Wie aus dem am Donnerstag, 21. März, in Berlin vorgestellten Geschäftsbericht des DB-Konzerns hervorgeht, hat die Güterverkehrstochter DB Cargo im vergangenen Jahr bei einem Gesamtumsatz von 5,6 Milliarden Euro einen operativen Verlust (Ebit) von 497 Millionen Euro erwirtschaftet und damit ihr Ergebnis gegenüber dem Vorjahr um 168 Millionen Euro verbessert. In der Region Central Europe, zu der auch Deutschland gehört, konnte der operative Verlust bei einem Außenumsatz von 4 Milliarden Euro um 190 Millionen auf 489 Millionen Euro verringert werden. Der Außenumsatz zwar um 7 Prozent, dabei ist allerdings die hohe Inflation zu berücksichtigen. Die betrieblichen Leistungsparameter gingen in einer Spanne von 12,4 bis 14,5 Prozent zurück.
Drei Viertel des Verlusts seien auf das Einzelwagengeschäft entfallen, erläuterte Güterverkehrs-Vorständin Sigrid Nikutta. Das zweite Sorgenkind sei der Kombinierte Verkehr, sagte sie, ohne den Anteil zu beziffern. Wegen der allgemeinen Wirtschaftsflaute hat sich der Lkw-Transportmarkt bekanntlich entspannt, so dass dort wieder deutlich niedrigere Preise verlangt werden.
In der der gesamten DB Cargo wuchs die Mitarbeiterzahl von DB Cargo – gemessen in Vollzeitäquivalenten – um 0,6 Prozent, obwohl Tonnage, Betriebsleistung (Trassenkilometer) und Transportleistung (Tonnenkilometer) in einer Spanne von elf bis 13 Prozent zurückgingen. Nikutta erläuterte das auf Nachfrage der VR damit, dass in einigen wirtschaftlich erfolgreich agierenden Auslandstöchtern Personal aufgebaut worden sei – zum Beispiel in Ost- und Südosteuropa.
Für Deutschland bekräftigte sie hingegen ihr Vorhaben, bei DB Cargo Stellen abzubauen, um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. Allen betroffenen Mitarbeitern sollen aber Arbeitsplätze im DB-Konzern angeboten werden. „Gerade in administrativen Prozessen müssen wir schlanker werden.“ Zudem solle mehr Verantwortung auf kleinere Einheiten übertragen werden.
Konkret erläuterte sie, dass es im DB-Konzern einige kleinere Güterbahnen gebe, die ursprünglich aus dem Montanbereich kommen (RBH) oder der Chemieindustrie (MEG). Diese seien sehr erfolgreich in einigen Segmenten unterwegs. „Die Idee, die wir haben, ist, dass diese erfolgreichen Gesellschaften mehr machen.“ Dieses Hochskalieren sei unter dem Gesichtspunkt der Schnelligkeit einfacher als eine Reform von DB Cargo, deutete sie an. Bei RBH und MEG gebe es darüber hinaus geschichtlich bedingt andere tarifführende Gewerkschaften. Das seien aber auch sehr gute Tarifverträge, betonte sie. Der Frage, wann wieder schwarze Zahlen bei DB Cargo zu erwarten seien, wich sie mit Hinweis auf ungewisse Rahmenbedingungen wie die Trassenpreisförderung aus.
Schenker-Verkauf noch in diesem Jahr angestrebt
Der Verkaufsprozess für die Logistiktochter Schenker soll nach Vorstellung von DB-Finanzvorstand Levin Holle möglichst noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, aber wohl kaum vor dem 30. Juni. „Mit dem breiten Interesse im Markt für unsere attraktive Logistik-Tochter sind wir sehr zufrieden.“ Eine genauere Prognose wollte er wegen der erfahrungsgemäß vielen Unwägbarkeiten in solchen Verfahren nicht abgeben. Das formale Closing – nach Zustimmung zum Beispiel der Wettbewerbsbehörden – erwartet er erst für 2025.
Aktuell seien den Bieter Geschäftszahlen übermittelt worden, anhand derer sie ein erstes indikatives Angebot unterbreiten sollen. Dann solle mit einem zahlenmäßig reduzierten Bieterfeld weiterverhandelt und auch der Due-Diligence-Prozess (Einsicht in nichtöffentliche Geschäftszahlen) eingeleitet werden. Aber: „Verkaufen werden wir nur, wenn es für die Deutsche Bahn wirtschaftlich ist.“
Schenker hat im vergangenen Jahr bei einem um 8,5 Milliarden geschrumpften Umsatz von rund 19 Milliarden Euro ein Ebit von 1,1 Milliarden Euro erwirtschaftet, spürbar weniger als 2022 (1,8 Milliarden Euro).
DB-Konzern schreibt insgesamt rote Zahlen
Der DB-Konzern insgesamt hat 2023 bei einem Umsatz von gut 45 Milliarden Euro ein Jahresergebnis von minus 2,35 Milliarden Euro erwirtschaftet. Auf Ebit-Basis betrug der Verlust knapp eine Milliarde Euro. Der operative Verlust ergibt sich laut Holle grob aus einer Milliarde Vorleistungen der DB für die Korridorsanierungen (diesen Betrag will der Bund 2024 ausgleichen), einer Milliarde Euro Verlust im sonstigen operativen Geschäft des Systemverbunds Bahn, teilweise kompensiert durch rund 1,1 Milliarden Euro Gewinn bei Schenker. Die Netto-Finanzschulden stiegen um gut fünf Milliarden Euro auf knapp 34 Milliarden Euro.
Für das laufende Jahr hofft der Konzern bei einem Umsatz von rund 47 Milliarden auf einen operativen Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro. Die Verschuldung soll stabil bleiben.