Besser organisiert an der Rampe

Auch wenn die Covid-19-Pandemie weiterhin ihre Spuren hinterlässt und Unternehmen von einem normalen Arbeitsalltag noch weit entfernt sind, kehrt an Deutschlands Rampen langsam wieder der Alltag ein. Laut der Ausschreibungsplattform Cargoclix, die die Buchungen innerhalb ihres Zeitfenstermanagement-Systems Slot ausgewertet hat, lag die Zahl der Buchungen im Lebensmittelbereich Ende Mai immer noch rund sieben Prozent über dem Vorjahreswert, aber wieder um 14 Prozent unter den Werten des Lockdowns der letzten Märzwoche. Ende März waren die Buchungen in dem Segment um über ein Fünftel nach oben geschnellt. Zeitfenstermanagement-Systeme sind natürlich erst in zweiter Linie ein schöner Indikator dafür, wie es während einer Ausnahmesituation an den Rampen der großen Verlader zugeht. Zuvorderst sind sie ein Standard-Instrument, um die Abfertigung der Lkw in geordnete Bahnen zu lenken, damit auf dem Hof nicht das Chaos ausbricht. Aber auch in kleineren Lagern kann die Zeitfenstervergabe sinnvoll sein. "Die Pain Points waren bei uns die gleichen wie in eigentlich allen Logistikzentren - wenn es keine geregelte Zufahrt gibt, wählen sich die Fahrer die für sie gerade passenden Slots selbst aus und es kommt zu Staus in der Warenbearbeitung", sagt Burkhard Revermann, Managing Director von RMD Logistics. Der Logistikdienstleister mit Stammsitz in Mainaschaff betreibt im Rhein-Main-Gebiet drei Logistikzentren. Am Standort Karlstein betreut RMD auf 5500 Quadratmetern Fläche einen Kunden aus dem Bereich Schuhhandel. In der Spitze werden bis zu 15 Lkw täglich abgefertigt. Das Zeitfenstermanagement-System Slot wurde Anfang letzten Jahres eingeführt - und zwar obligatorisch. "Wir haben uns im Vorfeld zwar auch mit der Idee eines Hybridbetriebs auseinandergesetzt, sind aber schnell zu dem Schluss gekommen, dass dies wenig sinnvoll ist", sagt Revermann. Ungeplante Anlieferungen würden die Abläufe nur wieder durcheinanderbringen. Revermann ist so weit zufrieden: "Mit der Einführung des Zeitfenstermanagements konnten wir für einen geordneten Betrieb an der Rampe sorgen und unsere Ressourcenplanung verbessern." Wie flexibel müssen Zeitfenster sein? Diese Aussage bringt die Vorteile, die Verlader und Dienstleister von Zeitfensterbuchungen haben, auf den Punkt. Für Spediteure und Frachtführer allerdings kann diese Praxis mitunter aber für Stress sorgen - schließlich können immer unvorhersehbare Verzögerungen auftreten. "Die Taktung nach festen Zeitfenstern ist grundsätzlich auch für die Spediteure eine gute Sache, aber natürlich gibt es Fälle, in denen sie sich eine flexiblere Andienung wünschen würden", räumt Revermann ein. Für den Fall, dass ein Frachtführer das Zeitfenster nicht einhalten kann, bemühe sich RMD in Abstimmung mit Kunde und Fahrer eine flexible Lösung zu finden. "In Spitzenzeiten kann es zugegebenermaßen aber schon passieren, dass es zu längeren Wartezeiten kommt", so Revermann. Sind dynamischere Zeitfenstersysteme die Lösung? Den Ansatz gibt es schon: Telematikdaten der Lkw werden für ETA-Vorhersagen genutzt, Positionsdaten mit dem gebuchten Zeitfenster permanent abgeglichen. Rampenbetreiber können so bei Verspätungen noch umdisponieren. Dies ermöglicht Cargoclix durch eine Schnittstelle zu Timocom. Die Verladerplattform Transporeon stellt ETA-Daten von Sixfold bereit. Das Lkw-Zulaufsteuerungsmodul des Softwareanbieters Inform berechnet bei ungeplanten Ereignissen sogar automatisch einen neuen Abfertigungsplan. RMD-Geschäftsführer Revermann derweil zeigt sich schon mit der klassischen Variante zufrieden und prüft nach den guten Erfahrungen am Standort Karlstein gerade, ob und wie das Zeitfenstermanagement auch an den anderen Standorten des Unternehmens eingeführt werden kann. "Die Planung gestaltet sich allerdings etwas komplexer, weil wir dort im Gegensatz zu Karlstein mehrere Mandanten betreuen, die wiederum ihre Lieferanten und deren Spediteure auf das System bekommen müssten", so Revermann. Dass Cargoclix auf dem Markt ein etablierter Anbieter ist, könne hier aber hilfreich sein, sagt der RMD-Logistics-Chef. Mehr zum Thema finden Sie unter #LagerToreRampen www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Weniger Stau auf dem Hof und an der Rampe, bessere Ressourcenplanung: Zeitfenstermanagement sorgt in vielen großen Logistikzentren für eine organisiertere Taktung. Aber auch kleinere Betriebe wie etwa der Dienstleister RMD Logistics entdecken die Vorzüge von softwarebasierten Buchungssystemen. Tipps zur Einführung Eine gute Vorbereitung, Transparenz und klare Regeln sind bei der Einführung von Zeitfenstermanagement-Systemen entscheidend. Die Verladerplattform Transporeon stellt folgende Faustregeln auf:- Berechnen Sie sorgfältig, wie viele Zeitfenster Sie pro Tag und Rampe anbieten können, und berücksichtigen Sie dabei alle Ressourcen wie Personal, Gabelstapler und weiteres Equipment.- Geben Sie nur einen Teil aller Zeitfenster zur Buchung frei. Reservieren Sie circa fünf Prozent für unvorhergesehene Ereignisse wie verspätete Lkw, die Bestellung Ihres wichtigsten Kunden oder ungeplant eintreffende Selbstabholer.- Definieren Sie, wann Lkw pünktlich sind und wann zu spät. Kommunizieren Sie diese Regel an die Frachtführer. Legen Sie fest, was bei einer Verspätung passiert - etwa ob der Lkw das nächste freie Zeitfenster bekommt oder erst nach allen anderen abgefertigt wird.- Machen Sie deutlich, dass Lkw ohne Zeitfensterbuchung nicht ent- beziehungsweise beladen werden. Gewähren Sie eine Übergangsfrist von zwei Wochen, bevor diese Regel konsequent angewendet wird. mh

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