Entsorgungsdienstleister Büchl

Entsorgungsdienstleister BüchlVom Müllkutscher zum High-Tech-EntsorgerMüll zu transportieren ist ein schmutziges Geschäft, bei dem es nichts zu verdienen gibt. Der Werdegang des Ingolstädter Entsorgungsdienstleisters Büchl widerlegt dieses Vorurteil auf eindrucksvolle Weise. So ein Dankesschreiben sieht man selten: Handgeschrieben, mit Herzenswärme und voller Begeisterung. Es entstand diesen Sommer und stammt aus der Feder von Klaus P. Pfeifer, dem Werksleiter des Buswerkes von Mercedes-Benz in Istanbul, ist gerichtet an Reinhard Büchl, Geschäftsführer der Büchl Consult Umweltmanagement GmbH in Ingolstadt. Der Manager eines Konzerns bedankt sich persönlich bei einem Müllkutscher aus Oberbayern? Spätestens beim Lesen des letzten Satzes ahnt man, dass dies das Ende einer langen Geschichte ist. Denn da nimmt Pfeifer Bezug auf das Entsorgungskonzept in seinem Werk: „Es gefällt mir so gut, dass ich mich spontan entschieden habe, Ihnen heute zu schreiben, um mich für die offene und ehrliche Zusammenarbeit und vor allem für Ihre hochkompetente Beratung zu bedanken.“Auslöser für den Brief waren die Entsorgungsprobleme des Werkes von Daimler, das 1995 in Istanbul errichtet wurde und in dem Busse produziert werden. Es platzte in den letzten Jahren aus allen Nähten und drohte am eigenen Erfolg zu ersticken. Ein Teil des Problems: der anfallende Müll.Die innerbetriebliche und externe Entsorgung wurde mit hohem Personal- und Flächeneinsatz durchgeführt, Kapazitätserweiterungen über Personal und Flächen ausgeglichen – und jetzt quoll nicht nur sprichwörtlich alles über. Die Entsorgung war auch ein Schandfleck im Unternehmen geworden. 750 Quadratmeter neuer Entsorgungsfläche wollte man schaffen, große Bereiche auch aus ästhetischen Gründen überdachen – ein Horror für den neuen Werksleiter Klaus Pfeifer, dessen Vision es war, aus dem Werk in Istanbul einen europäischen High-Tech-Produktionsstandort zu machen. Da besann sich ein Mitarbeiter seines alten Kontakts zu Reinhard Büchl. Bald darauf saß dieser im Flugzeug nach Istanbul, verschaffte sich einen Überblick – und bekam kurz darauf einen Planungsauftrag. Sieben Monate lang stellten Experten der Büchl Consult das Werk buchstäblich auf den Kopf und machten sämtliche Abfallströme, Prozesse und Kosten sichtbar. Darauf basierend wurde die Entsorgungslogistik völlig neu konzipiert und vom Arbeitsplatz bis zum Entsorger durchgängig optimiert. Ergebnis: Keine Zusatzfläche nötig, minimale Baumaßnahmen, deutlich weniger Personal, ergonomische Arbeitsplätze und eine vorzeigbare Optik. Ein paar Monate später kam das Dankesschreiben. „Wir haben deutliche ökologische, ökonomische, soziale und optische Effekte erzielt und für Nachhaltigkeit gesorgt“, erläutert Büchl. „Das war deshalb so erfolgreich, weil Herr Pfeifer das Projekt bis zum Schluss zur Chefsache gemacht hat. Nur so sind erfahrungsgemäß werksübergreifende Optimierungen mit dem entsprechenden Nachdruck durchzusetzen.“Der Quantensprung in der Entsorgung des Daimler-Werkes ist Büchl und seinen Mitarbeitern nicht schwergefallen. Schließlich haben sie, nachdem die vor allem in den 80er Jahren vorangetriebenen Möglichkeiten der Innovation in der kommunalen Entsorgung ausgereizt schienen, in den letzten 15 Jahren besonderes Augenmerk auf neue Ansätze in der Industrieentsorgung gelegt – und dabei ihre Bemühungen nicht an der Rampe beendet: „Wenn man heute in viele Industriebetriebe geht, dann stehen dort noch immer Abfallbehälter herum wie in vielen Privathaushalten auch“, erläutert Büchl seinen Ansatz. „Die Entsorgung ist schlicht nicht durchdacht, sondern wird immer irgendwie mitgemacht.“Sparen mit professioneller EntsorgungEine ähnliche Situation fand Büchl auch im ungarischen Györ vor, als er dort vor zehn Jahren die Entsorgung des Audi-Motorenwerkes begutachtete: Sie wurde nebenbei mit der Versorgungslogistik erledigt, Gitterboxen dienten als Abfallbehälter, standen immer im Weg und waren meist voll. Büchl empfahl eine Entkoppelung des Entsorgungs- vom Versorgungs-Kreislauf. „Wir schaffen so einerseits eindeutige Verantwortlichkeiten“, erläutert Büchl den Ansatz. „Andererseits gelang es durch die klare Trennung und Zuordnung, den Personaleinsatz zu reduzieren und die Entsorgung zu professionalisieren.“ Dazu entwickelte Büchl Hardware- und Softwarelösungen, wie spezielle fahr- und kippbare Behälter, die bezogen auf eine Gitterbox fast das zweifache Materialvolumen pro Quadratmeter Standfläche aufnehmen können. Wenn die Fahrer der werksinternen Entsorgungszüge die Behälter abholen, melden sie deren Füllstand an die Dispo, wo eine von Büchl in Zusammenarbeit mit den Hochschulen Ingolstadt und Weihenstephan entwickelte Software aus diesen Informationen den nächsten optimalen Entleerungszeitpunkt des Behälters und die Abfalltouren des Entsorgungsteams ermittelt. „Abfallprodukt“ der Steuerungssoftware: ein komplettes Monitoring der innerbetrieblichen Abfallströme. Dieses Konzept und Investitionen in die notwendigen Behandlungs- und Verwertungsanlagen durch Büchl ließ die Verwertungsquote des Audi-Werkes in Györ auf 98 Prozent schießen. Bei all diesen Konzepten springt praktischerweise auch der eine oder andere Entsorgungsauftrag für die Firma Büchl heraus (siehe auch Kasten). Denn natürlich ist die Büchl Entsorgungswirtschaft GmbH noch immer im klassischen Entsorgungs-Geschäft tätig. Schließlich will man die Wurzeln des 1951 als Einmann-Transportunternehmen gegründeten Hauses nicht verleugnen – im Gegenteil: Die Rückmeldungen aus der Praxis fließen in die Lösungen der Büchl Consult ein. Zudem hat Reinhard Büchl, als er 1972 die Nachfolge seines Vaters antrat, die Tätigkeiten als Bauunternehmen weniger weiterentwickelt als sein persönliches Steckenpferd, die Entsorgung: Schon 1983 nahm er eine der ersten Sortieranlagen Bayerns für gemischte gewerbliche Abfälle in Betrieb, baute 1989 eine Kompostieranlage und startete kurz darauf einen Biotonne-Modellversuch mit 8000 Einwohnern in Ingolstadt. Heute ist das Familienunternehmen Büchl mit 30 Fahrzeugen vor allem in der Industrie-, Gewerbe- und Kommunalentsorgung tätig.Das Herz von Reinhard Büchl, der das Management des Alltagsbetriebs inzwischen an seinen Sohn Reiner und seine Tochter Iris abgegeben hat, schlug immer schon für die Innovation in Sachen Entsorgung: Eigentlich wollte er bereits seine Diplomarbeit als Bauingenieur zu diesem Thema schreiben. Doch damit konnte 1972 noch niemand etwas anfangen – und Büchl musste seinen Forscherdrang gleich unmittelbar in der Praxis ausleben. Der angewandten Forschung ist er aber auf seine Weise treu geblieben – und pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Forschung (HAW) Ingolstadt. Dort ist er Vorsitzender der Fördergesellschaft, Hochschulrat und seit 2004 Ehrensenator. „Wenn man den Erfindungsgeist mit Erfahrung und Wissen aus der Branche und mit der Kenntnis der Industrielogistik kombiniert, dann kommen da ganz andere Lösungen raus als die, die wir heute kennen. Ich hatte aber auch Glück, dass ich in Ingolstadt mit Audi, der Stadt Ingolstadt und der Bayerischen Staatsregierung Partner hatte, bei denen ich meinen Erfindergeist ausleben durfte“, erzählt Büchl begeistert von der Zusammenarbeit. Verwertungsquote 99 ProzentDoch nicht nur die Großindustrie hat Büchl ins Visier genommen: Auch kleinere Unternehmen profitieren von seinem Know-how. So hat der Verpackungshersteller Thimm-Schertler das Büchl-Team bereits bei der Planung seines neuen Werkes in Neuburg an der Donau mit einbezogen und freut sich jetzt über eine Verwertungsquote von 99 Prozent. Und bald könnten die Entsorger von Büchl auch in die Luft gehen: Gerade wurde ein Forschungsprojekt der HAW Ingolstadt für EADS Defence & Security in Manching abgeschlossen, an dem die Tüftler aus Ingolstadt mitgestrickt haben. Es geht um die Entsorgung von Militärflugzeugen und insbesondere um die Frage, ob und in welchem Umfang hochwertige, seltene und nur noch für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stehende Rohstoffe aus diesen Flugzeugen gewonnen werden können. Büchl würde gern aus der Flugzeugquelle Manching auch eine Flugzeugsenke machen. „Da schlummert ein interessantes Potenzial nicht nur für uns, sondern auch für EADS Defence & Security und Bayern als High-Tech-Bundesland.“ ❙❚■ Florian Beck, freier JournalistBüchl ist im Audi-Werk Györ für die Entsorgungslogistik zuständig.branchen-spezialbranchen-spezialEntsorgungsdienstleister BüchlEntsorgungsdienstleister BüchlExportierter Umweltschutz Mancher glaubt, Umweltschutz ließe sich nur mit Gesetzen verbessern. Doch es geht auch anders, wie die Erfahrungen der Büchl Entsorgungswirtschaft GmbH in Ungarn zeigen. Was dort 1999 als maßgeschneiderte Lösung für das Audi-Motorenwerk in Györ begann (siehe Seite 30), hat sich längst zu einem Entsorgungsangebot für ganz Westungarn entwickelt, das mit Umweltstandards arbeitet, die weit über den im Land gesetzlich vorgeschriebenen liegen. Der Hintergrund: Büchl bekam von Audi Ungarn nicht nur den Auftrag, ein neues Entsorgungskonzept zu entwickeln, sondern auch den Zuschlag bei der Ausschreibung der entsprechenden Dienstleistungen. Da Audi europataugliche Umweltstandards forderte, stand der Verbreitung dieser Standards in der Region nichts mehr im Weg. Das war die Geburtsstunde eines florierenden Entsorgungsunternehmens für die Industrie der Region mit inzwischen 120 Mitarbeitern, das nur noch zu rund 60 Prozent für Audi arbeitet. Neben einer Sortieranlage für gemischte Abfälle für die Entsorgung von Kühlschmierstoffen hat Büchl eine Verdampfungsanlage angeschafft. Damit wird der Wasseranteil von öligen Flüssigkeiten verdampft und das zurückgebliebene Öl so stark konzentriert, dass es als Brennstoff verwendet werden kann. Das verdampfte Wasser ist so wenig belastet, dass es in die Kanalisation abgeleitet werden darf. Die Anlage wird inzwischen nur noch zu 50 Prozent mit öligen Flüssigkeiten von Audi beschickt. Der Rest kommt aus ganz Westungarn. fbHier verwandelt Büchl Flüssigkeiten zu Öl: die Verwertungsanlage in GyörWie Bögl Aus Flüssigkeit Öl gewinnt

Entsorgungsdienstleister Büchl

Durchschnittspreise neue und gebrauchte Europaletten

Aufkommensentwicklung Quartal 1/2022 bis Quartal 4/2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

MEISTGELESEN

Patrick Schnieder ist neuer Bundesverkehrsminister

Rückgang im deutschen Lager- und Logistikmarkt im ersten Quartal 2025

Neue Bundesregierung streicht Beauftragten für Güterverkehr und Logistik

WEITERLESEN

NEWSLETTER