Berlin. Mit einer weiteren Zunahme des Beförderungsvolumens trotz einer leichten Abschwächung der Konjunktur rechnet der Verband der Fährschifffahrt und Fährtouristik (VFF). Bei der Fracht erwarten die europäischen Fährlinien vom deutschen Markt in diesem Jahr eine Zunahme um ein bis zwei Prozent und beim Passagieraufkommen einen Anstieg um zwei bis drei Prozent , sagte der VFF-Vorsitzende Christian Totzeck, Manager Travel Business Germany der Stena Line, vergangene Woche bei der Präsentation der alle zwei Jahre erstellten Fährstudie auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin. Von dem auf einer positiven Markteinschätzung basierendem Mut vieler Reeder zu hohen Investitionen in neue Fährtonnage profitierten nicht nur die bis 2010/11 ausgelasteten Werften und ihre Zulieferer, sondern auch die Anlaufhäfen. Nach einer Umfrage des Verbandes unter seinen rund 50 Mitgliedern planen mehr als die Hälfte aller Reedereien in den nächsten drei Jahren Neubauten und ebenso viele die mittelfristige Eröffnung neuer Fährrouten. Ebenfalls mehr als 50 Prozent der Reedereien setzten dabei auf Ro/Pax-Konzepte, das heißt kombinierte Fracht- und Fährschiffe, die sich zum Teil stark dem Kreuzfahrtstandard angenähert haben. Sorge bereiten den Reedereien allerdings die rapide ansteigenden Brennstoffkosten und die sich aus verschärfenden Umweltschutzauflagen ergebenden Aufwendungen. Diese können laut Totzeck nicht im notwendigen Umfang an die Kunden weitergegeben werden. Diesen Herausforderungen hoffe man mit weiteren Optimierungen bei der Fahrplangestaltung und der eingesetzten Tonnage sowie der Kreativität von Werften und Zulieferern begegnen zu können. In diesem Zusammenhang ist auch die Verlegung sowie der Verkauf von Schiffen zu sehen, die auf anderen Routen wirtschaftlicher zu betreiben sind oder durch wirtschaftlichere Schiffe ersetzt werden. Allein im vergangenen Jahr sind insgesamt zehn neue oder umgebaute Fähren mit einem Investitionsvolumen von mehr als eine Milliarde Euro von den VFF-Mitgliedsreedereien zur Verstärkung der Verkehre vor allem in Nord- und Ostsee eingesetzt worden. Allein die von der Color Line im Dienst zwischen Kiel und Oslo als Schwesterschiff der „Color Fantasy“ in Fahrt gekommene Kreuzfahrtfähre „Color Magic“ schlägt mit 350 Millionen Euro zu Buche. Trotz hoher Bunkerkosten habe die Mehrzahl der Fährunternehmen im Geschäftsjahr 2007 an den Wachstumstrend der Vorjahre anknüpfen und deutlich verbesserte Buchungszahlen sowie Ergebnisse vorlegen können. Scandlines legte beispielsweise bei der Fracht um 10 Prozent, bei den Passagieren um 3,5 Prozent und bei den PKW-Transporten um 3,7 Prozent zu. Blue Star Ferries meldet bei der Fracht einen Zuwachs von 15 Prozent einen Passagieranstieg von 3,6 Prozent und ein Plus bei PKW von 8,5 Prozent. Besonders positive Entwicklungen gab es aber auch bei den Anek Lines DFDS, Stena Line und Viking Line. Ursache dafür sei neben dem Ausbau der Kapazitäten mit dem Zulauf wirtschaftlicherer und attraktiver Tonnage vor allem der Anstieg des Frachtverkehrs im Zuge der europäischen Integration, insbesondere durch den wachsenden Handel mit den Baltischen Staaten und Russland. (jm)
Fährschifffahrt setzt Wachstumskurs fort
Fährreeder planen Neubauten und neue Routen: Hohe Bunkerpreise bereiten Sorgen