BWVL: Emissionsarm in die City

Städte, das sind Orte, in denen man lebt, arbeitet oder die man aufgrund kommerzieller oder kultureller Angebote besucht. So einfach, wie sich das anhört, "funktionieren" Städte jedoch nicht. Allein in den vergangenen zweieinhalb Jahren sind die genannten Funktionen unter einen sehr dynamischen Stresstest geraten. Im Zuge der Covid-Pandemie hat sich das Konsumverhalten der Menschen stark verändert. Der Onlinehandel setzt Maßstäbe für das lokale Angebot in Sachen Menge, Vielfalt und Verfügbarkeit der Sortimente. Gleichzeitig ist das Umweltbewusstsein der Anlieger und damit der Stadtverantwortlichen erheblich gestiegen - grün und damit möglichst CO2-reduziert sind die Werte, die für die nächsten Kommunalwahlen priorisiert werden. Hinzu kommt die Individualisierung der Arbeitsumgebung mit der Tendenz zu mehr Arbeit von zu Hause - auch das ändert die Anforderungen an die urbanen Räume. Hoher Einfluss des Werkverkehrs All diese Veränderungen wirken herausfordernd speziell auf den Werkverkehr, also auf die Unternehmen, die sich im Kern mit Produktion oder Handel beschäftigen und die Versorgung des urbanen Raums mit eigener (Transport-)Logistik übernehmen. Der Produktpalette ist dabei keine Grenze gesetzt und sie umfasst alle Arten von Gütern von Lebensmitteln bis zu Baustoffen. Von den fast 93.000 Unternehmen, die das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in seiner letzten Strukturanalyse für den gewerblichen und den Werkverkehr festgestellt hat, sind immerhin fast die Hälfte dem Werkverkehr zuzuordnen - der wächst mit 7,9 Prozent fast doppelt so stark wie der gewerbliche Güterverkehr. Die Werkverkehrsunternehmen nehmen die Herausforderungen im urbanen Umfeld sehr selbstbewusst an. Den Umweltauflagen begegnen sie mit großer Investitionsbereitschaft. Zwar unterstützt das aktuell laufende zweite Antragsfenster für das KsNI-Förderprogramm die Anschaffung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen mit 80 Prozent der Mehrkosten. Die restlichen 20 Prozent machen bei Fahrzeugpreisen von schnell mehreren Hunderttausend Euro immer noch eine sehr hohe zusätzliche Belastung gegenüber den herkömmlichen Dieselfahrzeugen aus. Dabei geht es nur zum Teil um den Austausch der Bestandsflotten, es geht auch um neue Konzepte. Pioniergeist ist auch dann gefragt, wenn etwa ein Parkhaus von Apcoa in der Bundeshauptstadt unter der Mall of Berlin als Zwischenlager genutzt wird, in Kombination mit Lastenrädern und Mini-Vans mit Elektromotor. Das BWVL-Mitglied MEWA schlägt dort Berufsbekleidung um und optimiert so auf der letzten Meile den CO2-Verbrauch. Die Niederlande machen es vor Nicht immer jedoch muss das Rad mühsam neu erfunden werden. Denn auch in anderen Ländern läuft der Werkverkehr bei der Versorgung der Städte sehr erfolgreich - und das schon seit vielen Jahren. Die holländischen Nachbarn nutzen häufig CNG-angetriebene, leise Fahrzeuge, um ihre Geschäfte in den Städten auch dann zu beliefern, wenn die Anwohner ihre Ruhe haben möchten. Möglich macht dies die Nutzung des sogenannten PIEK-Standards, quasi ein Leise-Siegel, das Fahrzeuge, Equipment und Fahrer erfüllen müssen. Die Verkehrsdichte ist zu den Lieferzeiten abends und in der Nacht nicht mehr so hoch, mit positiven Effekten für die CO2-Bilanz und das Stresslevel der Fahrer. Das Wort Tourenplanung erhält so wieder seine ursprüngliche Bedeutung. Die Logistik positiv erlebbar machen In Deutschland ist die Initiative für eine entsprechende Zertifizierung auf Bundesebene zuletzt nach guten Ansätzen im Juni 2020 im Sande verlaufen. Nun hoffen der BWVL und seine Mitgliedsunternehmen aus dem Werkverkehr und der Verladerschaft auf die Fertigstellung des Handbuchs "leise Logistik" durch das IML Fraunhofer Institut in Dortmund. Dieses Handbuch soll mit standardisierten Bewertungsgrundlagen Städte und Gemeinden bei der Genehmigung von Nachtbelieferungen unterstützen. Der Werkverkehr kann mit seinen klimaneutralen Ansätzen zur urbanen Versorgung zum Vorreiter für eine neues Logistikbewusstsein in der Gesellschaft werden. Mit Blick auf die Niederlande schafft er es, die Logistik positiv erlebbar zu machen - ein Gewinn für alle. Güterkraftverkehr in Deutschland Anzahl Unternehmen 2020 Gesamtverkehr 92.830 Gewerblicher Güterverkehr 46.901 Werkverkehr 45.929 Beschäftigte Personen im Güterverkehr Gesamt 994.964 Gewerblicher Güterverkehr 652.557 Werkverkehr 342.407 Impressum BWVL-Forum, eine Information des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik e.V.Lengsdorfer Hauptstraße 75, 53127 BonnTelefon: 0228/92535-0, Fax: 0228/9253545, www.bwvl.de, E-Mail: Info@bwvl.deSchriftleitung: Markus Olligschläger (verantwortlich)Verlag: Springer Fachmedien München GmbH, Aschauer Straße 30, 81549 München

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