Interview: "B2C bedeutet eine Umstellung"

Wie profitieren Sie von dem wachsenden E-Commerce-Geschäft? Wir organisieren den Versand für kleine Händler, für die wir teilweise auch die Kommissionierung übernehmen. Sie schätzen an uns, dass sie direkter beraten und betreut werden als bei den Großen. Darüber hinaus nutzen uns Paketdienste und Start-ups wie Liefery als Überlauf. Zuletzt haben wir für einen sehr großen E-Commerce-Händler auch Retouren aus Spätverkaufsstellen organisiert. In diesem Bereich ist viel Bewegung, alle suchen noch nach der günstigsten Lösung. Was bedeutet der Einstieg in dieses Geschäft? Wir kommen aus dem klassischen B2B-Kuriergeschäft, wo die Kunden zum Beispiel Zahnarztpraxen oder Rechtsanwälte sind. Sie sind zwischen 9 und 17 Uhr sicher anzutreffen. Der B2C-Kunde dagegen ist schwieriger zu "kontrollieren". Das bedeutet eine Umstellung. Außerdem haben wir gelernt genauer zu kalkulieren. Früher hätten wir gesagt, dass ein Stopp-Preis von 3,50 Euro nicht möglich ist. Heute wissen wir, dass er mit der richtigen Stoppdichte durchaus möglich ist. Wie kommt das zunehmende E-Commerce-Geschäft bei den Fahrern an? Wir haben letztens unsere Kurierfahrer gefragt, welches Segment wir ausbauen sollen. 81 Prozent waren für das klassische Stadtkuriergeschäft, für die Zusammenarbeit mit E-Commerce-Anbietern oder Start-ups dagegen nur rund 30 Prozent. Diese Skepsis rührt daher, dass Kurierfahrer sich als freie Unternehmer verstehen, wir haben viele Aussteiger und Individualisten. Denen kann man nicht einfach eine Rollkarte in die Hand drücken und sagen"Jetzt fahre bitte diese 54 Pakete aus". Zumal der Anspruch an einen Kurier wesentlich höher ist und die Verdienstmöglichkeiten auch viel besser sind als im Paketgeschäft. Dafür brauchen Sie eine andere Art von Fahrer. Deshalb haben wir zusätzlich eine eigene Gesellschaft gegründet, um mehr Leute für diesen Bereich fest anzustellen.

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