Echtzeitortung

Echtzeitortung Stückgutumschlag mit Echtzeitortung Damit keine Sendung verloren geht, setzt die Spedition Bursped auf eine Kombination aus Echtzeitortung (RTLS) und Videoüberwachung. Wie das Zusammenspiel aus Scanner, Kamera und Local Positioning System funktioniert. Hat jemand die Palette für Maier gesehen?“, schallt es durch die Lagerhalle und schon beginnt die Sucherei. Beim Stückgutumschlag kann es schon mal passieren, dass ein Ladungsträger verstapelt wird. Aber das Suchen zum Wiederfinden kann man sich sparen. Real Time Location Systems (RTLS) heißt die Zauberformel. „Transparenz und Prozesssicherheit ohne Warehouse Management System, den Schutz vor Verlust und Diebstahl sowie eine hohe Qualität der Dienstleistung“, benennt Roland Mrowka, Betriebsleiter des Umschlaglagers der Spedition Bursped in Hamburg-Moorfleet, die Vorteile eines Echtzeit-Ortungssystems. In einer speziellen Systemkombination mit einer Videoüberwachung sorgt RTLS in dem Bursped-Lager für eine exakte räumliche und zeitliche Erfassung des Lagergutes. „Gerade im Speditionsumfeld hat die Nachfrage nach solchen Systemkombinationen in den vergangenen drei Jahren deutlich zugenommen“, urteilt Gerd Schneider, Geschäftsführer der Solcon Systemtechnik, die die bei Bursped eingesetzten Hardware-Komponenten des RTLS lieferte. Rund 3500 Sendungen mit etwa 1300 Tonnen Stückgut werden pro Tag in der 13.500 Quadratmeter großen Umschlaghalle des Logistikdienstleisters bearbeitet. Sie ist in drei Lade- und zwei Entladezonen unterteilt. Rund 11.000 Quadratmeter nutzt Bursped für den Umschlag von nationalem und internationalem Stückgut. Die restlichen 2500 Quadratmeter stehen für Kontraktlogistik und Übersee-Transporte zur Verfügung. 2006 hat der Dienstleister das Ende der 90er-Jahre erbaute Gebäude übernommen und bei laufendem Betrieb nach Umweltauflagen und seinen eigenen Anforderungen umgebaut. „Immer noch eine der modernsten Güterumschlaganlagen Deutschlands“, urteilt Mrowka. An den Dachträgern und Hallensäulen sind Videokameras und kleine, gut handgroße rechteckige Kästen, sogenannte Ankertransponder, zu erkennen. Insgesamt 160 Videokameras und 45 Sensoren. „Sie decken mit ihren Erfassungsbereichen jeden Ort der Halle ab und bilden die Hardware-Basis für Echtzeitortung und Überwachungssystem“, so der Betriebsleiter. Scanner helfen bei der Ortung Darüber hinaus sind noch sechs Access-Points für das Local Positioning System (LPS) installiert. „Sie fungieren als Sammelpunkte für die Ortungsdaten“, erklärt Schneider von Solcon. Zudem sind 50 Handscanner von Motorola im Einsatz, „die mit aktiven, batteriebetriebenen Tags für Radiofrequency Identification (RFID) und einem speziellen Gehäuse auf RTLS-Anwendungen zugeschnitten sind“, so Schneider. Eine Softwarekomponente für die Erfassung, Aufbereitung und Archivierung der Videodaten komplettiert die Ausstattung für das kombinierte Gesamtsystem. Den Systemaufbau für den Videobereich hat die VLS Engineering geliefert. Das Zusammenspiel: Über die Funkscanner werden die Ortsdaten mit dem Bearbeitungszeitpunkt verbunden. Bei der Scannung setzen die Handhelds im Frequenzbereich des 2,45-Gigahertz-ISM-Bandes ein Funksignal zur Standorterkennung (Ortsrequest) ab. Mindestens drei der in der Bursped-Halle installierten Ankertransponder erfassen das Signal und ermitteln im Zusammenspiel die Position des Scanners im Raum. Dazu ist bei der Systemkonzeption die Bursped-Umschlaghalle in virtuelle Planquadrate unterteilt worden, die von einzelnen Sensoren erfassungstechnisch abgedeckt werden. Die Zahl der Planquadrate definiert die Menge der erforderlichen Ortungskomponenten. Mit der entsprechenden Abdeckung können die Standorte der Scanner in der Halle auf rund einen Meter genau geortet werden. In Sekundenbruchteilen wird die Positionsbestimmung an den Scanner zurückgemeldet. Kameras verfolgen den Weg der Ware Parallel dazu zeichnen die Videokameras alle Warenbewegungen an den Toren und in der Halle auf. Mit Scannung der Nummer der Versandeinheit (NVE) werden die Ortungsdaten an die Videosoftware übergeben. Im Videostream der Aufzeichnung wird eine Marke mit den Positionsdaten der Scannung hinterlegt. Damit sind Standort, NVE und Zeitpunkt der Scannung in der Videoaufzeichnung miteinander verknüpft. Auf diese Weise lassen sich Warenbewegungen in manuellen Lägern verfolgen und die Lagerplätze der Paletten ohne Installation einer Lagerverwaltungssoftware darstellen. Bei Nachforschungen wird die NVE in das Aufzeichnungsprogramm eingegeben und das Wiedergabesystem springt auf den Zeitpunkt der Scannung. Auf dem Video lassen sich dann die Wege der Ware verfolgen. So auch bei Bursped. Bis zu 120 LKW stehen in den Spitzenzeiten früh morgens an den 140 Rampen des Umschlaglagers in Hamburg-Moorfleet. Die Fahrer melden sich an und legen ihre Papiere mit Sendungsmengen und Gewichten vor. Diese werden mit den im PC erfassten Daten, die bereits per Datenfernübertragung avisiert wurden, abgeglichen. Anschließend erhalten die Sendungen eine NVE und werden mit dem Ankunftszeitpunkt des LKW im IT-System dokumentiert. 20 Stapler fertigen die Güterpaletten ab. Sowie die Paletten dabei in das Halleninnere gelangen, werden sie von der Videoüberwachung aufgenommen – ein Bild pro Sekunde. Etwa 20 Terrabyte Speicherplatz stehen dafür auf den Festplattenrekordern des Bursped-Umschlaglagers zur Verfügung. „Das reicht für eine Archivierungszeit von 32 Tagen, zwei Tage mehr, als die Vorgaben für eine Safe-Plus-Zertifizierung erfordern“, so Mrowka. Parallel zur Videoerfassung wird die NVE jeder einzelnen Sendung beim Übergang in die Halle von einem Mitarbeiter mit einem Handscanner erfasst. Auf diese Weise ist durch das Ortungssystem der Standort mit der NVE verknüpft und in der Videoaufzeichnung durch eine Marke hinterlegt. Bei jeder Umlagerung der Güter in der Halle erfolgt eine erneute Scannung. „Damit haben wir dem menschlichen Faktor ein Schnippchen geschlagen“, erläutert Mrowka. Denn die kontinuierliche Ortung der definierten und gekennzeichneten Scanner-Tags durch die in der Halle installierten Ankertransponder dient als Basis für eine Lagerplatzdefinition. Das funktioniert mit dem Ortungssystem sowohl bei einfacher Bodenlagerung als auch bei Lagerung in Regalen in der dritten Dimension. In Minuten statt nach Stunden finden Bursped nutzt die Ortungsdaten vor allem zur Verfolgung der Warenflüsse – insbesondere, wenn Sendungseinheiten „verstapelt“ werden. „Früher waren wir in solchen Fällen mehrere Stunden lang damit befasst, Videobänder durchzusehen, um den Weg und den Verbleib der Sendung im Lager zu verfolgen“, sagt der Betriebsleiter. „Das ist dank Echtzeitortung nun eine Angelegenheit von wenigen Minuten.“ Bei Fehlermeldungen und Nachforschungsaufträgen der Kunden oder bereits bei der Feststellung von Fehlmengen während der Zusammenstellung des Warenausgangs wird an einem von drei Auswertungsplätzen im Bursped-Lager heute lediglich die NVE in den PC eingegeben. Im Abgleich mit den von der Ortungssoftware erfassten Informationen sind Ort und Zeitpunkt des letzten bekannten Standortes im Lager sofort verfügbar. Mit wenigen Mausklicks ist das entsprechende Videomaterial aktiviert und der weitere Verbleib des gesuchten Stückguts umgehend nachvollziehbar. „Das hat unsere Fehlerquote auf ein Minimum gesenkt und die Qualität unserer Dienstleistung deutlich erhöht“, sagt Mrowka. ❙❚■ Rainer Barck, freier Journalist Die Serie Echtzeitlokalisierung Mit Real Time Location Systems findet sich Ware auch bei chaotischer Lagerung wieder VR 24/2013: So funktioniert die Technik, die Sachen im Lager ortet und wiederfinden hilft VR 26/2013: RTLS im Praxiseinsatz bei Bursped So geht RTLS bei Bursped Funkscannerortung und Video 13.500 Quadratmeter große Umschlaghalle gesichert mit 160 Videokameras Verteilung von 45 Ankertranspondern und sechs LPS-Access-Points an festen Positionen im Raum Ausstattung 50 beweglicher Objekte (Handscanner) mit Mobil-Tags Temporäre Funkscannerortung durch Laufzeitmessung zwischen Ankern und Tags beim Scannvorgang Positionsmessung und -berechnung mittels Funklaufzeitmessung unter Einsatz von Filteralgorithmen Sach-, Zeit- und Ortsmarke im permanenten 32-Tage-Videostream Speicherung aller Daten in Datenbank Ergebnis: Lückenlose Dokumentation (Zustand, Ein- und Ausgang), permanente Verfolgung des Warenflusses, schneller Zugriff bei hoch-flexibler Lagerung rb