DAF-Euro-6-Motoren

DAF-Euro-6-Motoren Feuerwerk in Birmingham DAF macht die Motoren fit für Euro 6. Im Zuge der Umstellung auf die ab Januar 2014 gültige Schadstoffnorm präsentieren die Niederländer einen komplett neuen Elfliter- Sechszylinder für XF und CF. Die Leyland-Vergangenheit sorgt dafür, dass DAF nach wie vor Marktführer auf den britischen Inseln ist. Entsprechend nutzt die Paccar-Tochter die Birmingham Motor Show im April, um die noch fehlenden Euro-6-Motoren sowie die überarbeiteten CF- und LF-Typen zu präsentieren. Nach Aussage von DAF erwartet die Kunden ein geringer Kraftstoffverbrauch, niedrige Gewichte und eine lange Lebendauer. Mit dem neuen MX-11 bringt DAF aktuell einen 10,8 Liter-Reihensechszylinder, der auf jeden Fall in den Disziplinen Verbrauch und Gewicht punktet. Im direkten Vergleich zum bereits auf Euro 6 umgestellten MX-13 ist der Neue 180 Kilo leichter und soll rund drei Prozent weniger Diesel konsumieren. Zum Einsatz kommt der MX-11 vor allem in der überarbeiteten CF-Baureihe ab 290 PS, die stärkste Variante mit 435 PS arbeitet auch im neuen XF. Damit will DAF im gewichtssensiblen Fernverkehr punkten. Interessanter Technik-Mix Technisch kombiniert DAF Bekanntes, Erwartetes, aber auch ein paar Leckerbissen: Die neuen Grenzwerte erreichen die Vierventil-Sechszylinder durch Common-Rail-Einspritzung, Turbolader mit variabler Geometrie, die Kombination aus SCR-System, Abgasrückführung (mit bis zu 35 Prozent Rückführrate) sowie geschlossene Dieselpartikelfilter. Mit angekündigten Wartungsintervallen von bis zu 125.000 km liegen die DAF-Motoren nicht ganz im Spitzenfeld – trotzdem aber recht ordentlich. Eine Novität für einen Paccar-Motor sind die doppelten obenliegenden Nockenwellen, die künftig gebaut und nicht mehr geschmiedet sind – Ähnliches kennt man aus Wörth. Das allein bringt 15 Kilo Mindergewicht! Um den künftig steigenden Mitteldrücken Herr zu werden, lässt DAF die Motorblöcke aus stabilem Vermiculargraphit fertigen, dem Vernehmen nach bei einem bayerischen PKW-Hersteller mit ebenfalls drei Buchstaben … In den Zylinderkopf integrieren die Holländer eine neue Hochleistungs-Motorbremse, die vor allem bei niedrigen Drehzahlen schon ordentlich Verzögerung bringen soll. Für die leistungsfähigste Version gibt DAF eine Bremsleistung von über 300 kW bei 2100/min an. Viel wichtiger aber sind rund 100 kW bei 1100/min. Den Ventiltrieb über Stirnräder platzierten die Motorenentwickler auf der Seite der Schwungscheibe. Das schafft Platz an der Stirnseite, sorgt für leisen Lauf und bietet die Möglichkeit, im Sinne gesteigerter Wartungsfreundlichkeit künftig alle Nebenaggregate mir nur noch einem Flachrippenriemen anzutreiben. Die Hochdruckpumpen für das künftig mit 2500 bar arbeitende Common-Rail-System sind platzsparend im Motorblock integriert. Ausführungen der Ingenieure lassen darauf schließen, dass DAF mit Pilot- und Nacheinspritzungen arbeitet, um die Laufruhe zu erhöhen und die Schadstoffemissionen weiter zu reduzieren. Motorbremse versorgt Betriebsbremse Die komplette Motorölaufbereitung wurde ebenfalls servicefreundlich zu einer zentralen Einheit kombiniert und verfügt über einen integrierten Wärmetauscher sowie ein Wasserabscheidesystem. Eine künftig zweistufige Wasserpumpe sorgt für verminderte Verlustleistung, wenn der Kühlmittelbedarf nicht so hoch ist. Den Lüfterpropeller mit elektronischer Hydrokupplung hat DAF kraftsparend direkt an der Nebenwelle montiert. Zudem sorgt ein zweistufiger Luftpresser mit Zwischenkühlung für eine Verbrauchsreduktion von bis zu 0,2 Prozent (ca. 0,07 l/100 km). Eine Besonderheit ist das „Smart Air Supply Control. Es nutzt den Überdruck in Phasen des Motorbremsbetriebes, um die Bremsanlage zu versorgen. Eine weitere DAF-Eigenheit sind die in Schaumstoff gebetteten Leitungen, die das elektrische System vor Wasser und Dreck schützen sollen. Für den sich passiv regenerierenden Dieselpartikelfilter gibt DAF ein Reinigungsintervall von 500.000 km an. Außerdem hat DAF die kleineren Fünfliter-Vier- sowie Siebenliter-Sechszylinder für den LF und die leichten Varianten des CF optimiert. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Leistungen ein wenig, die Drehmomente dafür deutlich steigen werden. Wie gut die neuen Triebwerke sind, wird sich in Birmingham zeigen, wenn DAF die modellgepflegte CF-Baureihe präsentieren wird. Erste Testfahrten sind noch vor dem Sommer vorgesehen. ❙❚■ Gerhard Grünig