Die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland steht mitten in einem massiven Wandel – der Altersstruktur, der sozialen Systeme und der wirtschaftlichen Entwicklung. Kurt Biedenkopf widmet sein Buch „Die Ausbeutung der Enkel“ dieser Entwicklung und der provokativen These, dass die Generation der 35- bis 65-Jährigen ihre Kinder und Enkel ausnutzt. Der nächsten Generation werde ein gigantischer Schuldenberg der öffentlichen Hände, leere Sozialkassen, ein Millionenheer von Arbeitslosen, ein marodes Bildungssystem und eine rapide alternde Gesellschaft hinterlassen. Der ehemalige CDU-Ministerpräsident von Sachsen hält in seinem Buch ein reißerisches Plädoyer für die Belange der Enkel und erklärt den Generationenvertrag für gekündigt. Biedenkopf hat bereits vor 25 Jahren als einer der ersten Politiker vor den Folgen des demografischen Wandels gewarnt – zu einer Zeit, zu der sich sonst niemand dafür interessierte. Biedenkopf übt in seinem neusten Werk Kritik an der deutschen Mehrheitsmeinung, seiner eigenen Partei und der Untätigkeit der Politik. Leider behandelt der Autor dieses zentrale Problem zu abstrakt, ohne konkrete Vorschläge zu unterbreiten, er schweift ins Allgemeine ab und argumentiert viel zu oft mit Umfragen. Die ehemalige SPD-Familienministerin Renate Schmidt kommentierte das Buch mit den Worten: „Ein Mann sieht schwarz.“ Ob das Weltbild von Biedenkopf zu düster ist, wird sich erst in Jahrzehnten sagen lassen. (tz) Kurt Biedenkopf, Die Ausbeutung der Enkel. Plädoyer für die Rückkehr zur Vernunft. Berlin 2006, Propyläen, 224 Seiten, 16,95 Euro, ISBN 3-549-07292-9
Das Buch der Woche: "Die Ausbeutung der Enkel" von Kurt Biedenkopf
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