Bauma 2010

Bauma 2010 Begeisterung in der Baubranche Als erste größere Nutzfahrzeug-Messe in Europa verbreitet die Bauma 2010 gute Stimmung unter den Herstellern. Der erste Teil des Messeberichtes präsentiert die wichtigsten LKW-, Kipper- und Sonderfahrzeugneuheiten. Fragt man auf der Bauma nach den Ergebnissen der ersten Tage, spürt man in erster Linie Erleichterung, bisweilen sogar Begeisterung: „Wir hatten mehr Besucher als beim letzten Mal und nicht wenige davon hatten konkrete Anfragen“, freut sich Hannes Nachtelberger, Verkaufsleiter von Schwarzmüller. Die Österreicher stellten unter anderem einen 4,05 Tonnen schweren Zweiachs-Alukippsattel, einen Zweiachser mit Tridec-Zwangslenkung und einen überarbeiteten Dreiseitenkipper aus. Auch der zweite Österreicher vor Ort, Primetzhofer, äußerte sich positiv und präsentierte eine neue Gesteinsmulde mit glatter neuer Seitenwand. „Die hat mit unserer bisherigen Baukastenwand nichts zu tun und wurde komplett neu entwickelt“, erklärt der zufriedene Verkaufsberater Franz Bramer. Aber auch in deutschen Landen atmet man auf. Schmitz Cargobull kehrt wenigstens im Kühlerwerk Vreden und im Kipperwerk Gotha langsam wieder zur Normalität zurück und zeigte die angekündig-ten zwei 24-Kubik-Neuheiten mit Stahlfahrgestell: eine Alukastenmulde, die man nach eigenen Angaben auf 4460 Kilo abspecken kann und eine Stahlrundmulde, die mit jetzt senkrechter Versteifung auf 4920 Kilo Eigengewicht kommt. Die magische Fünf vor dem Komma unterschreitet demonstrativ auch Langendorf, bislang eher bekannt für Solides und den immer populärer werdenden Zweiachssattel. Der habe laut Pressesprecher Ottfried Eggenhofer mittlerweile gut zehn Prozent Anteil am Kipperprogramm geholt. Außerdem zeigte man das Bratzenverstellsystem für den Flatliner, das sich jetzt komplett vom Boden aus einstellen lässt, womit die teils gefährlichen Kletterpartien auf dem Innenlader entfallen. Ein Segen: Die Kipperfernbedienung Den Zweiachser hat auch Meiller für sich entdeckt, wo das Fahrzeug als „Kompaktsattel“ Premiere feierte. Außerdem zeigten die Münchner auf ihrem Heimspiel eine neue Alumulde und Aluaufstecksätze zur Volumenerhöhung. Begeistert waren die Besucher aber vor allem von der neuen Fernbedienung der Kipper, womit das meist zwischen Tür und Sitz eingeklemmte Ventil in Rente gehen kann. „Das funktioniert so einfach und toll, dass man sich jetzt wundert, warum es das nicht schon längst gibt“, freut sich ein professioneller Anwender, der es gerade ausgiebig getestet hat. Zwei Achsen sind auch bei Fliegl Thema, wo man einen aerodynamisch optimierten konischen Kippsattel mit Alumulde und LED-Rückleuchten präsentiert, der auch optisch aus dem Rahmen fällt. Der „Compact Coni Light“ wird später auch mit robusteren Stahlmulden verfügbar sein. Mit Alumulde wiegt die 20-Kubikversion rund 4,5 Tonnen. Weiteres Highlight ist sicher das Bügelverdeck, das bei Nichtgebrauch einfach in einem Rollkasten an der Stirnwand verschwindet. Auf Nachfrage äußert sich auch der sonst in Prognosen eher übervorsichtige Helmut Fliegl für seine Verhältnisse sehr positiv über die Entwicklung des Marktes. Über starke Nachfrage freut sich auch Vertriebsleiter Lothar Lasarz bei Kempf: „Da wir jeden Kundenwunsch individuell erfüllen, konnten wir selbst letztes Jahr ohne Kurzarbeit durchproduzieren – und liegen bei den Lieferterminen jetzt schon wieder im Juli“, berichtet er begeistert. Dabei bleibt man dem schrägen Obergurt treu und lässt auch die Membranbauweise wieder hochleben, die viele Kunden vermisst haben. Auch im Deichsel-Anhängergeschäft bleibt man auf dem Gas – immerhin mache es laut Lasarz mittlerweile rund 30 Prozent des Kipptrailergeschäftes aus. Auf der Messe zeigte man ein 3,6 Tonnen schweres Exemplar mit Alumulde auf Stahlfahrgestell. Viele kamen ohne Kurzarbeit aus Keine Kurzarbeit – diese Überschrift galt 2009 auch für Carnehl, wo man sich zur Messe nicht ganz so vehement am „Fünf-Tonnen-Unterbieten“ beteiligte und eine 21-Kubik-Hardox-Mulde mit Leichtbauchassis zeigte, die es als Dreiachser laut Carnehl auf 5480 Kilo brachte. Auch Carnehl-Inlands-Verkaufsleiter Daniel Eger freut sich über rege Nachfrage, wenngleich er beobachtet, dass die Kunden heute schärfer vergleichen und mit konkreteren Vorstellungen an die Hersteller heranträten. Ein Dauerbrenner bleibe die Gewichtsoptimierung, deren Grenzen laut Eger allerdings langsam absehbar sind. Außerdem zeigte man eine eigene Bordmatic für den Dreiseitenkipper, den man nach wie vor komplett auf teuren Kugeln lagert. „Tippmatic“ heißt die Bordmatic respektive Dosiereinrichtung der seitlichen Bordwand bei Reisch, wo man außerdem ebenfalls einen Zweiachs-Halfpipe-Sattel mit zwangsgelenkter Achse präsentierte. Außerdem beschichtet man die Abrollanhänger jetzt mit einer robusten Zinkschicht, die man auf den Namen „Longlife“ taufte. Kippertrend: Tiefer, glatter und leichter Komplettiert wird die Kipperfraktion durch Dautel: Die Leingartener präsentierten die neuen Dreiseitenkipper DK 3.48 und DK 3.51, die wie die Konkurrenzprodukte optisch glatter, leichter und besser bedienbar wurden. Natürlich hat auch Dautel in Sachen Bordmatic noch mal nachoptimiert. Rund 100 Kilo Gewichtsersparnis sollen allein durch neu angeordnete und geänderte Verstärkungsrippen im Boden geholt worden sein, außerdem kam man so 30 Millimeter tiefer. Der Boden wird künftig per Roboter durchgeschweißt. Die hintere Bordwand schlägt jetzt nicht mehr hinter, sondern zwischen den Eckrungen an, wodurch man rückstandsfrei seitlich abkippen kann. Ein spezielles Profil an der Bordwandunterkante lässt diese auf dem Boden auf- und gleichzeitig an der Bodenkante anliegen, womit Dautel die Mulde im Rahmen des Möglichen nachhaltig dicht halten will. Langfinger abhalten und auch große Werkzeuge verstauen will man dagegen mit dem neuen Kasten, den Blomenröhr für seine Dreiseitenkipper anbietet. Auch Juniorchefin Iris Blomenröhr äußert sich positiv zu den ersten Messetagen, zumal auch sie eher zur Gattung der Maßschneidereien gehört. Der 11,99-Tonnen-Tiefladesattel ließ sich nicht ganz so gut an wie in den Niederlanden, wo das Thema laut Blomenröhr auch mit 3,5-Tonnen-Zugfahrzeug und entsprechendem Führerschein wesentlich konsequenter gespielt werde. Ähnlich äußert man sich auch bei T-ax-o, wo man ein ähnliches Konzept anbietet und außerdem den Vertrieb der niederländischen Verhuizen-Fahrzeuge übernommen hat, die vor allem durch ihre geringen Leergewichte glänzen. Bei den Kippern präsentierte T-ax-o den Eco-Tipp 100, den man nur mit den nötigen Ausstattungsdetails versah und dafür für vergleichsweise kleines Geld anbieten kann. Mit 4,5-Meter-Ladefläche wiegt der Elftonner laut T-ax-o günstige 2530 Kilo. LKW: Die Wikinger wollen auf den Bau Bei den LKW-Herstellern sorgten vor allem die Schweden für Furore: Nachdem Volvo schon seit Wochen den FMX-Countdown laufen ließ, schaltete Scania kurzerhand noch die Präsentation des neuen Spitzenmodells mit 730 PS und 3500 Nm dazwischen, das leider noch nicht schwerlastkonfiguriert ist. Volvos FMX setzt auf die gleichen D11C und D13 C -Motoren wie die Straßenversion, unterscheidet sich von dieser aber schon optisch durch die robustere Front mit 25-Tonnen-Abschleppöse und Stahlbumpern. Dazu kommt ein massiver Rahmen und die Bausoftware für I-Shift. Bis zu 100 Tonnen Gesamtzuggewicht sind so möglich. Während man den Dreiachser auch als 6x6 ordern kann, bleibt es beim Vierachser bei der Achsformel 8x4. Die weist auch das neue leichte Mischerfahrgestell des Axor auf, der auf der dritten Achse die neue Susigeneration der Dimension 385/55 R 22,5 aufweist, wo sonst 305/70er sitzen. Entwickelt hat diese Größe einmal mehr Goodyear, wo man sich verstärkt um spezielle Formate bemüht. Derart abgespeckt und mit 200-Liter-Alu- und 25-Liter-Adbluetank soll das Chassisgewicht auf unter 9,2 Tonnen sinken, womit man bei den leichten Mischerfahrgestellen wieder ganz vorn mit dabei wäre. Assistenzsysteme für Afrika Eher robust müssen die neuen MAN TGS WW sein, die jetzt Euro 2 und 3 mit den neuesten Assistenzsystemen und edler TGS-Optik kombinieren und in Afrika und Asien vor allem gegen chinesische Fabrikate antreten, die ihrerseits mittelfristig ebenfalls mit Assistenzelektronik und neuen Abgasnormen (Richtung Euro 5) aufwarten werden. Noch martialischer tritt Ivecos Astra HHD 8 als 6x6 auf, der mit WSK Drehmomentwandler bis zu 250 Tonnen Gesamtzuggewicht aufweist, als Dreiachs-Kipper aber „nur“ 45 Tonnen (plus x) schleppen muss. Hinter seinem starken Rücken verhandeln die Iveco-Oberen gerade über seine Zukunft. Auch keine leichte Bürde. ❙❚■ Gregor Soller Neue Kipper: Glatter und Leichter Neue Kippbrücken von Dautel, überarbeiteter Dreiseitenkipper von Carnehl und jetzt senkrecht verrippte Stahlmulde von Schmitz Neuer Trend: Auch Meiller baut den Zweiachser Robuster als der Standard-FM tritt der FMX an, den es auch als 6x6, aber nicht als 8x8 gibt Neue (fernbedienbare) Meiller-Aluwände, großes, zweiteiliges Staufach bei Blomenröhr und eine neue Hardox-Gesteinsmulde von Primetzhofer (v. l.) Das Jahr des Zweiachssattels: Bei Schwarzmüller startet die Vollaluversion bei 4050 Kilo, Reisch lenkt eine Achse und Fliegl baut leicht und konisch Messe-Highlights: Neue LKW Premieren: Der 730er-Scania nimmt Volvo die Leistungskrone wieder ab und demonstriert den gegenüber ausstellenden Münchner Halbgeschwistern im VW-Konzern, wer in der künftigen Allianz „Premium“ sein wird. Daimler spielt derweil die Hauber- und beim Axor-Mischer die Gewichtskarte Neben dem indischen CLA präsentiert MAN den neuen TGS WW, der Euro 2 und 3 modernst verpackt Der Astra HD wird nicht über die Alpen kommen Bauma 2010 Bauma 2010 Neues aus der Nische Als einzige überlebende Fahrzeugmarke der Ex-DDR hat sich Multicar in deutschen Kommunen etabliert: Zur Bauma zeigte man zusammen mit Hako die neuesten Spielarten von Fumo und Co., den man wieder einmal um einen 7,5-Tonnen-Dreiachser erweiterte. Motorisch haben die Thüringer das Programm durchgängig auf Euro 5 angehoben, fast schon erstaunt war man laut Marketingleiter Michel Bentin über die große Nachfrage nach der E-Version des Fumo mit Li-Io-Batterien, die man auf der Fachmesse E-cartec 2009 in München präsentierte. Aufgrund der positiven Resonanz und einiger konkreter Anfragen werde man hier weiter Richtung Serie entwickeln. Hinter den Kulissen arbeitet man auch an einem Nachfolger des M26, dessen Rohbau in Grundzügen noch aus DDR-Zeiten stammt. Die schlechten Straßen nimmt man zum Anlass, auf der Bauma eine Asphaltpatcher-Version des Fumo zu zeigen, mit der man auch Rad- und Fußwegrisse einfach „zuspritzen“ kann. Weitere Versionen arbeiten als Mäher, Erdbohrer, Kanalspüler, Straßen- oder Sinkkastenreiniger. Ebenfalls öfter zu sehen in deutschen Kommunen ist der Lindner Unitrac 92 mit All-radlenkung. Unter seiner Kabine produziert der 4,4 Liter große Perkins-Turbodiesel 91 PS und 370 Nm, der so die Abgasnorm II unterschreitet. Optional liefert man auch einen geschlossenen Partikelfilter. Ganz neu in den Markt eintreten möchte der türkische Hersteller Turka, Tochter der Isarlar-Gruppe. Die stellt seit 1974 hauptsächlich Kabinen her und beschloss mit Bukan und Alakan jetzt auch Komplettfahrzeuge zu bauen, die beide von einem 2,3-Liter-Sofim-Motor mit 116 PS angetrieben werden. Die ordentlich gemachten Geländegänger suchen noch Händler in Deutschland. gs Sonderfahrzeuge Das geländegängige 3,5-Tonner-Duo Bukan und Alakan sucht noch Händler. Multicar erweitert die Fumos um einen Dreiachser, während Lindner dem Unitrac den neuen Geotrac-Traktor beistellt (v. l.) Bauma 2010 Bauma 2010

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