Buchtipp der Woche

14.09.2005 11:09 Uhr
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© Foto: Verkehrsrundschau online

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Der Untergang des Abendlandes steht bevor, nicht Geringeres prophezeit der Leiter des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft, Meinhard Miegel, in seinem neusten Buch „Epochenwende“. Eiskalt analysiert er das nahende Ende der Überlegenheit der westlichen Kultur und Wirtschaftskraft und verweist auf die aufstrebenden Nationen Asiens. Dabei formuliert er griffig und meist sehr anschaulich und schafft es so seine Leser in den Strudel des Niedergangs mitzureißen. Die westliche, europäische Gesellschaft sei alt, satt, überheblich und im materiellen Überfluss träge geworden. Um sich dem Untergang der Zivilisation entgegenzustemmen, fordert Miegel eine radikale Neuausrichtung der Wirtschafts- und Sozialpolitik und die kreative Ausschöpfung aller vorhandener Reserven. Wohlstand dürfe künftig nicht mehr rein materiell definiert werden. Wohlstand sei auch mitmenschlicher Zusammenhalt. Die demografische Entwicklung lässt Gesellschaften altern und verschärft die strukturellen Probleme in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt. Hier müsse das alte Europa Vorbild sein und zeigen wie sich diese Schwierigkeiten lösen lassen. Auch durch die Globalisierung ist das lang andauernde Privileg scheinbar grenzenlosen Wohlstands für die westliche Gesellschaft ernsthaft bedroht. Miegel bezweifelt, dass sich der Wohlstand auf Dauer etwa mit militärischer Abschreckung verteidigen lässt. In der Analyse des Zustands beziehungsweise der zukünftigen Entwicklung, befindet sich Miegel in bester Gesellschaft. Er ist nicht der erste Mahner, der lautstark den Zusammenbruch der westlichen Zivilisation heraufbeschwört. Auch die Ansicht, dass Arbeiten für sich kein Lebenszweck ist, sondern diese Auffassung dem derzeitigen Zeitgeist entspringt, mag richtig sein. Doch kann Miegels pessimistische Sicht der Lage nicht immer überzeugen und seine Lösungsansätze sind geprägt von einem Konservativismus, der selbst dem abgelaufenen 20. Jahrhundert entspringt. So etwa die Anprangerung der Erwerbstätigkeit von Frauen, welche sich nach Meinung Miegels besser dem Kinderkriegen und ihren Familien widmen müssten. Auch die Aufforderung an deutsche Arbeitnehmer Löhne auf indischem Niveau zu akzeptieren, lässt sich leicht vom gut dotieren Posten eines Institutsleiters aus verbreiten. Die Existenzängste vieler Menschen beruhigt eine solch herablassende Sichtweise aus dem Elfenbeinturm nicht. (sb) Meinhard Miegel. Epochenwende. Gewinnt der Westen die Zukunft? Berlin 2005, Propyläen Verlag, 312 Seiten, gebunden, 22 Euro, ISBN 3-549-07177-9

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