Die Säulen des Güterverkehrs

Nachhaltigkeit planbar gestalten Nachhaltigkeit ist die vielleicht größte Herausforderung unserer Zeit mit fundamentalen Veränderungsprozessen für Logistikunternehmen. Neben der Transparenz des CO2-Fußabdrucks und der Vermeidung von Transporten kommt es vor allem auf den Einsatz alternativ angetriebener Fahrzeuge an. Für die damit verbundenen immensen Investitionen benötigen die Firmen Planungs- und Investitionssicherheit. Lenkungsmaßnahmen wie ETS und CO2-Maut machen nur als EU-weite Lösung Sinn. Nationale Alleingänge, die zu Wettbewerbsbenachteiligung führen, wirken ohne Kompensation kontraproduktiv. Eine Lenkung in Richtung alternativer Energien ist nur sinnvoll, wenn diese in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Logistikunternehmen könnten gefördert werden, diese selber zu produzieren (Prosumer-Konzept: Produzent = Konsument), etwa in Form von Solarstrom auf den Dächern ihrer Immobilien. Logistik sichtbar machen Die Logistik ist für Wirtschaft und Gesellschaft das, was der Blutkreislauf für den Menschen ist. Ohne sie funktioniert das System als Ganzes nicht, und doch ist sie in den meisten Situationen kaum wahrnehmbar. Die eher blasse Wahrnehmung der Logistik in der Öffentlichkeit gleicht einem Image-Dornröschenschlaf und wird ihrer Bedeutung als drittgrößtem Wirtschaftsbereich nicht gerecht. Wünschenswert wäre ein in die gesamte Gesellschaft getragenes positives Image. "Logistikweltmeister" sollte endlich vom Insider-Titel zu einer proaktiv gelebten Identität im alltäglichen Bewusstsein entwickelt werden - verwurzelt als Unterrichtsinhalt in den Schulen. Nachhaltigkeit und Digitalisierung könnten die Träger einer breit angelegten Sprach- und Deutungsänderung für die Logistik werden. Im Wettbewerb der Branchen um die benötigten Fachkräfte ist das Image die Basis. Infrastruktur vorantreiben Neben dem Erhalt der Infrastruktur stehen deren Ausbau und Nutzung im Spannungsverhältnis zu weiter steigenden Verkehrsleistungen. Einer sich exponentiell verschlechternden Situation aller Verkehrsträger wird der Bundesverkehrswegeplan 2030 aktuell nicht mehr gerecht und muss nachgebessert werden. Für eine leistungsfähige Infrastruktur sollten die Finanzierungskreisläufe verkehrsträgerbezogen angelegt werden. So sollten vor allem die Lkw-Mauteinnahmen auch in den Straßenerhalt fließen. Jenseits der Finanzierungsfragen gibt es schnell wirkende Praxisansätze, zum Beispiel den Einsatz von vorgefertigten Bauteilen oder das Angebot von Bonuszahlungen bei vorzeitiger Fertigstellung der Baustellen. Gleiches gilt für den internationalen Einsatz von Lang-Lkw und die Nutzung von 44-Tonnen zGG dort, wo es die Infrastruktur zulässt. Digitalisierung beschleunigen Megafaktor für die Wettbewerbsfähigkeit des Logistikstandorts Deutschland ist die Entwicklung der digitalen Infrastruktur. Als Backbone gilt der dringend voranzutreibende Ausbau der 5G- und Glasfasernetze. Nur so lassen sich verschiedene digitale Anwendungen und neue Technologien vorantreiben. Dazu zählen zum Beispiel die digitale Verkehrslenkung, Verkehrsfluss-Regulierungen, Car-to-Car-Konnektivität und digitale Kontrollmöglichkeiten unter Nutzung anonymisierter Mautdaten. Parallel müssen die Prozesse der Verwaltung als solche sowie der Informationsaustausch zwischen Unternehmen und Behörden stärker digitalisiert werden. Analoge, papierbasierte Verwaltungsprozesse müssen ab- und rechtssichere digitale Prozesse aufgebaut werden. Dies gilt insbesondere dort, wo das unternehmerische Handeln von der behördlichen Entscheidung abhängt. Bürokratie verschlanken Transformation, Verkehrs- und Mobilitätswende erfordern zügigere und koordiniertere Entscheidungen. Dazu müssen Verfahren einfacher und kürzer gestaltet werden, begleitet von mehr Pragmatismus und mehr Zug zum Ziel. Vieles wird im Ansatz auf den Weg gebracht, dauert aber zu lange und verliert sich in häufigen Diskussionsschleifen mit am Ende verwässerten Ergebnissen. Hier hilft am Ende wohl nur eine Staats- und Verwaltungsreform. Konkret könnte zum Beispiel die Innenstadtlogistik mithilfe bundeseinheitlicher Vorgaben für die geräuscharme Belieferung in die frühen Morgen- und späten Abendstunden dazu beitragen, die Verkehrsströme zu entlasten, und damit Staus vermeiden. Wichtig sind hier bundeseinheitliche Rahmenregelungen, sonst droht eine für die Unternehmen nicht handhabbare Vielfalt kommunaler Vorgaben. Autor Markus Olligschläger, Hauptgeschäftsführer des BWVL Markus Olligschläger ist seit dem 1. Januar 2020 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) in Bonn. Zuvor war der studierte Wirtschaftsjurist 17 Jahre lang in leitender Funkion bei mehreren Speditions-Verbänden tätig. Seine Wurzeln sieht der gebürtige Rheinländer im elterlichen Textil-Einzelhandel. Der BWVL ist ein Unternehmensfachverband für Transport und Logistik mit rund 1400 Unternehmen. Er vertritt die logistischen Interessen von Industrie- und Handelsunternehmen gegenüber der Politik und in der Wirtschaft.

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