportgewicht von gut 1,6 Tonnen seinen Platz finden. Die Reichweite des E-Transits gibt Ford mit 317 Kilometern an. Neben den eigentlichen Fahrzeugen hat Ford zudem mehrere passende Software-Lösungen in petto, die nahtlos mit dem Fahrzeug vernetzt sind und helfen sollen die Betriebszeit der Fahrzeuge zu erhöhen und die Produktivität zu maximieren. Elektrische Transporter darf man bei Iveco fast schon als Tradition werten, bereits im Jahr 2010 bot der Hersteller den Daily erstmals mit batterieelektrischem Antrieb an und auch spätere Modelle waren mit dieser alternativen Antriebsform zu haben, auch wenn die Verkaufszahlen insgesamt überschaubar blieben. Iveco renoviert den Daily Electric Was sich nun ändern soll, denn Iveco ( Halle 24, Stand A01) stellt auf der IAA-Transportation die nächste Generation des vollelektrischen Daily vor. Viele Details waren den Italienern bis Redaktionsschluss nicht zu entlocken, der Neue wird aber ein modular aufgebautes Batteriesystem erhalten, wobei jedes Akkupack 37 Kilowattstunden Kapazität fasst. Maximal sollen laut Iveco drei Packs verbaut werden können. Produziert werden die Batteriemodule von Fiat Powertrain Technologies Industrial - ein Unternehmen, das der Iveco-Group angehört. Neben dem BEV-Daily zeigt Iveco noch ein weiteres technisches Schmankerl in Hannover, bei dem es sich aber bis auf Weiteres noch um einen Prototypen handelt. Dieser basiert auf dem E-Daily-Konzept. Anstelle von zwei Batterien besitzt er aber eine Brennstoffzelle, die als Range-Extender dient. Iveco zufolge kann die Reichweite auf diese Weise auf bis zu 400 Kilometer gesteigert werden. Auch Renault ( Halle H13, Stand E70) zeigt auf der Messe Neues in Sachen Brennstoffzelle, und zwar auf Basis seines großen Transporters Master. Auch hier dient die Brennstoffzelle als eine Art Range-Extender, indem der von ihr unterwegs erzeugte Strom die Fahrzeugbatterie auflädt. Eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern wollen die Franzosen auf diese Weise darstellen können. Die Kehrseite der Medaille ist, dass zusätzlicher Platz für die Brennstoffzelle und den Wasserstofftank gefunden werden muss. Renault behilft sich damit, die zusätzliche Technik teilweise auf das Fahrzeugdach zu verlagern. Kangoo und Master E-Tech bei Renault Abgesehen vom H2-Master bringt Renault natürlich auch seine batterieelektrischen Transportermodelle mit nach Hannover, die gerade frisch überarbeitet wurden. Neben dem Master E-Tech, dem man jüngst eine größere 52-kWh-Batterie spendierte, findet der Kangoo Rapid E-Tech neu ins Portfolio. Der City-Van ist in zwei Längenvarianten lieferbar und lädt zwischen 3,9 und 4,9 Kubimeter ein. 90 kW leistet sein E-Antrieb, die Reichweite gibt der Hersteller mit bis zu 350 Kilometern im reinen Stadtverkehr an. Zwei große Fahrzeugneuheiten stehen auch bei Volkswagen in Halle 12, Stand C07 an. VW-Publikumsmagnet dürfte ohne Frage der neue ID. Buzz sein. Der konsequent auf Elektro entwickelte BEV-Transporter ist auch als Kastenwagenvariante lieferbar, die 3,9 Kubikmeter einladen kann. 425 Kilometer Reichweite sollen dank der 77-kWh-Batterie und des günstigen Cw-Wertes von 0,209 möglich sein. Beim Design setzt VW auf gefälliges Retro, denn für den ID. Buzz stand kein Geringerer Pate als der Ur-Bulli T1. Amarok mit Verbrennungsmotoren Die zweite Neuheit bei VW verfügt ausnahmsweise mal über einen herkömmlichen Verbrennerantrieb. Der neue Pickup Amarok entstand wiederum unter der Zusammenarbeit mit Ford und basiert technisch auf dem Ford Ranger. Trotzdem gelang der VW-Designabteilung durchaus ein eigenständiges Erscheinungsbild. Neben dem 2,0-l-TDI-Vierzylinder-Konzerndiesel bieten die Niedersachsen im Amarok sogar noch eine V6-Selbstzündervariante an. Abgesehen von den etablierten Herstellern ist auf der IAA-Transportation aber auch der ein oder andere Newcomer zu entdecken. Verteiler-Lkw und Transporter zu elektrifizieren hat sich beispielsweise Quantron ( Halle 21, Stand B70) aus Gersthofen auf die Fahne geschrieben. Neuestes Pferd im Stall der Leicht-Lkw ist der Qargo 4 EV. Dessen zulässiges Gesamtgewicht liegt bei 4,5 Tonnen, woraus laut Quantron-Angabe bis zu 1600 Kilogramm Nutzlast resultieren. Das BEV-Fahrzeug wird von einem im Peak 120 kW leistenden E-Motor angetrieben, der Strom kommt aus einer 81 kWh großen Batterie, die zwischen den Rahmenträgern Platz findet. Bis zu 230 Kilometer soll der Qargo 4 EV mit einer Stromfüllung schaffen. Das Laden geschieht per 60-kW-Bordlader an der Schnellladesäule, was laut Quantron nach ein bis zwei Stunden erledigt sein soll. Für den Kep-Einsatz kann der Qargo ab Werk mit einem Trockenfracht-Kofferaufbau bestückt werden, in den bis zu 22 Kubik passen. Maxus will vermehrt Fuß fassen Ebenfalls noch relativ neu auf dem deutschen Transportermarkt ist Maxus ( Halle 13, Stand C80). Aktuell arbeitet die chinesische Marke am Aufbau eines Händlernetzes, bis zum Jahresende will man bundesweit auf mindestens 120 Standorte für Vertrieb und Service kommen. Auf der IAA-Transportation können sich Messebesucher einen Eindruck von den aktuellen Maxus-Transportern machen. Angefangen beim elektrischen eDeliver 3 mit bis zu 6,3 Kubikmeter Frachtvolumen reicht die Palette bis zum großen 3,5-Tonner Deliver 9, den Maxus wahlweise mit Diesel oder Elektroantrieb anbietet. Wenn es deutlich kleiner sein soll, steht Cenntro (ehemals Tropos) in Halle 13, Stand E51 bereit. Das Unternehmen mit Sitz in Herne vertreibt die drei elektrischen Kleinsttransporter "Logistar", "Metro" und "Neibor". Alle drei Modelle sind Spezialisten für die City-Distribution und lassen sich mit verschiedenen Auf- und Ausbauten konfigurieren. Mehr zum Thema unter #IAATransportation www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze In kaum einer Fahrzeugklasse stehen die Hersteller beim Thema Elektrifizierung konsequenter auf dem Gas als im Feld der Transporter. Weshalb der Großteil der auf der IAA-Transportation ausgestellten Neuheiten einen Stecker hat. 11 Messehallen warten auf der IAA-Transportation auf Besucher.

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