Rio de Janeiro (Brasilien). „VarigLog“, frühere Cargo- Filiale Varigs, erwarb die Gesellschaft gestern für 24 Millionen US-Dollar (etwa 19 Millionen Euro). Es war das einzige Gebot der Versteigerung in einem Hangar in Rio de Janeiro. Das hochverschuldete Flaggschiff des brasilianischen Luftverkehrs, Kooperationspartner der deutschen Lufthansa in der „Star Alliance“, hatte in den vergangen Wochen immer mehr Flüge gestrichen und zuletzt praktisch nur noch die Route Rio-Sao Paulo aufrechterhalten. Selbst das Geld für den Treibstoff fehlte. Zugespitzt hatte sich die Krise bei Varig in den vergangenen Wochen. Bei einer ersten Versteigerung Anfang Juni hatte die „Gruppe der Arbeiter von Varig“ (TGV) noch umgerechnet 350 Millionen Euro geboten. Ein Richter wies das Kaufangebot später zurück, weil TGV eine geforderte Anzahlung von 60 Millionen Euro nicht leisten konnte. Das TGV-Gebot lag dabei etwa 50 Prozent unter dem von der Justiz damals festgelegten Mindestpreis von 860 Millionen US-Dollar (etwa 670 Mio. Euro) für den operationellen Bereich von Varig. Es liegt auch deutlich unter den Forderungen der Gläubiger der Firma, die sich auf rund 7,9 Milliarden Real (etwa 2,75 Mrd. Euro) belaufen. Die Investmentgruppe Matlin Patterson hatte im Dezember bereits den Logistikbereich „VarigLog“ für 48 Millionen Dollar erworben. Die Logistiksparte handelte in den vergangenen Tagen mit der Justiz den Mindestpreis zunächst auf 120 und dann auf 24 Millionen herunter. Das neue Unternehmen wird in einer ersten Phase 1500 Mitarbeiter und eine Flotte von 13 Flugzeugen haben. 8000 Menschen müssen nun entlassen werden. Die „neue Varig“ erbt fast alle nationalen und internationalen Routen von Varig. Die Hoffnung auf eine ehrenvollere Rettung von Varig waren Anfang des Jahres entschwunden, als Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte, er wolle das Geld der Steuerzahler nicht verschwenden, um ein schlecht verwaltetes Unternehmen aus dem Sumpf zu ziehen. Vor einem Jahr, im Juni 2005 hatte Varig Konkurs angemeldet, um durch Gläubigerschutz die Pfändung von Flugzeugen zu verhindern. Die 1927 vom Deutschen Otto Meier – einem ehemaligen Offizier der Luftwaffe – gegründete Fluggesellschaft erhielt 1965 durch den Bankrott des damaligen brasilianischen Marktführers Panair Auftrieb. Die Firma war bis 2003 unangefochten die Nummer Eins Brasiliens und Südamerikas. Entscheidend für die heutigen Schwierigkeiten ist die sehr erfolgreiche Niedrigpreis-Airline Gol. Allein seit 2004 fiel der Anteil Varigs am inländischen Markt auch auf Grund des Aufstiegs des zweiten Konkurrenten, TAM, von 40 auf 16 Prozent.
Ex-Prestige-Airline Varig für Schleuderpreis versteigert
Die vom Deutschen Otto Meier gegründete Ex- Prestige-Airline Varig ist in Brasilien nach langem Hin und Her für einen Schleuderpreis versteigert worden.