EKB Container Logistik: "Krise darf kein Dauerzustand sein"

Herr Schulz, Sie sind Geschäftsführer des Unternehmens EKB Container Logistik in Bremen. Wie geht es EKB in diesen schwer planbaren Zeiten? Es geht uns angesichts der Umstände ganz gut. Kurz gefasst kann man sagen: Drei Jahre wachsen, ein Jahr Konsolidierung. Entscheidend ist für uns aber, ganz gleich, wie die äußeren Umstände sind: Qualität darf man zu keiner Zeit riskieren. Das gibt einen schlechten Ruf und Nacharbeiten ist mit hohen Kosten und hohem Aufwand verbunden; dann lieber den Transport etwas teurer durchführen. Es ist aber doch das traditionelle Klagelied der Logistik, dass im Zweifel der Billigste die Ladung fährt... Wir reden naturgemäß immer über einen Preis, und dieser ist stets mit einer entsprechenden Leistung verknüpft. Ich will damit sagen: Die Leistung muss den Preis rechtfertigen. Und in der aktuellen Situation, mit gesstörtenrten Lieferketten und teilweise unterbrochenen Produktionen, rückt der Aspekt der Verlässlichkeit und Transportsicherheit wieder in den Vordergrund. Das ist eine gute Nachricht für ein Unternehmen wie EKB, denn unsere Philosophie ist ja genau das: Eine hohe Transportqualität, verknüpft mit ergänzenden Dienstleistungen, ist nachhaltig und zählt am Ende eben doch mehr als der niedrigste Preis. Wir können gutes Equipment in ausreichender Menge bereitstellen und dann ein entsprechendes Preisschild dranhängen. Das haben wir schon vor den ganzen Krisen so gemacht. Durch die extreme Störung der Abläufe ist es indes so, dass wir auch tatsächlich höhere Kosten haben, Stichwort Congestion. Unsere Disposition ist derzeit deutlich aufwändiger, Häfen sind verstopft, die Infrastruktur wurde 40 Jahre vernachlässigt - das merken wir auch im Hafen Hamburg ganz deutlich. Mit einer guten Import-Export-Kombination bekommt man auch viel wieder in den Griff, aber irgendwann wird es eben doch zu eng. Zumindest im Bereich Straße und Schiene soll ja nun nachgebessert werden. Trotzdem wird es erst einmal schlimmer werden, denn die Struktur muss ja instandgesetzt werden, dabei wird die Mobilität behindert. Dazu gibt es auch keine vernünftige Alternative, denn wenn wir nichts machen, geht in zehn Jahren gar nichts mehr. Wir altgedienten Logistiker sind ja so groß geworden, dass wir Sachen möglich machen, die unmöglich erscheinen. Das werden wir also wieder hinbekommen. Es muss aber an der Struktur gearbeitet werden, sonst kann am Ende auch der kreativste Logistiker nichts mehr machen. Mit Überbuchungen, Transportmittelknappheit und dergleichen jonglieren wir ja schon immer. An diesen Punkten nutzen wir unser Wissen und unsere Kontakte und es läuft wieder. Das darf aber kein Dauerzustand sein, denn dann nutzt alles zu stark ab - vor allem unsere eigenen Ressourcen. Vor allem droht uns dann der Versorgungsmangel, wenn den Logistikern die Ideen und Lösungen ausgehen. Das stimmt. Und Versorgungsmangel bedeutet nicht, dass mal die Butter nicht ankommt, sondern dass bei den produzierenden Unternehmen die Versorgung stockt. Dann stellt sich mit der Zeit die Standortfrage. In der Folge sind Arbeitsplätze bedroht und es droht eine weitere Abwanderung von Know-how. Also haben wir doch, angesichts der schlechten Verkehrsinfrastruktur, ein hohes Risiko für Versorgungsengpässe. Die Verkehrsinfrastruktur ist unbestreitbar in einem schlechten Zustand. Wir werden uns - ganz gleich, ob zügig Abhilfe geschaffen wird oder nicht - langfristig darauf einstellen müssen, dass wir mit oder in einem suboptimalen System arbeiten. Eine Möglichkeit, damit umzugehen, ist, das System 24/7 gleichmäßig zu belasten, respektive zu nutzen. Das ist ein Konzept, das wir schon seit 2014 vorantreiben und das noch viel stärker in die verladende Industrie getragen werden muss.Wir müssen weg von dem "Morgens-um-sieben-Uhr"-Dogma. Unser Büro im Hafen Hamburg ist rund um die Uhr besetzt. Wir disponieren nachts, nur im Hamburger Hafen, 40 Lkw, die ein Vielfaches dessen schaffen, was die gleiche Fahrzeugmenge tagsüber leisten kann. Ich kann also trotz erhöter Fahrerlöhne und Nachtschichtzulagen einen Nachttransport günstiger darstellen als einen Tagtransport, weil ich mit einem Nacht-Lkw acht Rundläufe schaffe und nicht nur fünf. Je mehr in die Nacht verlegt werden kann, und dabei geht es nicht nur um Container, umso entspannter laufen die Transporte - trotz der angegriffenen Infrastruktur. Bleibt noch der Fahrermangel... Ja, das stimmt, an dem Problem ist kurzfristig nichts zu tricksen oder zu optimieren. Ohne ausreichendes Personal können wir auch mit aller Digitalisierung nichts mehr retten. Ich kann ganz gut einschätzen, was wir mit IT schaffen können, denn wir haben unsere IT-Abteilung in eine eigenständige Firma überführt, die EKB Digital Solutions (siehe Kasten unten). Das ist ein eigenständiges Software-Haus, das unsere Inhouse-Lösungen entwickelt und implementiert, aber auch für Dritte arbeitet. Viele der Entwicklungen sind speditionsgetrieben, aber durchaus auf viele andere Unternehmensbereiche anwendbar und dafür dann auch speziell konfektioniert. Hier ist übrigens auch der Staat mit einem Ausbau der digitalen Infrastruktur gefordert. Aber für uns Spediteure gilt ganz klar: All diese wirklich guten Lösungen führen uns aus dem Problem Fahrermangel nicht heraus. Auch der Klimaschutz spielt eine immer größere Rolle. Ja natürlich, jeder will beim Klimaschutz mitmachen - aber keiner will die Mehrkosten tragen. Doch Klimaschonung ist ein erklärtes Ziel von EKB, an dem wir auch festhalten. Wir haben 70 LNG-Lkw im Fuhrpark, es kommen sogar noch weitere 35 LNG-Lkw dazu. Auf den gesamten Zyklus des Lkw gerechnet, ist LNG nämlich darstellbar. Das Kilo LNG kann ruhig einen Euro teurer sein als der Liter Diesel, die Vollkostenkalkulation geht immer noch auf. Wir landen tatsächlich beim "Break-even" - solange wir die Mautbefreiung für LNG haben. Wir wären sogar in der Lage, ab 1. Januar 2024 unsere Flotte mit Bio-LNG zu betreiben. Aber wir wissen noch nicht, wie die Bemautung ab 2024 bezüglich der CO2-basierten Maut aussehen wird. Da braucht die Branche schnell klare Konditionen. Ich glaube im übrigen auch, dass wir in Zukunft einen Energiemix in den Transportflotten haben werden: Elektro, Gas und Wasserstoff. Von daher sehe ich LNG keineswegs nur als Brückenlösung. Daten und Fakten: EKB Container Logistik Das Logistikunternehmen EKB Container Logistik wurde in 1966 gegründet und hat sich auf internationale Containertransporte sowie alle dazugehörigen logistischen Dienstleistungen spezialisiert. EKB bildet nach eigenen Angaben als einziges Unternehmen die komplette Hamburg-Antwerpen-Range und das dazugehörige Hinterland ab. Fïür das Unternehmen sind mehr als 400 Mitarbeiter tätig. Mit etwa 1800 Gestellungen am Tag kommt EKB auf ein Transportvolumen von 750.000 TEU im Jahr. 150 Bahntransporte und das Binnenschiff optimieren die Transportketten. Im Jahr 2021 sourcte EKB seine IT-Abteilung aus und gründete das IT-Unternehmen EKB Digital Solutions. Es bietet Beratungsleistungen, wie Analysen von Prozessen und Alt-Systemen, Technologien, wie Webanwendungen und Datenbankanbindungen, API-Anbindungen an externe Plattformen, wie Fahrzeugdaten und Digitacho, Rechnungsversand, Kilometerberechnung nach EWS, Track & Trace und Schnittstellen, wie EDI-Anbindungen auf XML-Basis und Excel-Import. In eigener Sache Dieser Artikel stammt ursprünglich aus der Partnerzeitschrift SUT, dem Magazin für Schifffahrt und Technik, Ausgabe 1/23 (ET 12.12.22). Es erscheint acht Mal im Jahr und gehört, wie die VerkehrsRundschau, zu Springer Fachmedien München. Aktuelle Meldungen unter anderem zu den Themen Transport und Logistik in See- und Binnenhäfen, Küsten- und Binnenschifffahrt, Schiffbau und Schiffstechnik sowie Eisenbahnen finden Sie auch unter www.schifffahrtundtechnik.de. Mehr zum Thema unter #Kombinierter Verkehrwww.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag

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