Frankfurt. Je nach Streikintensität könnten bis zu 80 Prozent der auf Schiene transportierten Güter brach liegen, schätzt der BME. Rund 20 Prozent der Güter würden mit Privatbahnen bewegt. „Viele Unternehmen haben sich im Vorfeld um Alternativen zur Deutschen Bahn umgesehen“, sagte Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des BME. Ausweichmöglichkeiten sind nach Verbandsansicht aber kaum vorhanden. Der Straßengüterverkehr sei ausgelastet, es gebe weder Fahrer noch Kapazitäten. Auch das Binnenschiff sei nur für wenige Güter eine Option. Auch privaten Dienstleistern drohe der der Stopp, wenn Gleise und Rangierbahnhöfe durch lahm gelegte Züge blockiert werden. Die Privaten könnten ohnehin nur einen Bruchteil des Warentransports übernehmen, sie spielten daher im Streikfall in den Überlegungen der Verlader kaum eine Rolle. Hildebrandt geht davon aus, dass die Mehrheit der Unternehmen einen Streik von einem Tag bis zu zwei Tagen überbrücken könnte. „Danach wird sich der Versorgungsengpass auf die Produktivität auswirken“, sagte Hildebrandt. Auf Just-In- Time ausgerichtete Industrien, wie Montanindustrie, Chemische Industrie, Lebensmittelindustrie und die Automotivbranche, wären von einem längeren Arbeitskampf besonders betroffen. Auch die Mineralöl- und Kraftwerksversorgung wäre stark beeinträchtigt. Bisher verzichteten die Verlader jedoch darauf, die Lagerbestände aufzustocken. Laut Einkaufsmanager-Index (EMI) haben die Verlader sowohl die Fertigwaren- als auch die Vormateriallager bis Ende Juli weiter abgebaut. Hildebrandt: „Die Gewerkschaft der Lokomotivführer muss sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Es gilt, die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen möglichst gering zu halten.“ Hildebrandt appellierte an die Beteiligten, im Interesse der deutschen Wirtschaft zeitnah eine umgehende Einigung herbeizuführen.
Bahnstreik: BME befürchtet Nachschub-Engpässe
Der angekündigte Streik der Lokführer gefährdet nach Ansicht des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) die Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft. Massive Probleme im Nachschubbereich werden befürchtet.